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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Fenster. Sie presste die Nase so dicht wie möglich vor den dünnen Spalt.
    »Alle atomtechnischen Anlagen wurden mittlerweile einer eingehenden Prüfung unterzogen, und die Gefahr eines weiteren Störfalls wurde beseitigt. Der Bevölkerung sagten die Bundeskanzlerin und der Präsident ihre Solidarität und Unterstützung zu und versprachen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um dieses beispiellose Verbrechen, das über neunundachzig Europäer das Leben gekostet hat, aufzuklären.«
    Als sie die Zentrale der ECSB betrat, verspürte Solveigh eine gewisse Euphorie, über der jedoch nach wie vor ein dumpfer Teppich der Anspannung lag. Alle Plätze des Großraumbüros mit den Analysten waren besetzt und erinnerten sie daran, dass die Krise noch nicht ausgestanden war. Als ob sie das gebraucht hätte. Noch bevor sie ihr Büro erreichte, fing Will Thater sie auf dem Gang ab und zitierte sie zu sich. Er stand hinter seinem Schreibtisch, der keinen Zentimeter größer als ihrer war, aber dafür einen Zwillingsbruder in der anderen Ecke des Raumes besaß, der als Konferenztisch diente. Solveigh lehnte sich im Stehen an den Rücken eines Stuhls und blickte ihrem Chef in die Augen. Er hatte ganz offensichtlich seit Langem keine Nacht mehr durchgeschlafen, und die Anstrengung der letzten Wochen stand ihm mit tiefblauen Augenringen ins Gesicht geschrieben. Sir William war müde und sehnte sich wahrscheinlich nach seinem Rasen, seinem Boot und seiner Frau. Vermutlich in dieser Reihenfolge, ätzte Solveigh innerlich, weil sie die blasierte Britin nicht leiden konnte.
    »Willkommen zurück, Solveigh. Das war gute Arbeit in Berlin. Vor allem die Auswahl dieses Tauscheck, das hat mir wieder einmal gezeigt, was wir an dir haben.«
    »Danke, Will. Aber du weißt, wie immer war es vor allem Team…«
    »Ich weiß, ich weiß«, winkte Thater ab. Dann wanderte ein leises Lächeln von einem Mundwinkel zum anderen. »Und nun?«, fragte er.
    »Finden wir den Scheißkerl, der uns das eingebrockt hat, bringen ihn zur Strecke und gehen dann einen trinken, oder etwa nicht?«, fragte Solveigh lakonisch.

KAPITEL 64
    Republik Karelien, Russland (Segescha)
12. Februar 2013, 06.08 Uhr (drei Tage später)
    »Verdammtes Déjà-vu«, fluchte Marcel, als Solveigh wieder einmal in hohem Tempo einem Schlagloch auf der ramponierten Straße auswich.
    »Wenn du dich weiter so unqualifiziert beschwerst, dann setze ich dich hier aus, und du kannst zusehen, wie du zurück findest. Oder wolltest du einfach noch mal darüber reden, welche Sensation du hier auf dem Silbertablett serviert bekommst?«
    »Ist ja schon gut, ich beschwere mich ja nicht«, seufzte Marcel. »Aber diese gottverlassene Gegend sieht eben genauso aus wie die gottverlassene Gegend vor zwei Wochen.«
    »Könnte es daran liegen, dass es die gleiche gottverdammte Gegend ist?«, grinste Solveigh.
    Marcel lachte und faltete die Hände im Schoß: »Und vergiss nicht, dass du mich brauchst, nicht umgekehrt.«
    »Ausnahmsweise, ist notiert. Aber das ist trotzdem nichts gegen das leere Gefühl, das ich neben meiner linken Brust verspüre. Richtiggehend nackt kommt man sich vor, wenn man es gewöhnt ist, dort den beruhigenden kalten Stahl einer Jericho zu wissen. Und das in dieser gottverdammten Gegend. Was, wenn ein Bär kommt?«
    »Ich weiß gar nicht, warum du dich beschwerst, Solveigh?« Er deutete aus dem Fenster. »Die Häuser sind nur etwas dreckiger als in Schweden, aber genauso klein, und Beton bleibt nun einmal Beton, ob in Lyon oder in der gottverdammten Gegend. Und einen Bären oder irgendein anderes interessantes Lebewesen habe ich in den letzten sechs Stunden auch nicht mehr gesehen.«
    »Wie charmant«, bemerkte Solveigh. Tatsächlich aber war die Stadt Segescha, in dessen Umland das Straflager Nummer sieben lag, an Trostlosigkeit kaum zu überbieten. Etwas über Zwanzigtausend Menschen fristeten hier ihr Dasein in Freiheit, einige Tausende mehr im Knast. Seit vor ein paar Jahren die lokale Hühnerfabrik geschlossen hatte, war das Straflager der größte Arbeitgeber. Manche lebten vom Fischen, einige von der Papierindustrie. Teilrepublik Karelien, ein weltvergessener Teil Russlands, das Weiße Meer am östlichen Rand, gen Westen einer der letzten Urwälder Europas. Genau der richtige Ort, um einen der wichtigsten politischen Gefangenen des Riesenreichs wegzuschließen. Natürlich hatte Solveigh recht: Er konnte sein Glück kaum fassen, dass der einzige Weg, überhaupt mit dem

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