Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
Eisernen Vorhangs, mittendrin, leider dahinter und auf der Flucht vor dem KGB. Oder FSB. Oder wie immer der jetzt hieß. Er kramte seine Kamera aus der Tasche. Da gab es den Russen, Dimitrij. Blasses Gesicht, blaue Augen. Klick. Ein teurer zerzauster Haarschnitt, ein flach abfallender Hinterkopf. Klick.
    »Ein Bild von mir, und ich schiebe dir dein Objektiv in den feinen französischen Hintern«, hörte er vom Fahrersitz, obwohl Marcel den Auslöseton seiner Leica auf die leiseste Stufe gestellt hatte. Yael funkelte ihn mit ihren dunklen Augen an, dann wurde ihr Blick etwas sanfter.
    »Es ist doch sein Job, Aron.«
    »Ich weiß, aber von mir wird es kein Bild geben. Mehr habe ich ja auch gar nicht gesagt.«
    »Versprochen. Und ich zeige Ihnen alle Bilder auf meinem Chip, wenn wir diese Eishölle hinter uns haben, okay?«, lenkte Marcel schnell ein.
    »Sie empfinden das hier als eine Art Hölle?«, lachte der Kommandosoldat. »Dann warten Sie mal bis heute Nacht!« Im Rückspiegel erkannte Marcel ein breites Grinsen zwischen seinem Dreitagebart. Er traute sich nicht mehr, die Linse zu heben. Während er sich der Freundin des Russen zuwandte, tastete er nach dem Ersatzchip in seiner Fototasche. Maja. Nummer zwei ihrer Expedition. Dunkle rote Haare, eher zierlich, slawische Wangenknochen. Klick. Der Chip war noch da, und Marcel hatte nicht vor, ohne ein Bild ihres Retters nach Europa zurückzukehren. Perfekt geschminkt, und trotzdem wirkte sie nicht püppchenhaft. Klick. Auf eine sehr russische Art hübsch und mit einer Maniküre, die gar nicht zu ihrer Situation passen wollte. Klick. Auf Marcel wirkte sie trotzdem künstlich. Wie Barbies Freundin Steffi in Outdoorklamotten. Klick.
    »Haben Sie das Paket für mich angenommen?«, wurde er von Aron aus seinen Gedanken gerissen. Offenbar war es ihm gelungen, das Telefon endlich zu entsperren.
    »Haben Sie die Fracht schon überprüft? Ist alles vollständig? … Okay. … Ja, es bleibt bei der Zeit.« Dann legte er auf. Yael und er begannen eine Diskussion auf Hebräisch, von der Marcel wieder einmal nichts verstand. Er starrte aus dem Fenster. Keine Zivilisation, und sie waren mittlerweile seit über zehn Stunden unterwegs. Es war stockfinster, nur der gelbe Lichtkegel ihrer Scheinwerfer bewies dann und wann, dass die Bäume unter der dicken Schneedecke grün und nicht schwarz waren. Einzig der Motor des alten Fiat schnurrte und schien deutlich besser in Schuss zu sein als die Karosse, wofür Marcel wirklich dankbar war. Eine Panne in diesem Teil der Welt schien ihm nicht besonders erstrebenswert. Um nicht zu sagen, sie wäre höchstwahrscheinlich ihr Todesurteil.

    Zwei Stunden später erwachte Marcel aus seinem leichten Dämmerschlaf, weil der Motor des Fiat plötzlich langsamer drehte. Er blinzelte und versuchte, sich zu orientieren.
    »Was ist los?«, fragte er verschlafen.
    »Kontrolle«, sagte Aron knapp. Marcel rieb sich die Augen und setzte sich auf.
    »Weck die anderen«, sagte Yael. »Ich weiß nicht, ob mein Russisch…«
    »Nicht nötig«, hörte er eine erstaunlich wache Maja zu seiner Linken sagen. Sie klopfte Dimitrij auf die Schulter und gab ihm einen Kuss auf die Wange: »Rück den Wodka raus, Schatz, den werden wir jetzt brauchen.« Wortlos streckte ihr Dimitrij die Flasche entgegen, während der Fiat auf die Polizeikontrolle zusteuerte. Grelle Scheinwerfer tauchten die Straße in taghelles Licht. War das ein Zufall?, fragte sich Marcel, als Aron das Fenster runterkurbelte. Oder hatte das ständige Wechseln der SIM-Karten gar nichts genützt? Der Polizist verlangte Arons Papiere, die mit Sicherheit gut genug gefälscht waren. Er streckte sie ihm durch das offene Fenster, da flüsterte Maja: »Lass mich mal durch« und stieg, noch während sie es sagte, über ihn hinweg und öffnete die Hintertür des Wagens. Eiskalte Luft schlug ihnen entgegen, und Maja machte keine Anstalten, sie wieder zu schließen. Er bemerkte, dass sie den Reißverschluss ihres Daunenmantels ein Stückchen aufgezogen hatte, als sie über ihn hinweggeklettert war. Sie wirkte auf einmal angetrunken, als sie durch den Schnee auf das Auto der Polizisten zustolperte und ihnen einige Brocken Russisch an den Kopf warf, die wie ein Fluch klangen. Sie setzte sich auf die Motorhaube des Polizeifahrzeugs und verwickelte die Beamten in ein Gespräch.
    »Warum haben wir überhaupt riskiert, bis nach Murmansk mit dem Auto zu fahren?« Marcel konnte endlich die Frage stellen, die ihn schon seit

Weitere Kostenlose Bücher