Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
Vom Netzwerk:
dem Rücken zum geselligen Treiben an seinem Bier.
    »Herr Dietl?«, fragte Leipold, sein trockener Gaumen lechzte nach einem Schluck Gerstensaft.
    Langsam wie eine Schildkröte drehte sich der etwa siebzigjährige Mann um. Das graue Haar hatte er zu einem Scheitel gekämmt, seine Augen glühten grün. Bedächtig schürzte er die Lippen.
    »Ich bin der Hannes. Gesiezt wird höchstens der Papst am Sonntag.«
    »Servus Hannes, das ist die Isabel, ich bin der Pius«, reagierte Leipold schnell. Die Worte musste er brüllen.
    »Servus«, entgegnete der Mann, der nach den Recherchen der Ermittler sein Leben lang als Hopfenbauer gearbeitet hatte. Nach der Begrüßung starrte er wieder auf sein Glas. Die Geräuschkulisse schien ihn in seiner Bierandacht nicht zu stören.
    »Hannes!« Isabel klopfte ihm auf die Schulter. »Gehen wir eine rauchen?« Vierkant hatte seinen penetranten Nikotinatem gerochen.
    Der Hopfenbauer trank zur Erwiderung den Rest seines Bieres aus und sagte in Richtung Zapfhahn, obwohl dort gerade niemand war: »Mach mir noch eine Halbe, bin gleich wieder da.« Dann quälte er sich von dem Hocker.
    Leipold und Vierkant folgten ihm durch das Gedränge der singenden Gäste.
    Vor der Tür stellten sie sich etwas abseits. Auf der Straße herrschte nächtlicher Betrieb. Fahrgäste warteten an der Trambahnhaltestelle, eine Gruppe Jugendlicher überquerte mit Bierkästen die Straße, offenbar unterwegs zur nahe gelegenen Isar.
    »Von der Bullerei, oder?«
    Nach der Feststellung befeuchtete der alte Dietl den Filter seiner Zigarette, leckte mit der Zunge daran und plazierte sie zwischen den Lippen. Vierkant wurde übel beim Zusehen. Leipold holte einen Zigarillo hervor.
    »Volltreffer«, übernahm Leipold. »Es geht um deinen Florian.«
    »Flori. Für mich ist er der Flori.«
    »Der Flori also«, stimmte Leipold zu.
    »Der Porsche vom Flori ist ja wie neu«, sagte da schon Vierkant. Sie hatte im Rahmen der Ermittlungen Florians Vater als früheren Halter ausgemacht. Leipold staunte über die Frage, er wusste nichts davon.
    »Hat er von mir, die Kutsche. Aber nur, weil ich meinen Führerschein abgeben musste. Das Alter«, antwortete er griesgrämig. »Was wollt ihr denn von meinem Flori?«
    »Weißt du, was er in Istanbul treibt?«, ging Leipold in medias res.
    »Woher soll ich das wissen? Seit er dem Türken die Mingabräu schmackhaft gemacht hat, ist er ständig bei seinen osmanischen Spezeln und den Arabern.«
    »Arabern?«, fragte Vierkant überrascht nach.
    »In Dubai hat er auch was am Laufen. Auch irgendwas mit Bier, noch was Größeres, bombastisch, hat er gemeint«, erklärte er mit Vaterstolz in der Stimme. »Er ist schon ein Hund, der Flori, wenn es ums Geschäft geht.« Dann etwas nachdenklicher: »Aber seit wann saufen die da unten eigentlich unser Bier? Das sind Muselmanen, die dürfen das doch gar nicht.«
    »Die haben halt noch Pulver, die Ölscheichs, oder?«, versuchte Leipold sich auf kumpelhaft.
    »Wenn du es sagst«, erwiderte der Hopfenbauer kurz und machte unmissverständlich deutlich, den Polizeibeamten nicht zu mögen. Als er wieder am Filter schleckte, nutzte Vierkant die Gelegenheit, ihrem Kollegen ein Zeichen zu geben. Leipold verstand und verzog sich in das Lokal. Die Beamtin kam mit dem alten Griesgram besser zu Rande.
    »Du, Hannes, wir suchen deinen Flori, weil wir mit ihm reden müssen. Wir fahnden nach ihm.«
    »Warum will denn die Bullerei mit meinem Flori reden?«
    »Wir müssen ihn im Zusammenhang mit einem Mordfall sprechen.«
    »Das ist ja lächerlich. Was soll denn der Flori mit einem Mord zu tun haben?«
    »Eigentlich sind es zwei«, entgegnete Vierkant.
    »Das wird ja immer besser! Glaubst du im Ernst, ich hänge mein eigen Fleisch und Blut hin?«
    »Nein, natürlich nicht«, beschwichtigte Vierkant ihn. »Kennst du Karin Zeil eigentlich?«
    »Ob ich die Karin kenne?« Der alte Mann schüttelte nachdenklich den Kopf. Dann spuckte er mit einer verächtlichen Geste die Zigarette auf den Boden. »Warum fragst du jetzt nach der Karin?«
    »Es sieht so aus, als hätte sich Flori mit ihr nach Istanbul abgesetzt. Wie gesagt, wir ermitteln in zwei Mordfällen und müssen ihn dringend sprechen. Am besten beide.«
    Sein Gesicht veränderte sich. Vierkant erkannte Ekel und Abscheu. »Mein Flori und die alte Schnepfe? Das darf nicht sein.«
    »Warum nicht?«
    »Was für eine saudumme Frage! Weil sie zu alt ist für ihn und die Karin und ich mal zusammen waren.« Die letzte Bemerkung

Weitere Kostenlose Bücher