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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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diejenigen, die helles Fleisch bevorzugten, Hähnchenbrustfilets auf den Rost. Teddy kam gerade aus dem Haus; sie trug einen Topf mit Pasta, die sie auf dem großen Küchenherd aufgewärmt hatte. Das Fliegengitter fiel hinter ihr zu. Das gesprenkelte Sonnenlicht überzog Teddy mit flackerndem Gold. Je nachdem, welchen Grad der politischen Korrektheit man zu akzeptieren geneigt war, war Teddy Carella entweder taubstumm, hör- und sprachbehindert oder akustisch und stimmlich gefordert. Oder aber sie war einfach Carellas Gattin und die schönste Frau auf der Welt. Dunkelhaarig und dunkeläugig, bewegte sie sich voller Eleganz und Anmut, als sie die dampfende Schüssel zu dem hölzernen Picknicktisch trug und darauf abstellte. Carella beobachtete sie. Er beobachtete sie unglaublich gern. Sie bekam es mit. Schwang dreist die Hüften für ihn. Er lächelte. Auf dem Tisch lockte die hervorragende scharfe rote Sauce seiner Mutter augenblicklich Bienen an. Teddy riß Plastikfolie von einer Rolle ab, verscheuchte die Bienen und deckte die dampfende Schüssel ab.
    »Angela, der Salat!« rief seine Mutter. »Das Brot!«
    »Ich hole ihn sofort, Mom!«
    Angela stürmte ins Haus, gefolgt von ihren dreijährigen Zwillingen. Päng, päng und noch mal päng machte die Tür mit dem Fliegengitter. Zwillinge waren in der Familie üblich. Heute waren zwei Pärchen hier, die seiner Schwester und seine eigenen. Und dazu Tess, Angelas siebenjährige Tochter.
    »April! Mark! Cindy! Mindy! He da, ihr da! Henry! Nun macht schon! Tess! Mittagessen!« rief seine Mutter, obwohl es nun, um zwei Uhr nachmittags, genau genommen kein Mittagessen mehr war, aber ganz bestimmt auch noch kein Abendessen, einfach die sonntägliche Familienzusammenkunft auf italienische Art mit Grillen im Garten, bei der man aß, bis man platzte.
    Er erinnerte sich noch daran, wie er und seine Schwester sich als Kinder unter dem Eßtisch versteckt hatten. Nun war ihr Ehemann, von dem sie getrennt lebte, ein gottverdammter Drogensüchtiger, und ihr neuer Freund hatte einfach zugesehen, wie der Mörder ihres Vaters den Gerichtssaal als freier Mann verlassen konnte. Großer Gott, wie die Zeit verging.
    Seine Mutter wollte die Brüste sozusagen nicht loslassen.
    Sie schnatterte unentwegt darüber, daß die Frau im Park auf keinen Fall eine Nonne sein konnte, weil Nonnen ganz einfach keine Brustimplantate brauchten oder haben wollten. Manchmal konnte sie eine richtige Nervensäge sein. Nun ja, in letzter Zeit ging es wohl etwas besser, sie verfiel nicht mehr so oft in diese langen Phasen des tiefen Schweigens, in denen sie sich in jenen privaten Raum zurückzog, den sie noch immer mit ihrem toten Ehemann teilte. Und auch meinem Vater, vergiß das nicht, dachte Carella. Meinem toten Vater. Ich meine, weißt du, Mom, wir alle haben Paps verloren. Aber ich ziehe mich nicht zurück. Ich wage es nicht, mich zurückzuziehen, lieber Gott, ich würde in Tränen ausbrechen.
    Heute war kein tiefes, bedeutungsvolles Schweigen angesagt. Statt dessen ging es um die Nonne und die katholische Kirche, wobei seine Mutter offensichtlich vergessen hatte, daß sie selbst seit - seit wie vielen Jahren, zwanzig? - nicht mehr in der Kirche gewesen war. Und von der Beichte ganz zu schweigen. Es ging unentwegt um die Nonne, die eine Betrügerin sein mußte, während Henry Lowell ihr gegenüber am Tisch saß und den Kopf darüber schüttelte, daß die Familie eines Detectives die intimen Einzelheiten eines Falls kannte, in dem der Detective ermittelte. Ach je, wie furchtbar, weißt du, was du mich kannst, Henry?
    Angelas Dreijährige plapperten in ihrem eigenen Geheimcode vor sich hin. Er mußte daran denken, wie Mark und April in diesem Alter gewesen waren, unzertrennlich, eine Minigang. Jetzt waren sie zwölf. April erblühte zu einer jungen Frau, war bereits größer als ihr Bruder Mark, der im Prinzip noch ein Junge war. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, wo war die Zeit geblieben? Mark kam nach seinem Vater, der arme Junge. April war das Ebenbild ihrer Mutter, die Angela gerade in der Zeichensprache erklären wollte - und Angela bemühte sich, sie zu verstehen -, daß sie morgen früh um neun ihren Gerichtstermin und eine fürchterliche Angst hatte, man würde sie schuldig sprechen und ins Gefängnis stecken.
    »Das werden sie nicht, Mom«, sagte Mark sofort, vergaß aber die Zeichensprache und berührte dann ihren Arm. Als sie sich umdrehte, versicherte er es ihr noch einmal in der Sprache, die in

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