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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Sowieso«, sagte Kling.
    »Glaube ich nicht«, sagte Meyer.
    »Sie hat mir auch eine Telefonnummer gegeben.«
    »Hat sie Ihnen einen Ausweis gezeigt?«
    »Nein. Sie hat gesagt, der Ring sei ein Erbstück, den sie versetzen müsse, weil sie ihr Portemonnaie mit einer Menge Geld darin in einem Taxi liegengelassen habe.«
    »Und Sie haben ihr geglaubt?«
    »Das wäre ja möglich. In dieser Stadt ist alles möglich. Außerdem bekam ich einen Zwölftausend-Dollar-Ring für dreitausend.«
    »Ist Ihnen in den Sinn gekommen, daß er gestohlen sein könnte?«
    »Ja. Mir ist auch in den Sinn gekommen, daß jemand ihn nur verloren haben könnte. Wer meldet denn schon der Polizei, daß er einen Ring verloren hat? Wenn der Verlust also nicht gemeldet wurde, würde der Ring auch auf keiner Liste auftauchen, stimmt’s? Und wenn er auf keiner Liste steht, weiß ich nicht, daß er gestohlen wurde, und habe ihn in gutem Glauben gekauft. Und genau das habe ich angenommen.«
    »Können wir die Adresse und Telefonnummer haben, die sie Ihnen genannt hat?«
    »Klar. Sie werden den Ring beschlagnahmen, nicht wahr?«
    »Müssen wir.«
    »Klar.«
    »Wir stellen Ihnen eine Quittung dafür aus.«
    »Klar«, sagte Schwartz. »Manchmal wünschte ich mir, ich wäre nicht so ehrlich.«
    »Jean Sowieso?« sagte Kling.
     
    Hier im Park war es kühler. Sanfte Brisen vom Fluß nahmen der Nachmittagshitze die Schärfe, verhießen irgendwann Erleichterung, vielleicht sogar Regen. Carella saß mit seiner Schwester auf einer Bank und schaute zum fernen Wasser hinüber. Ihre Zwillinge waren auf dem Spielplatz. Cynthia und Melinda, die nur noch Cindy und Mindy genannt wurden, wie Carella es von dem Augenblick an befürchtet hatte, in dem sie ihre Namen bekommen hatten. Ihrer älteren Tochter war es besser ergangen. Tess, modern und schnittig für Teresa, ein Name, der Erinnerungen an das Kopfsteinpflaster der Straßen eines Dorfs in den Bergen hervorrief. Tess paßte auf die beiden Zwillinge auf. Sie war sieben Jahre alt und paßte auf die Kleinen auf. Cindy und Mindy waren am 28. Juli geboren worden, elf Tage, nachdem sein Vater ermordet worden war. Sie erinnerten ihn an seine Zwillinge, als sie klein gewesen waren. Ihm kam in den Sinn, daß seine Schwester, die jetzt neben ihm saß, einer der wenigen Menschen auf der Welt war, der ihn gekannt hatte, als auch er noch klein gewesen war. Vierzig, sagte er sich. Im Oktober wirst du vierzig.
    »Schön, daß du Zeit für mich hast«, sagte Angela.
    »Kein Problem«, sagte er.
    Es war vier Uhr, und er war auf dem Nachhauseweg, aber er hätte sich jederzeit mit seiner Schwester getroffen, denn er liebte sie ganz schrecklich. Sie hatte den Park vorgeschlagen, da sei es kühler als in der Wohnung, hatte sie gesagt. Wir müssen miteinander sprechen, hatte sie gesagt. Er wartete nun darauf, daß sie anfing. In seinem Beruf mußte man oft geduldig warten, daß die Leute zu erzählen anfingen.
    »Es sieht endlich danach aus, als würden wir einen sauberen Schlußstrich ziehen«, sagte sie.
    Sie sprach von ihrer Scheidung. Zwölf Jahre verheiratet, jetzt die Scheidung. Er würde sich immer an ihren Hochzeitstag erinnern. Direkt nach dem Empfang hatte er Teddy ins Krankenhaus gefahren. Im vergangenen Juni vor zwölf Jahren. Seine Zwillinge waren am Zweiundzwanzigsten zwölf geworden. Und er würde im Oktober vierzig werden. Hör auf damit, dachte er. Das ist nicht das Ende der Welt. Ach nein? dachte er.
    »Tommy zieht nach Kalifornien. Er hat wohl ein Mädchen kennengelernt, das dort wohnt, und er zieht Ende des Monats weg. Es ist besser so, Steve, davon bin ich fest überzeugt. Es tut natürlich noch immer weh. Ich meine, wenn er kommt, um Tess und die Zwillinge abzuholen, muß ich immer daran denken, wie es früher mal war. Es tut weh, Steve. Eine Scheidung tut sehr weh.«
    Leute, die Zwillinge hatten, bezeichneten sie nie als »die Kinder« oder so, sie waren für sie immer »die Zwillinge«. Er fragte sich, wie es für die Zwillinge selbst sein mußte, wenn man sie stets als die Hälfte eines Ganzen bezeichnete, wie bei einem Komiker-Duo. Seinen Schwager hatte er zum letzten Mal gesehen, als er ihm sagte, er würde nun die Rehabilitation antreten. Das war, nachdem die Ehe endgültig in die Brüche gegangen war, nachdem er praktisch alles, was ihnen gehörte, gestohlen und versetzt hatte, nachdem er Angela eines Abends einen Faustschlag versetzt hatte, als sie versucht hatte, ihn daran zu hindern, die silbernen

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