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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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mal bitte ein Stück die Straße zurück.«
    Solveigh legte den Gang ein und rollte die einspurige Straße zurück zur Siedlung. Nach seiner Anweisung nahm sie die nächste Abzweigung nach rechts und fuhr an einem kleinen Bach entlang. Nach hundert Metern bedeutete er ihr anzuhalten. Sie parkte auf dem kleinen Grünstreifen neben der Fahrbahn und starrte ihn erwartungsvoll an.
    »Sehen Sie den Telefonmast da? Der die beiden Häuser auf der anderen Straßenseite versorgt?«
    Solveigh nickte. Aber was hatte das mit dem Kraftwerk zu tun?
    »Das wäre unsere normale Vorgehensweise: Wir würden einen Mast herstellen, der exakt genauso aussieht wie dieser. Eine genaue Replik, bis hin zur Maserung des Holzes und irgendwelchen Schnitzereien, die jemand im Vorbeigehen hineingeritzt hat. Dann würden wir ihn in einer Nacht austauschen, nur dass der neue ein leistungsfähiges Kamerasystem im oberen Drittel enthält. So würden wir das Kraftwerk auskundschaften, ohne ständig hier persönlich herumzulungern, was ja irgendwann auffallen würde.«
    Solveigh verstand: eine clevere Taktik und vor allem absolut unauffällig. Solange der Mast nicht von einem Sturm umgerissen wurde, gäbe es keinen Grund, ihn zu überprüfen, schließlich stand er schon Jahre an derselben Stelle.
    »Als Nächstes würden wir die Schwachstellen identifizieren: Wo haben die Kameras einen toten Winkel? Wird manchmal nachts ein Fenster offen gelassen in der Verwaltung? Welche Türen dürfen aus Feuerschutzgründen nicht abgeschlossen werden? Und dann bauen wir das Modell.«
    »Was für ein Modell?«
    »Ich bin sicher, Sie wissen das, aber Spezialeinheiten funktionieren gänzlich anders als der Rest des Militärs. Wir sind , wie der Name schon sagt: Spezialisten. Wir trainieren für genau einen Auftrag, manchmal monatelang, oft auch im direkten Wettkampf mit anderen Einheiten. Nehmen Sie Operation Neptune’s Spear, die Marines gegen Osama bin Laden: Die Jungs haben das gesamte Anwesen in Nevada in der Wüste nachgebaut und über ein Jahr daran trainiert. Wo ist das Klo? Wo die Treppe? Wo könnte ein Hinterhalt lauern? Wir überlassen nichts gerne dem Zufall. Und hier würden wir das genauso machen. Wir würden die Zäune und das Verwaltungsgebäude, für das wir uns entscheiden, nachbauen und dann den Einsatz hundertfach proben, bevor wir wirklich hier reinmarschieren.«
    »Und woher wussten die Marines, wie das Haus von Osama bin Laden von innen aussieht?«
    Aron lachte: »Nicht schwer. Seit den 60er-Jahren fliegen Satelliten über jeden bewohnten Fleck der Erde und zeichnen alles auf, und glauben Sie mir: Das Material wird säuberlich archiviert. Sie können die gesamte Bauphase rekonstruieren, also wissen Sie auch, wie die Hütte von innen aussieht.«
    Solveigh war ob der Einfachheit des Plans beeindruckt. Keine aufwendige Technik, keine Spionagegimmicks, nur eine gute Aufklärung und hartes Training. Sie sprach ihn darauf an, und wieder lachte der junge Israeli: »Viel zu kompliziert. Wir sagen: Wenn es nicht einfach ist, geht es schief. Das ist immer so, glauben Sie mir. Ihre Angreifer werden entweder einen einfachen Plan finden wie: Wir greifen in einer mondlosen Nacht an, von der Seite, die nicht der Stadt zugewandt ist, wegen des Lichts. Wir wissen, dass der rauchende Buchhalter im vierten Stock immer sein Fenster auf Kipp stehen lässt. Wir wissen, wo die Kameras einen toten Winkel haben und dass die drei Mann starke Truppe in der Überwachungszentrale sowieso niemals alle zweihundert Monitore gleichzeitig ernsthaft im Blick behalten kann. Eine Wache draußen, eine Leiter, leichtes Gepäck. Wir gehen mit drei Mann rein und sind keine fünf Minuten später wieder draußen. Übung beendet, Virus installiert. Kein Problem.«
    »Kein Problem«, murmelte Solveigh und startete den Wagen. »Also haben wir ein Problem. Fahren wir zum Kraftwerk, ich habe für uns einen Termin mit dem Sicherheitschef gemacht.«
    Als sie das Gaspedal durchtrat, spürte sie plötzlich eine aufsteigende Übelkeit, ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie stieg auf die Bremse und atmete tief durch. Was war nur mit ihr los? Ihr Körper war nicht gerade ihre stärkste Waffe, auch wenn sie das bei der ECSB bisher immer erfolgreich verheimlicht hatte. Den Cluster-Kopfschmerz, der sie binnen Sekunden komplett außer Gefecht setzen konnte, wenn sie ihre Tabletten nicht nahm, hatte sie dank Letzterer weitestgehend im Griff. Aber Übelkeit? Ihr Körper schien ihr in diesem Moment fremd.

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