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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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eingezeichnet hatte. Der Schichtleiter folgte ihr auf dem Fuße.
    »Hören Sie«, rief er ihr hinterher, als sie eine Metalltreppe erreichte. »Da ist alles verstrahlt. Das ist viel zu gefährlich. Wir wissen auch nicht, warum, aber …«
    Solveigh hielt inne und wartete, bis er sie eingeholt hatte.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Solveigh.
    »Zwei der Männer sind durch die Explosion gestorben, so weit stimmt die offizielle Variante. Aber die anderen beiden …«
    »Sind verstrahlt worden …«, beendete Solveigh seinen Satz. Ein weiterer Blick auf das Dosimeter. Der Strahlungswert hatte sich kaum verändert, was ihr sehr eigentümlich vorkam.
    Der Schichtleiter nickte: »Und die Strahlung da draußen ist viel höher, als sie eigentlich sein sollte bei dem, was wir da lagern. Zudem stimmen die Isotope nicht. Ich weiß, das hört sich seltsam an, aber …«
    »Sie stehen vor einem Rätsel«, bemerkte Solveigh.
    Ein erneutes Nicken.
    »Eddy«, sagte Solveigh zu ihrem Kollegen. »Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht«, sagte sie. Und zu dem Schichtleiter: »Bringen Sie mich so nahe wie möglich ran.« Als sie die Treppe hinaufstiegen, behielt sie den Wert auf ihrem Dosimeter genau im Auge. Aber sie mussten herausfinden, was es mit dieser Explosion auf sich hatte.

KAPITEL 44
    Berlin, Deutschland
03. Februar 2013, 05.59 Uhr (am selben Tag)
    Das blaue Flimmern des Röhrenfernsehers spiegelte sich in den Augen des alten Mannes, der vornübergebeugt auf dem dunklen Sofa saß. Kein Gesichtsmuskel verriet, dass in seinem Kopf Stolz und Anspannung um die Vorherrschaft rangen, während der Moderator eine Ansprache des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg ankündigte. Natürlich war längst durchgesickert, dass es in Neckarwestheim einen Störfall gegeben hatte, die Nachrichtensender zeigten ohne Unterbrechung Bilder der Feuerwehr und des Reaktors, der friedlich im Morgengrauen lag, als wäre nichts gewesen. Und jetzt der Ministerpräsident. Das konnte nur bedeuten, dass das Virus und seine Männer ihre jeweiligen Aufgaben ordnungsgemäß verrichtet hatten. Sein Uhrwerk, das nun ohne ihn ablaufen musste, schien richtig zu ticken. Der weißhaarige Politiker, der erste Landesfürst der Grünen, bemühte sich krampfhaft, entschlossen zu wirken. Es gelang ihm nur leidlich. Seine Unsicherheit wäre einem Fünfjährigen aufgefallen, musste er als Verantwortlicher doch ebendas verkünden, wovor seine eigene Partei jahrzehntelang gewarnt hatte. Es war 6.00 Uhr morgens, und es gab keinen Sender, der nicht sein Konterfei zeigte. Wie beim 11.September. Nur hier, in Deutschland. Er begann ohne Anrede, wie ein Nachrichtensprecher. Ein Ministerpräsident als machtloser Verkünder seiner Botschaft.
    »Wie mich das Landratsamt Heilbronn informierte, hat sich in der letzten Nacht im Kernkraftwerk Neckarwestheim II ein Störfall ereignet. Der Reaktor wurde nicht beschädigt, alle Sicherheitssysteme sind intakt, und der Reaktor wurde heruntergefahren. Ich habe noch in der Nacht die Bildung eines Krisenstabes angeordnet, der bereits die Arbeit aufgenommen hat.«
    Mit Sicherheit, dachte Thomas Eisler. Alles im Lot, kein Problem und deshalb eine Sondersendung. Er war gespannt, wie nahe das Virus dem Super-GAU gekommen war.
    »Allerdings wurde aufgrund eines zu hohen Drucks in der Reaktorkammer eine kleinere Menge radioaktiven Wasserdampfs freigesetzt, um Schlimmeres zu verhindern.«
    Sehr clever geschrieben, die Ansprache. Wasserdampf hört sich doch gleich viel harmloser an, oder nicht? Und wer soll das schon nachvollziehen? Noch besser gefiel ihm, dass es sich anhörte, als wäre dies kontrolliert geschehen. Ob hinter dieser dreisten Lüge die Politik steckte? Oder doch die Kraftwerksbetreiber? Eisler vermutete, dass, zumindest was die Formulierungen anging, dieser Ex-Heute-Journal-Moderator dahintersteckte, den die Kanzlerin zum Regierungssprecher gemacht hatte, was zweifellos einer ihrer klügeren Schachzüge gewesen war. So weit sind wir also schon, freute sich Eisler ob seiner Annahme. Natürlich war die Kanzlerin involviert, obwohl ein nuklearer Störfall offiziell Ländersache war. Und natürlich trat sie nicht selbst vor die Kamera. Noch nicht. Bis sie erkennen musste, dass sie gar nicht umhinkommen würde, die Bundeswehr im Inneren einzusetzen. Soldaten, ausgebildet zum Töten, nicht wie die Polizisten zum Schützen, würden zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik der Zivilbevölkerung gegenüberstehen.

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