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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Knochenfrakturen, die wir sehen, von einer Strangulierung verursacht. Das soll nicht heißen, daß wir keine alten Leute reinbekommen, die erdrosselt wurden. Ihre Nonne war wie alt?«
    »Siebenundzwanzig.«
    »Ja, klar. Natürlich kann es bei der Sezierung zu Frakturen kommen, aber dann finden wir keine fokale Blutung. Doch eine auch noch so leichte Blutung des Gewebes in unmittelbarer Nähe einer Kehlkopffraktur läßt darauf schließen, daß sie eintrat, als das Opfer noch lebte. Wir fanden Blut. Sie wurde erwürgt, Steve, ohne Frage.«
    »Wurde sie auch vergewaltigt?«
    »Bei einer Toten, die erwürgt wurde, überprüfen wir routinemäßig die Genitalien. Das schließt die Suche nach Spermien in der Vagina ein und Säurephostasebestimmungen zu Vaginalspülungen. Sie wurde nicht vergewaltigt, Steve.«
    »Ich sag’s der Mordkommission.«
    »Übrigens…«
    Carella sah ihn an.
    »Sind Sie sicher, daß sie Nonne war?«
    »Warum?« fragte Carella. »Was haben Sie sonst noch gefunden?«
    »Brustimplantate«, sagte Blaney.
     
    3
     
    »Dann war sie keine Nonne«, sagte Carellas Mutter.
    »Sei doch nicht so altmodisch«, sagte seine Schwester.
    »Was hat denn altmodisch damit zu tun? Eine Nonne läßt sich keine Brustimplantate verpassen, Angela. Mehr ist dazu nicht zu sagen.«
    Carella rechnete fast damit, daß sie die Finger kreuzte und sie anspuckte, wie sie es immer getan hatte, als er ein Kind war. Das Problem mit der Zeichensprache ist, dachte er, daß Finger nicht flüstern können. Gestern hatte er Teddy nach dem Abendessen alles erzählt, was Blaney herausgefunden hatte, ohne zu bemerken, daß die Zwillinge - die angeblich auf dem Wohnzimmerboden, unter der falschen Tiffany-Lampe, Monopoly spielten - sie belauscht hatten. Sowohl der Junge als auch das Mädchen waren von dem Thema fasziniert gewesen, wenngleich wohl jeder auf seine Weise.
    Blaney zufolge hatte es vor 1992 drei verschiedene Füllungen für das Implantat gegeben: Silikongel, Kochsalzlösung oder eine Mischung aus beidem, wobei die Salzlösung in eine ganz bestimmte Elastomerschale gefüllt wurde und das Silikongel in eine andere. Als bekannt wurde, daß das Gel die Umhüllung durchdringen und in andere Körperteile wandern kann und darüber hinaus krebserregende Wirkung hat, wurden Silikongelimplantate verboten.
    Schwester Mary Vincent hatte Kochsalzimplantate.
    Das bedeutete nicht unbedingt, daß sie nach 1992 eingesetzt worden waren; Kochsalzimplantate waren schon ein Jahrzehnt vor dem Verbot des Silikongels auf dem Markt gewesen. Aber da die Schalen noch klar und nicht trübe geworden waren, konnte man davon ausgehen, daß die Implantate erst vor kurzer Zeit eingesetzt worden waren. Offensichtlich griffen mit dem Lauf der Zeit oxidierende Körperverbindungen die Schalen an und verursachten eine Verfärbung. Das war bei Mary noch nicht geschehen. Nun war Mary erst siebenundzwanzig, das Silikongel war schon vor langer Zeit verboten worden, und die Umhüllung war noch klar. Aus alledem schloß Blaney, daß die Implantate höchstens drei oder vier Jahre alt sein konnten.
    Das alles hatten die vorpubertären Zwillinge mitbekommen, und als sich nun alle im Garten ihrer Großmutter zum großen Barbecue unter freiem Himmel versammelten, fühlten sie sich befleißigt, sofort davon zu erzählen. Carella wußte natürlich, was es mit den Sonntagnachmittags-Festschmäusen bei seiner Mutter auf sich hatte, die schon seit seiner Kindheit Tradition waren, und ging allmählich davon aus, daß sie nicht vor acht Uhr abends zu Hause sein würden, und dann war Sixty Minutes natürlich schon längst vorbei. Tja, man konnte nicht alles haben.
    Die Indiskretion der Zwillinge war Carella um so unangenehmer, als Angelas neuer Freund zum Barbecue gekommen war, ein Bezirksstaatsanwalt namens Henry Lowell und zufällig genau jener, der dazu beigetragen hatte, daß der Mörder von Carellas Vater den Gerichtssaal als freier Mann hatte verlassen können. Und nun hatte er die Dreistigkeit, zu Carella zu sagen: »Das sind doch Informationen über ein anstehendes Verfahren, die nicht weitergegeben werden dürfen, nicht wahr, Steve?« Worauf Carella erwiderte: »Nur ich darf sie nicht weitergeben, Henry.« Worauf das Arschloch erwiderte: »Wer war denn sonst noch eingeweiht?« Worauf Carella erwiderte: »Mark und April. Sie sind zwölf.«
    »Ach, hört doch auf damit«, sagte Angela.
    Die beiden Männer standen am Grill, Carella wendete Steaks, Lowell legte gerade für

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