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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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schneidend und hallte in dem leeren Zimmer nach.
    »Dimitrij Sergejewitsch Bodonin, geboren am 6. August 1984 in Kuibyschew, heute Samara, Russland. Ich bin Computerspezialist.«
    »Herr Bodonin, sind Sie mit dem Stuxnet-Computervirus vertraut?«
    »In groben Zügen.«
    Solveigh hob eine Augenbraue. Wollte er etwa einen Rückzieher machen?
    »Ist es zutreffend, dass Sie Zugang zum Quellcode des Stuxnet-Virus hatten und dass Sie ihn so modifiziert haben, dass er Atomkraftwerke angreifen kann?«
    »Kommt darauf an.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Dimitrij rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Solveigh ahnte, worauf das hinauslief. Er wollte einen Deal.
    »Ich möchte Strafverfolgungsfreiheit seitens aller Länder der EU sowie das Zeugenschutzprogramm für Maja und mich.«
    »Aller europäischen Länder, wie stellen Sie sich das vor?«, fragte sie aufgebracht, obwohl sie seine Amnestie längst in der Tasche hatte. Thater hatte geahnt, dass er kaum mitspielen würde, wenn ihm eine lebenslange Haftstrafe wegen Massenmords drohte.
    »Eine Freundin hat mir gesagt, dass Sie genau dafür die richtige Ansprechpartnerin sein dürften.« Yael. Natürlich.
    Solveigh wog ihre Optionen ab. Gerechtigkeit gegen die Gefahr für Tausende. Hunderttausende. Sie betrachtete ihn, diesen Russen. Er war jung, aber trotzdem verströmte er eine beeindruckende Genialität. Er sah aus wie jedermann. Anonymus. Und doch hatte er einen der gefährlichsten Terrorakte der letzten Jahrzehnte mitzuverantworten. Natürlich hatte er nicht alles selbst erfunden, die Basis seiner Arbeit war das Ergebnis staatlicher Geheimdienstarbeit, das Stuxnet-Virus, das die USA und Israel mit Millionenbudgets entwickelt hatten. Aber in eine tödliche Waffe hatte es erst dieser unschuldig anmutende Student verwandelt. Er musste sehr talentiert sein und konnte auf der richtigen Seite vermutlich genau das Wunder bewirken, das sie so dringend brauchten. Konnte er das wirklich? Hatte sie eine Wahl? Ihr Wunder begann zu schwitzen.
    »Also gut, Dimitrij. Ich bin autorisiert, Ihnen Immunität anzubieten.«
    Der Russe atmete erleichtert auf.
    »Allerdings«, fügte Solveigh hinzu, »nur für den Fall einer vollständigen Kooperation und im Erfolgsfall.«
    »Was verstehen Sie unter einem Erfolgsfall? Ich meine, in diesem Fall?«
    Plötzlich wurde Solveigh wütend und hieb mit der Faust auf den Tisch. Der junge Russe zuckte beim lauten Knall zusammen.
    »Dass keines dieser verdammten Kraftwerke mehr hochgeht und noch mehr Kinder verstrahlt!«, schrie sie ihn an.
    In diesem Moment brach die Fassade von Dimitrij Bodonin zusammen, und Solveigh erkannte, was der Druck zum Vorschein brachte: einen zutiefst verstörten, ob der Ereignisse, die er mitausgelöst, die er vielleicht sogar maßgeblich zu verantworten hatte, beinahe gebrochenen jungen Menschen, der in etwas hineingeraten war, über das er irgendwann die Kontrolle verloren hatte.
    Als sie sich in einer Pause zwanzig Minuten später an einem billigen Automaten einen Kaffee zog, wusste sie, dass er das Virus für einen Mann namens Kharkov programmiert hatte, den CEO einer Wodkafabrik, den er jedoch nicht für den Drahtzieher, sondern für eine billige Marionette hielt, womit er vermutlich richtig lag. Die Ressourcen, die notwendig waren, um Stuxnet mit einem Griff in die Portokasse zu besorgen, überstiegen die Profite selbst der größten Destillerie. Trotzdem würden sie ihn überprüfen müssen. Viel wichtiger war im Moment die einzig gute Neuigkeit des Tages: Dimitrij hatte sich bei der Programmierung eine sogenannte Backdoor offengelassen, was bedeuten sollte, dass er das Problem an den Kraftwerken beheben könnte. Allerdings nur, wenn er eine Kopie des Virus hätte. Und die hatte er nicht. Nicht mehr. In der festen Überzeugung, dass er bei einer Mossad-Agentin am sichersten wäre, hatte er Yael gebeten, den USB-Stick an sich zu nehmen. Ihre Chance, die Katastrophe zu beenden, war mit ihr in der Barentssee untergegangen. Der Kaffee war heiß und schmeckte fürchterlich bitter. Sie mussten weitermachen, dachte sie, als plötzlich Marcel neben ihr stand. Langsam drehte sie sich zu ihm um.
    »Hey, Solveigh«, sagte er sanft.
    »Hallo, Marcel«, gab sie zurück.
    »Immer noch sauer wegen Yael?«, fragte er. Solveigh schüttelte den Kopf. Was der Wahrheit entsprach. Sollte sie es ihm sagen? Natürlich musste sie es ihm sagen, dachte sie noch, als ihr Handy klingelte. Entschuldigend nickte sie ihm zu und verschwand um die

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