Big Daddy
nicht quälen, so wie der Broker, oder doch? Hatte er vielleicht nur auf sie gewartet? Sie musste hier raus, musste fliehen, doch wie? Sie versuchte die Fesseln zu lockern, doch sie schaffte es nicht. Als das Auto nach kurzer Fahrt auf der unebenen Strecke zum Stehen kam, blieb Angel beinahe das Herz stehen. Sie hörte, wie sich die Vordertür öffnete und dann auch die zweite. Es waren also zwei Personen. Plötzlich kam Angel ein anderer Gedanke. Elisabeth. Die zweite Person musste Elisabeth sein! Er hatte sie sich zurückgeholt. Sie hörte Schritte, die sich entfernten, und eine andere Autotür. Dann kamen die Schritte näher. Angel hörte auf, zu atmen, sie zitterte am ganzen Leib. Der Kofferraum wurde geöffnet und das grelle Licht brannte in Angels Augen, die sie sofort zusammenkniff. Sie sah nichts, wurde aus dem Auto gezerrt und weggetragen. Sie versuchte, jemanden zu erkennen, doch schnell war sie in ein anderes Gefährt geladen worden. Diesmal war es kein Kofferraum, sie lag auf der großen Lagerfläche eines LKWs. Am anderen Ende sah sie eine Matratze, die sicherlich für sie bestimmt war. Panik ergriff sie erneut. Sie versuchte zu schreien, doch ihr Mund war verklebt. Sie konnte nichts tun. Der Motor sprang an und die Fahrt ins Ungewisse ging weiter. Sie war Polizistin und doch war sie wieder in eine Situation geraten, die sie nicht steuern konnte. Angel dachte an Bob, der sich bestimmt Vorwürfe machen würde. Niemand würde sie finden, das wurde ihr nun schmerzhaft bewusst. Diesmal würde es nicht gut ausgehen, das fühlte sie!
John war außer sich vor Wut und Sorge. Die Explosion war gezielt dafür benutzt worden, Unruhe zu stiften. Es gab nie einen Amoklauf, sie waren Big Daddy auf den Leim gegangen. Er hatte den Alarm ausgelöst und danach die Explosion auf dem Friedhof verursacht.
„John, wir müssen was tun! Du musst dich an die Öffentlichkeit wenden. Wir haben seine Nummernschilder. Wir müssen Angel finden, bevor es zur Katastrophe kommt!“
Bob ging auf und ab, er war einem Nervenzusammenbruch nahe. Seine Partnerin war wieder verschwunden, sie befand sich wieder in den Klauen einer Bestie. Wieso war er nur nicht bei ihr geblieben?
„Bob, die Nummernschilder, die uns das Mädchen gegeben hat, sind falsch, verdammt nochmal. Sie hat uns rein gelegt! Big Daddy wollte Angel und Elisabeth hat sie ihm gebracht.“
„Was? Das ist nicht dein Ernst!“
Bob versuchte, die Ruhe zu bewahren, doch er schaffte es nicht. Seine Kollegin, seine Freundin war weg. Das war doch alles nur ein verfluchter Alptraum!
„Bob, wir müssen die Ruhe bewahren. Wir werden sie finden, ok?“
„Ok, was tun wir?“
„ Wir befragen die Leute, die den Friedhof besucht haben, und alle, die hier arbeiten. Irgendwer muss etwas gesehen haben! Es muss außerdem Leute geben, die ihn kennen. Er kommt jedes Jahr her und das Grab ist sehr gepflegt. Es liegen frische Blumen darauf. Die waren schon da, bevor wir kamen. Vielleicht bezahlt er jemanden, der das Grab pflegt. Bob, fangen wir an!“
„Ok, ich befrag die Leute.“
Bob befragte alle Leute, die sich auf dem Friedhof befanden, doch niemand hatte etwas gesehen oder gehört. Alle waren auf die Explosion konzentriert. Es war zum Verzweifeln. Bob hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl bei dem Mädchen. Wieso hatte er sich nicht stärker dafür eingesetzt, dass Angel den Fall nicht bekam? Er hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen und bedauerte, dass er immer wieder zu schnell klein beigab.
„Hey Bob, hast du was rausgefunden?“
Das war John.
„Nichts, und ihr?“
„Auch nicht mehr, als wir bereits wussten. Er hat auch hier unter dem Namen Adam Daniels das Grab gekauft. Eine Mitarbeiterin pflegt das Grab. Sie kennt ihn. Wir nehmen sie mit aufs Revier und lassen ein Phantombild erstellen. Sie spricht nur Gutes über den Kerl.“
John schüttelte den Kopf. Er strich sich durch seine grauen Haare. Er war am tiefsten Punkt seiner Karriere angelangt. Er wusste bereits nach dem Drama mit Angel vor einigen Monaten, dass sie noch nicht bereit war, den Dienst wieder aufzunehmen. Doch er wurde immer schwach bei Angel. Seit seiner Affäre mit ihr liebte er sie mehr denn je. Er war nahe dara n, zu weinen, doch diese Schwäche wollte er vor den anderen nicht zeigen. Ihnen blieb noch Zeit, sie zu finden. Weit konnten sie nicht sein. Doch wo sollten sie ansetzen?
Angel schreckte aus dem Schlaf hoch. Wie lange hatte sie geschlafen? Sie wusste es nicht. Sie war benommen
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