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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Bewegungsmelder übersehen? Hatte er nicht. Langsam richtete er sich auf. Er stand in der Mitte des Wohnzimmers, in der linken Ecke bemerkte er einen übertrieben dekorierten Weihnachtsbaum, der schon den größten Teil seiner Nadeln verloren hatte, auf dem Couchtisch waren ein Aschenbecher mit zwei Stumpen einer teuren Zigarrensorte und mehrere leere Flaschen Wein übrig geblieben. Das war gut, vermerkte der Engländer. Alkohol ließ sie ruhig schlafen, vermutlich hätte er die Musikanlage einschalten und einen gepflegten Charleston aufs Parkett legen können, ohne dass sie davon etwas mitbekamen. Leise schlich der Engländer in den ersten Stock, wo er die Schlafzimmer der Familie vermutete. Die Gummisohlen seiner Springerstiefel klebten ein wenig auf dem blank polierten Marmor. Auf der letzten Stufe hielt er kurz inne und lauschte. Es war still bis auf dieses undefinierbare Grundrauschen an Zivilisation, das jedem modernen Haus unterhalb der Wahrnehmungsschwelle innewohnte. Er zog das Santoku-Messer und legte den Griff in die Innenfläche seiner Hand. Nicht, wie man damit Gemüse schnitt, sondern als Verlängerung seines Unterarms. Dann öffnete er die erste Tür.
    Erst bei Nummer vier fand er sich in einer Art Gästezimmer wieder. Der Sohn lag bäuchlings auf einem Doppelbett, sein Atem ging ruhig. Der Engländer trat mit zwei schnellen Schritten seitlich neben das Bett. Dann packte er seine Haare und riss seinen Kopf nach hinten. Wie jeder Mensch, der brutal geweckt wird, folgten wenige Sekunden der Orientierungslosigkeit. Der Engländer kniete sich hinter ihm auf das Bett. Noch bevor der Junge schreien konnte, schnitt ihm der Engländer mit einer schnellen fließenden Bewegung die Kehle und die Stimmbänder durch. Das Blut gurgelte aus dem tiefen Schnitt und spritzte auf das weiße Bettlaken. Das Herz hatte den unausweichlichen Tod noch nicht akzeptiert und pumpte es aus seinem Körper. Als der Russe erschlaffte, ließ der Engländer den Leichnam aufs Bett sinken. Sein Tod war kaum lauter als ein Husten gewesen. Die Eltern hatten nichts bemerkt. Noch zwei, dachte der Engländer, als er sich aufrichtete.

KAPITEL 31
    Landshut, Deutschland
08. Januar 2013, 11.28 Uhr (einen Tag später)
    Das Kernkraftwerk Isar II lag am Rande des kleinen Städtchens Essenbach, keine Viertelstunde nordöstlich von Landshut den Fluss hinauf. Solveigh nahm die Ausfahrt von der A 92 und suchte die Tankstelle, an der sie den Kontaktmann von Yael treffen sollte. In Gedanken war sie immer noch bei Marcel, mit dem sie unverhofft sogar Weihnachten in Paris und Silvester in Amsterdam hatte verbringen können, während die Analysten der ECSB fieberhaft an ihren Prognosen für die Anschlagsziele arbeiteten. Den größten Teil der Zeit hatten sie im Bett verbracht, musste sie zugeben. Solveighs Job, die Aufklärung vor Ort, war auf der Prioritätenliste nach unten gerutscht, da sie nicht davon ausgingen, dass die Täter schon kurz davor waren zuzuschlagen. Zumal sich herausgestellt hatte, dass auch ihr Spezialist aus Israel erst Anfang Januar zur Verfügung stehen würde. Es war nicht das erste Mal, dass sie Mitglieder von militärischen Spezialeinheiten zu Gesicht bekam, einige hatten sie in Nahkampf und an der Waffe ausgebildet, aber die Schajetet 13 war trotzdem etwas Besonderes. Unter den bestausgebildeten Einheiten der Welt, zu denen beispielsweise auch das französische Commando Hubert, der SAS, und natürlich die amerikanischen Marines gehörten, galten die Israelis zum einen als besonders draufgängerisch, zum anderen jedoch auch als besonders kampferfahren. Insbesondere durch die langjährige und erprobte Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten des Landes wagten sie sich an Operationen, die für westlich geprägte Demokratien als vollkommen undenkbar galten. Und genau das war ihr Hintersinn gewesen, als sie Yael um den Kontakt gebeten hatte. Sie ließ den unauffälligen grauen BMW 5er- Kombi ausrollen und schaltete die Automatik auf Parken. Die Luft auf dem großen Parkplatz vor der Tankstelle roch nach Benzin und Diesel, außer ihr pausierten hier noch einige Lastwagen, ein Schild bot Sülze und Schweinebraten zum Sonderpreis, und über dem gelb-rot gesäumten Dach mit der Muschel hing ein Werbeballon. Als sie sich dem Restaurant näherte, kam ihr ein Mann entgegen, etwa in ihrem Alter, der eine Sporttasche über die Schulter geworfen hatte und nur ein offenes Hemd über einem dünnen T-Shirt trug.
    »Hey«, sagte er schlicht, als er

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