Big Bad City
hatte. Er trug nun beige Leinenhosen, ein limettengrünes T-Shirt und braune italienische Halbschuhe ohne Socken. Er schien verärgert zu sein, daß die Detectives ihn hier aufgespürt hatten, fragte aber trotzdem, ob sie eine Tasse Kaffee oder etwas anderes trinken wollten, und führte sie dann ins Clubrestaurant, von dem aus sie einen Blick auf den Swimmingpool hatten. Sie nahmen an einem grünen Metalltisch Platz, dem ein gelber Sonnenschirm Schatten spendete.
Paine war ein gutaussehender Mann Mitte Vierzig, der leider nicht den idealen Namen für seinen Berufsstand trug, aber andererseits hatte er sich frei für diesen Beruf entschieden, und es war schon mal gut, daß er kein Zahnarzt war. Er fragte, ob sie lieber etwas Alkoholisches trinken wollten, und als sie ablehnten, bestellte er einen Gin Tonic für sich und zwei Kaffee für die Gentlemen, bitte schön, Betsy. Es war elf Uhr am Morgen. Zu dieser Stunde war der Pool voll von Müttern mit ihren kreischenden kleinen Kindern. Beide Detectives hatten selbst Kinder. Nachsichtig hoben sie die Stimmen, um das Geschrei und Geplansche aus dem Pool zu übertönen. Der gelbe Sonnenschirm warf einen strahlenden Glanz auf die grüne metallene Tischfläche.
»Es ist nett, daß Sie an Ihrem freien Tag Zeit für uns haben«, sagte Carella.
Paine nickte lediglich.
»Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen über den Abend stellen, den Sie mit Mary Vincent verbracht haben.«
»Das ist der Fünfzehnte gewesen«, sagte Brown. »Ein Samstagabend.«
»Ja«, sagte Paine.
»Sechs Tage, bevor sie ermordet wurde.«
Betsy kam mit dem Gin und dem Kaffee. Paine goß Tonicwater aus der Flasche hinzu. Brown rührte zwei Löffel Zucker in seinen Kaffee und nahm etwas Milch. Carella trank seinen schwarz. Die Kinder im Pool steigerten ihr Gekreische zu einer wahren Symphonie.
»Können Sie uns sagen, was diesen Termin veranlaßt hat?« fragte Carella.
»Es war kein Termin. Wir haben zusammen zu Abend gegessen.«
»Ich habe sagen wollen…«
»Wir haben uns in einem Restaurant namens El Mediterraneo getroffen. Wir gingen oft dorthin. Mary gefiel es dort.«
»Wer hat bezahlt?« fragte Brown. »Was?«
Eine Nonne mit Geldsorgen, dachte Brown. Da kam ihm die Frage, wer bezahlt hatte, doch eigentlich ganz logisch vor.
»Hat sie bezahlt? Haben Sie bezahlt? Haben Sie sich die Rechnung geteilt?«
»Ich habe bezahlt. Wann immer wir auswärts zu Abend gegessen haben, habe ich bezahlt.«
»Kam es denn öfter vor, daß Sie mit ihr zu Abend gegessen haben?«
»Wir haben uns …« Paine zuckte mit den Achseln. »Einmal im Monat getroffen? Manchmal öfter. Wir waren gute Freunde.«
»Wie lange kannten Sie sie?« fragte Carella.
»Ich habe sie im St. Margaret’s kennengelernt, als sie dort zu arbeiten anfing.«
»Also seit etwa einem halben Jahr?«
»Ja. So ungefähr.«
»Warum haben Sie sie ausgeführt?« fragte Brown.
»Ausgeführt?« sagte Paine. »Sie war eine Nonne.«
Brown fragte sich, was den lieben Onkel Doktor dermaßen auf die Palme gebracht hatte. Der Mann lud sie einmal im Monat zum Essen ein, manchmal sogar öfter. Hatte er sie da nicht ausgeführt?
»Verzeihung, Sir«, sagte er. »Wie würden Sie es denn nennen?«
»Mich stört nur diese Assoziation«, sagte Paine, nickte knapp, nippte wieder an seinem Drink und setzte das Glas dann ziemlich nachdrücklich ab. »Wir waren Kollegen und ziemlich gute Freunde. Wenn ich sie zum Abendessen eingeladen habe, habe ich sie nicht ausgeführt.«
»Wie ergab es sich, daß Sie überhaupt ausgegangen sind?« fragte Brown.
Paine sah ihn an.
»Sir?« sagte Brown.
»Eine ihrer Patientinnen, eine Frau mit einem Magenkarzinom, starb unter furchtbaren Schmerzen. Mary hatte ein persönliches Problem damit. Wir gingen in ein Deli gegenüber vom Krankenhaus, um die Sache zu besprechen.«
»Und das wurde dann irgendwie zur Gewohnheit?« sagte Carella. »Die gemeinsamen Abendessen?«
»Ja. Wie ich schon sagte, wir sind ein oder zwei Mal im Monat essen gegangen. Mary war sehr nett. Ich war ganz einfach gern mit ihr zusammen.«
»Haben Sie auch mal über andere Dinge gesprochen? Nicht nur über ihre Arbeit?«
»Ja, natürlich.«
»Hat sie zum Beispiel am Fünfzehnten erwähnt … da haben Sie sie doch zum letzten Mal gesehen, nicht wahr, Herr Doktor?«
»Privat ja. Ich habe sie natürlich im Krankenhaus gesehen. Wann immer ich Dienst hatte.«
»Haben Sie sie an dem Tag gesehen, an dem sie ermordet wurde?«
»Ja.«
»Wann war
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