Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
dunkelblonden Haaren und den blauen Augen sah der Mann einfach umwerfend gut aus – doch bei Joslyn löste er keinerlei Gefühle aus.
Kein Kribbeln im Bauch wie in Slades Gegenwart.
„Tja“, verkündete sie verschmitzt, „damit ist der Kauf beschlossene Sache.“ Sie legte das Kleid in ihren Wagen. „Sehen wir uns heute Nachmittag auf der Grillparty?“
„So etwas würde ich mir nie entgehen lassen“, antwortete Hutch. „Wie man hört, wird ja sogar eine Band spielen.“
Joslyn nickte, kicherte und verdrehte die Augen. „Kendra weiß, wie man Feste feiert.“
In Hutchs Blick flackerte kurz etwas auf. Dann war es wieder verschwunden. „Oh ja“, sagte er scheinbar gelassen. „Sie lässt sich keine Party entgehen.“
Joslyn war einigermaßen erstaunt über diese Bemerkung.Kendra lud offenbar gern Gäste zu sich nach Hause ein, dennoch war sie kein Partygirl . Zumindest nicht so eines, wie Hutch es gerade angedeutet hatte.
Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, nickte ihr Hutch allerdings schon zum Abschied zu und ging. Nach ein paar Schritten drehte er sich kurz zu Joslyn um und sagte: „Reservier mir den ersten Tanz, okay?“
7. KAPITEL
E s war zwei Uhr nachmittags, und zur Party hatte sich mittlerweile nicht nur Tara Kendall, die neue Besitzerin der fünfhundert Morgen großen Hühnerfarm im Süden von Parable, eingefunden, sondern, wie es Joslyn schien, auch die halbe Stadt. Selbst wenn sie hätte flüchten wollen, wäre es jetzt dafür zu spät gewesen. Die Einfahrt war mit Autos aller möglicher Modelle und Größen zugeparkt, und ihr eigener Wagen stand eingepfercht in der Mitte.
Sie selbst fühlte sich in ihrem Sommerkleidchen vom Discounter und ihren Sandalen zwischen all den Gästen ganz ähnlich.
Kendra hatte Joslyn gerade entdeckt und ging – typisch Kendra – sofort zu ihr und hakte sich bei ihr unter.
„Na komm schon, Aschenputtel“, flüsterte Kendra aufmunternd. In ihrem dünnen, spitzenbesetzten weißen Top und der dazu passenden Hose sah sie wie immer äußerst elegant aus. Niemand außer Kendra, dachte Joslyn, würde sich trauen, bei einer Grillparty Weiß zu tragen. „Es wird Zeit, diesen Leuten zu zeigen, wie umwerfend du bist.“
Joslyn fühlte sich nicht besonders umwerfend, vor allem nicht neben Kendra in ihrem atemberaubenden Outfit. Dennoch zwang sie sich zu einem tapferen Lächeln. Jetzt war Party-Time.
Ein paar Leute, die Joslyn erkannten, nickten ihr zu, als sie und Kendra durch die Menge der Partygäste schlenderten und dann in der Mitte der Gruppe stehen blieben. Dort stand, mit einem Glas Weißwein in der Hand, eine schlanke, dunkelhaarige Frau mit ausdrucksstarken goldbraunen Augen und unterhielt sich mit ein paar Männern.
„Tara Kendall“, sagte Kendra, „darf ich dir meine beste Freundin Joslyn Kirk vorstellen?“
Joslyn stutzte. Das war Tara? Die zukünftige Hühnerfarmerin? In ihrem blassblauen Sommerkleid und den hohen Riemchensandalen wirkte sie eher wie ein Model oder eine erfolgreicheSchauspielerin. Ihre dunklen Haare fielen ihr bis weit über die Schultern, und wenn sie lächelte, leuchtete förmlich ihr ganzes Gesicht.
„Freut mich, dich kennenzulernen.“ Tara reichte Joslyn zur Begrüßung ihre freie Hand.
„Willkommen in Parable.“ Joslyn schüttelte ihr die Hand.
Mittlerweile wurde der Trubel um sie herum immer größer. Die Band – drei Männer, eine Frau – war gerade eingetroffen, und das Personal des „Butter Biscuit Café“ schwirrte umher und arrangierte Tabletts mit Essen für das Büfett.
Die Sommerluft war erfüllt vom Duft nach Gegrilltem, und Joslyn merkte mit einem Mal, wie hungrig sie war. Allerdings war sie so nervös, dass ihr gleich wieder der Appetit verging.
„Danke“, antwortete Tara herzlich und mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Offensichtlich wusste sie, dass sie ganz und gar nicht wie eine Hühnerfarmerin – oder so, wie man sich eine Hühnerfarmerin vorstellte – aussah, und schien sich über die Reaktion der Leute zu amüsieren. „Ich freue mich, hier zu sein.“
Joslyn, die sich bewusst war, dass sie einigen Gästen bereits aufgefallen war, konnte das nicht von sich behaupten. Sie fühlte sich von den vielen Blicken aus allen Richtungen regelrecht durchbohrt. Zu allem Überfluss war es bis auf das Quietschen der Geige, die gerade gestimmt wurde, und ein paar Gitarrenakkorde auch noch beklemmend still geworden. Joslyn wünschte, sie könnte einfach die Hacken aneinanderschlagen und
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