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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Beißringe zu stehlen, die sie von Tante Josie aus Florida geschenkt bekommen hatten. Damals hatte Carella ihn umbringen wollen. Und jetzt zog er also nach Kalifornien, was Angela für das beste hielt und was es wahrscheinlich auch war - aber hatte sie ihn deshalb gebeten, sich um vier Uhr nachmittags mit ihr im Park zu treffen?
    Er wartete.
    Er war sehr gut darin.
    »Steve«, sagte sie und atmete tief ein. »Steve, Schatz, dir wird das nicht besonders gefallen.«
    Er wußte sofort, worum es ging. Und er wußte, es würde ihm wirklich nicht gefallen. Es gefiel ihm schon jetzt nicht. Aber sie war seine Schwester, und als er den besorgten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, wollte er sie in die Arme nehmen und sagen: He, jetzt hör aber auf, Schwesterherz, ich bin’s doch, so schlimm wird es wohl nicht werden, oder? Aber er wußte, wie schlimm es werden konnte, wußte, was sie ihm sagen würde, und fragte sich, wie er wohl damit umgehen würde.

»Ich weiß, was du von Henry hältst«, sagte sie und atmete erneut tief ein. »Ich weiß, du bist der Ansicht, er hätte Sonny Cole ins Gefängnis schicken müssen, er hätte irgendwie Mist gebaut…«
    »Angela…«
    »Nein, bitte, Steve, laß mich aussprechen. Ich habe mit ihm oft über den Fall gesprochen, und er hat wirklich sein Bestes gegeben, Steve, einige Schachzüge der Verteidigung haben ihn wirklich überrascht…«
    »Er hätte sich nicht überraschen lassen dürfen«, sagte Carella. »Es ist sein Job, sich nicht überraschen zu lassen. Sonny Cole hat Papa erschossen! Und Lowell hat ihn davonkommen lassen.«
    »Genau wie du, Steve«, sagte sie.
    Was sie nicht hätte erwidern sollen, denn das war ein Gespräch rein zwischen Bruder und Schwester. Damals hatte er ihr von diesem Abend in der verlassenen Gasse erzählt, in der außer ihm nur Sonny Cole und ein schwarzer Cop namens Randall Wade gewesen waren, der ihm immer wieder »Mach doch! Tu’s ruhig! Mach es!« ins Ohr geflüstert hatte. Er hatte das keinem Menschen auf der Welt erzählt, nur seiner Frau, und nun warf Angela es ihm vor. Er hatte getan, was er für das Richtige hielt. Wenn er an diesem Abend abgedrückt hätte … Nein, er wäre dazu nicht imstande gewesen.
    »Ich glaube an das System«, sagte er nun.
    »Ich auch.«
    »Ich dachte, das System…«
    »Ich auch. Aber Henry ist nicht das System. Das System hat Cole davonkommen lassen, nachdem Henry sein Bestes gegeben hat, um ihn hinter Schloß und Riegel zu bringen. Daran mußt du glauben, Steve.«
    »Warum sollte ich das?«
    »Weil wir zusammenziehen.«
    »Na toll«, sagte er. »Der Mann, der…«
    »Nein.«
    »Doch! Er hat es verpatzt, Angela. Deshalb läuft Sonny da draußen noch frei rum …«
    Jetzt hob er den Arm, zeigte mit dem Finger zu dem kleinen Hügel über dem Park hin, stach dann geradezu darauf ein…
    «… und bringt vielleicht den Vater eines anderen um!«
     
    Sonny lag auf dem Bauch auf dem Grashügel, schaute zu dem Park unter ihm hinab und dachte zuerst, Carella hätte ihn entdeckt und würde auf ihn zeigen. Er wußte nicht, wer das Mädchen bei ihm auf der Bank war, doch plötzlich sprangen beide auf, und das Mädchen umarmte ihn, und Carella stand einfach da und wirkte ziemlich hilflos und töricht, und dann…
    An der Geste kam ihm irgend etwas vertraut vor.
    … dann hob er eine Hand und legte sie auf den Kopf des Mädchens, legte sie einfach auf ihren Kopf. Sonny ließ sie nicht aus den Augen und mußte an einen Zwischenfall denken, der schon sehr lange zurücklag. Damals hatte auch er eine kleine Schwester gehabt, die hingefallen war und sich das Knie aufgeschlagen hatte, und er hatte seine große Hand auf ihren Kopf gelegt, genau wie Carella es gerade mit dem Mädchen unten im Park tat, hatte sie beruhigt und getröstet, und plötzlich wußte er, daß dieses Mädchen Carellas jüngere Schwester war, genau wie Ginny seine jüngere Schwester gewesen war.
    Er wußte nicht, warum er plötzlich zitterte.
    Er stand auf und sah noch einmal den Grashügel hinab. Carella nahm seine Schwester nun in die Arme, und beide standen da wie Statuen, weinten vielleicht, Sonny konnte es nicht sagen. Weinten vielleicht um den Vater, den er getötet hatte, weinten vielleicht um ihn.
    Er lief die andere Seite des Grashügels hinab, fort von der Szene unter ihm, zu dem grünen Honda, den er dort abgestellt hatte, und dachte: Ich muß es bald tun, ich muß es verdammt bald tun.
     
    Bevor Carella in Kalifornien anrief, erkundigte er sich bei der

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