Big Bad City
Weiber anzumachen, denn in dieser Gegend konnte der Freitagabend plötzlich unangenehm und gewalttätig werden, wenn man nicht in einem Club wie dem Siesta war, in dem Juju offensichtlich gut bekannt war, zumindest dem Besitzer zufolge. Der übrigens auch angedeutet hatte, daß Juju Connections mit den Drogenleuten hier in Hightown hatte, allerdings nicht, mit welchen Drogenleuten, von denen es ja nur ein paar tausend gab. Ollie vermutete, daß er ihm in den Hintern kroch, weil er einen Bruder im Knast oder eine Schwester in der Reha hatte. Hier in dieser Gegend rückte niemand freiwillig mit Informationen heraus, wenn er dabei nicht etwas für sich herausschlagen konnte. Der Mann erwähnte jedoch nicht, daß Juju auch Zuhälter war, der seine Mädchen hier aus seinem kleinen alten Club Siesta auf die Straße schickte. Diese Information behielt er schön für sich, damit nicht eines schönen Morgens ein Vorhängeschloß an seiner Eingangstür hing.
Falls Sonny und Juju also ein ruhiges Örtchen zum Plaudern gesucht hatten … warum sollten sie dann nicht zum Fluß runtergegangen sein? Da konnten sie sich im Schatten der Brücke schön auf die Felsen setzen und die dringende Angelegenheit besprechen, die Sonny auf dem Herzen lag. Keine schlechte Vermutung, ja, wenn man berücksichtigte, daß Jujus Leiche - freilich ohne das Gesicht - um die Pfähle unter dem Dock an der Hector Street gewickelt gefunden wurde, nicht allzu weit flußabwärts.
Ollie schlenderte ebenfalls zum Fluß hinunter. Er erwartete nicht, dort etwas zu finden, und war auch nicht enttäuscht, als er tatsächlich nichts fand. Er dachte natürlich: Ein Glück, daß er weg ist! Ein schwarzer Drogenhändler und Zuhälter, wer gibt schon einen Scheiß um den… Aber es wurmte ihn, daß Sonny Cole frei herumlief und dachte, die Cops könnten ihm nichts wollen. Und es ärgerte ihn noch mehr, daß dieser Typ Carellas Vater abgemurkst hatte. Es wäre schön, wenn Ollie ihm eines Nachts in einer dunklen Gasse gegenüberstehen würde und es ihm heimzahlen könnte.
Aber dazu mußte er ihn erst mal finden.
Plötzlich erinnerte Sal Roselli sich daran, daß der Typ, dem The Last Stand gehört hatte, in der Nacht, in der sie dort ihre Abschiedsvorstellung gegeben hatten, sturzbetrunken ins Wasser gefallen war.
»Wir haben das erst erfahren, als wir schon in Calusa waren«, sagte er.
»Daß er hinter dem Club in den Fluß gestürzt…«
»Ja.«
»… und ertrunken ist.«
»Ja.«
»Das hat Davey Farnes uns gesagt«, sagte Brown.
»Wir waren schon lange weg, als es passierte«, sagte Roselli. »Erst am nächsten Tag haben wir davon erfahren. Cops aus Calusa kamen vorbei, wollten wissen, ob wir was gesehen oder gehört hätten, Sie wissen ja, wie Cops sind.«
Sie saßen in der Nähe eines kleinen, aufblasbaren Plastikplanschbeckens hinter Rosellis Reihenhaus auf Sand’s Spit. Seine beiden kleinen Töchter spritzten im Wasser herum. Brown fragte sich, warum jedesmal, wenn sie mit jemandem sprachen, ganz in der Nähe Kinder Krach machen mußten. Rosellis Frau, eine ziemlich übergewichtige Brünette, die Schuhe mit Keilabsatz und einen einteiligen braunen Badeanzug trug, war ins Haus gegangen, um Limonade zu machen.
Roselli trug eine dieser knappen Badehosen, die den Eindruck erweckten, er hätte nur ein leuchtend schwarzes Suspensorium an. Brown fragte sich, wie er den Mut aufbrachte, so ein Ding vor seinen beiden kleinen Mädchen zu tragen, die nicht älter als zwei oder drei sein konnten. Ihm wäre so ein Verhalten - buchstäblich - auf den Sack gegangen, Roselli schien sich der Sache gar nicht bewußt sein. Schwarzes Haar lockte sich auf seiner schmalen Brust, Schweiß perlte unter entsprechend lockigem Haar auf seiner Stirn. Er lehnte sich in einem Liegestuhl zurück und lächelte den Tag an. Brown fragte sich, ob er sich kurz vor ihrer Ankunft ein paar Lines in die Nase gezogen hatte. Er machte den Eindruck eines Mannes, der die Welt gar nicht wahrnahm, aber das gleichmütig und gelassen.
»Wieso haben Sie das nicht erwähnt, als wir mit Ihnen gesprochen haben?« fragte er.
»Ich hielt es nicht für wichtig«, sagte Roselli und zuckte mit den Achseln.
»Jemand ertrinkt, und Sie halten das nicht für wichtig?«
»Es hatte nichts mit uns zu tun. Wir waren auf der Durchreise. Haben Musik gemacht, unser Geld eingesackt und sind fröhlich unseres Weges gezogen.«
»An wie vielen Orten waren Sie, an denen jemand ertrunken ist?« fragte
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