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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Europa nicht leisten. Die Bauernhöfe mit ihren Feldern in der Gegend. Die Kindergärten. Die Schulen. Die Schwächsten traf die Strahlung am schlimmsten.
    »Schauen Sie, Monsieur Ducheix. Alles, worum ich Sie bitte, ist, sich die Unterlagen mit mir gemeinsam anzuschauen. Natürlich entscheiden Sie, wie dann vorzugehen ist.« Das Weiße an den Fingerknochen wechselte zu Erdbeermilch.
    »Lassen Sie mich einmal ein paar Dinge vorab klarstellen, Monsieur Lagrand. Erstens: Was, glauben Sie, hat ein französisches Kraftwerk wie Chooz mit einem deutschen Meiler in Neckarwestheim gemeinsam?«
    »Die Anlagensteuertechnik zum Beispiel«, warf Dominique ein und biss sich im gleichen Moment für seinen besserwisserischen Kommentar auf die Lippe. Glücklicherweise ließen sich die Knöchel davon nicht beeindrucken. In aller Ruhe setzte Ducheix seinen Monolog fort, ohne auf Dominiques Bemerkung einzugehen: »Gar nichts. Rien. Die Deutschen führen doch seit Jahren eine Diskussion über die Atomkraft, und mit jedem Regierungswechsel herrscht ein neues, angeblich mehrheitsfähiges Klima. Infolgedessen wurde weder investiert noch modernisiert, da ist es kein Wunder, dass es immer wieder Probleme gibt. Selbst die Manager sind frustriert, weil sie von den Popstars der Energiebranche zu den Deppen der Nation mutiert sind.«
    Er redete sich in Rage. »Aber«, setzte Dominique an, als er die erste klitzekleine Gelegenheit dazu bekam. »Es ist doch nun einmal Fakt, dass Areva und Siemens die gleiche Technik …«
    »Des Weiteren konnten die Deutschen noch nie mit Problemen umgehen. Immer bildet sich gleich ein Zeltlager mit Grünkernfreaks vorm Zaun, sobald auch nur das ›S‹ von Störfall ausgesprochen ist.«
    Für Dominique hatte der Mineur nicht mehr alle Spitzhacken im Schrank. München war gerade einer atomaren Verstrahlung um Haaresbreite entgangen, und der Mann nannte die Atomkraftgegner Grünkernfreaks?
    »Nehmen Sie diesen Krümmel.« Er sprach es »Krümmelle« aus, sodass es fast niedlich klang, wie »Caramelle«.
    »Der ganze Zwischenfall, der dazu führte, dass einem AKW die Betriebserlaubnis entzogen wurde, kam einzig und allein zustande, weil der Leiter auf einer Beerdigung war, als es zu dem Zwischenfall kam. Und sein Stellvertreter neben ihm. Zehn Minuten waren die Handys aus. Kann man das fassen? Zehn Minuten!«
    Dominique hatte keine Ahnung, wovon der Mann redete, und es erschien ihm auch vollkommen irrelevant. Er startete einen letzten Versuch: »Wenn Sie sich hier einmal die Statistik anschauen würden, dann werden Sie sehen, dass Chooz ganz oben auf der Wahrscheinlichkeitsskala für einen nächsten Anschlag steht.« Sein Handy klingelte. Ausgerechnet jetzt. Eddy. Er musste rangehen.
    »Entschuldigen Sie mich kurz«, bat Dominique und verdrückte sich in die hinterste Ecke des Raumes.
    »Ja, Eddy, was gibt es?«
    »Du hattest recht mit der Analyse. Wir haben einen neuen Zwischenfall. In Schweden. Forsmark. Sie haben es wohl im Griff, aber vier Arbeiter wurden getötet, als sie versuchten, ein Feuer im Umspannwerk zu löschen, das durch eine Explosion ausgelöst worden war.«
    Dominique lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Forsmark stand an Platz acht seiner Statistik. Von neunundvierzig. Seine Todesstatistik. Chooz stand auf Platz drei. Wenn er Ducheix jetzt nicht davon überzeugen konnte abzuschalten, dann wusste er auch nicht mehr weiter. An diesem Punkt hatte Dominique Lagrand jedoch den Mineur falsch eingeschätzt, es wurde ihm drei Stunden später immerhin gestattet, einen Rechner auszubauen und zu Analysezwecken mitzunehmen. Als er das Kraftwerksgelände auf dem Rücksitz eines dunklen Mercedes-Van verließ, war er erleichtert, die tickende Zeitbombe hinter sich zu lassen. Vorerst.

KAPITEL 53
    Tromsø, Norwegen
07. Februar 2013, 07.55 Uhr (am übernächsten Morgen)
    Die Sonne ließ nach einer langen Nacht immer noch auf sich warten, obwohl der Februar immerhin schon sechs helle Stunden versprach. In einen dicken Wollmantel gehüllt, stand Solveigh an der Spitze des Piers und wartete auf die Halland. Ein leichter Schneesturm wehte ihr ins Gesicht, und es kam ihr deutlich milder vor, als sie es so weit im Norden erwartet hätte. Laut ihrem Verbindungsoffizier hatte die Halland angekündigt, um 08.15 Uhr einzulaufen, gute vierzig Minuten vor Sonnenaufgang. Solveigh schmiegte sich in den Mantel, als sie plötzlich ein seltsames Flackern am Horizont bemerkte. Über dem Meer waberte ein grünes Licht, so

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