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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Menge gutes Peyote. Und wir ließen den Blick über die Stadt schweifen, die stockdunkel war, abgesehen von ein paar Autoscheinwerfern. Und als der Strom ohne Vorwarnung wieder anging, einfach so, aus dem Nichts, und die Straßen, Gebäude, Schilder und alles auf einen Schlag wieder da waren, da schwebte plötzlich das Big Wheel im Raum; Herrgott, wir flippten total aus, wir saßen einfach nur da und machten ›Ooooooh!‹ und waren wie weggeblasen und so! Und da sprach das Big Wheel zu mir! Es sprach mit der Stimme von Hannibal Smith vom A-Team und sagte: ›Sohn, du solltest jedesmal hierher kommen, wenn wir einen Stromausfall haben. Das macht Spaß. Und wenn du etwas mehr Peyote kaufst, dann hast du mehr, wenn dir das ausgeht, was du hast. Dein Hosenstall ist offen, und du solltest deiner Mutter schreiben, und ich schlage vor, daß du dieses Seminar über Differentialrechnung aufgibst, bevor es dir deinen Durchschnitt versaut und du keinen Studienplatz für dein Jurastudium mehr bekommst!‹ Und das war genau richtig! Ich habe genau das gemacht, was es gesagt hatte, und seither spricht es zu mir und meinen sämtlichen Freunden und hat uns stets gut beraten. Alle anderen Sprecher sind nur Unterlinge des Big Wheel.«
    Wieder folgten ein oder zwei Minuten Schweigen. Schließlich sagte ein Mitglied des Stereokults: »Ich habe gerade meinen Lieblings-Dejay aus Youngstown gehört. Er sagt, wir brauchen einen Hörer, der alle verschiedenen Sprecher hören kann, dem wir folgen können …«
    »Stop! Die Zeit kommt!« rief Hudson Rayburn. Er lief zu seinem Fenster, kniete nieder, stützte die Ellbogen auf den Sims und faltete die Hände. Als er gerade zur Ruhe gekommen war, leuchtete das Big-Wheel-Zeichen am violetten Himmel auf wie eine Neutronenbombe, sein Licht vereinigte sich mit dem von Roy G Biv und ließ den gesamten Gemeinschaftsraum in unnatürlichen Farben erstrahlen. Es herrschte ein oder zwei Minuten Stille, dann meldeten sich mehrere Leute gleichzeitig zu Wort.
    »Es kommt jemand.«
    »Unser Anführer ist da.«
    »Mal hören, was der Bursche zu sagen hat.«
    Jetzt hörten alle Schritte und ein rhythmisches Klatschen. Die Tür ging auf und eine hochgewachsene, schlaksige Gestalt trat selbstbewußt ein. Mit einer Hand trug der Mann einen großen, alten blauen Fensterventilator, auf dessen Seite ein Aufkleber mit der Inschrift Go Big Red prangte. Das Gitter war entfernt worden, so daß der bunt bemalte Rotor freilag; wenn der Mann ging, schlug das Stromkabel gegen die Rotorblätter und erzeugte das Geräusch, das sie alle aufmerksam gemacht hatte. Wortlos schritt er vor die Gruppe, stellte den Ventilator auf den Fenstersims, zog die Jalousie herunter, damit man das Big-Wheel-Zeichen nicht mehr sehen konnte, und steckte den Stecker in die Steckdose. Ein anderer schaltete Roy G Biv ab, wenig später war es in dem Raum fast vollkommen dunkel, was eine schlafende Fledermaus aufwachen und herumflattern ließ.
    Als der Ventilator eingeschaltet wurde, konnten sie erkennen, daß die Innenwände mit dunkelvioletten Schwarzlichtröhren ausgekleidet waren, wodurch die Farbe auf den Rotorblättern fluoreszierend leuchtete.
    »Sehet!« sagte der struppige Mann und stellte den Schalter des Ventilators auf LANGSAM. Die leuchtenden Rotoren setzten sich in Bewegung, eine leichte Brise wehte in die Gesichter der Versammelten. Alle, die noch eine Stereoanlage trugen, stellten sie auf den Boden, worauf sie allesamt wie gebannt auf den Ventilator starrten.
    »Mein Name ist Dex Fresser«, sagte der Neuankömmling. »Ich bin gekommen, um euch meine Geschichte zu erzählen. Letztes Semester, vor den Weihnachtsferien, besuchte ich eine Riesenparty in E31O. Ich war dort, um zu trinken, zu rauchen und das Big Wheel zu bewundern, das regelmäßig zu mir sprach. Gegen Mitternacht sprach das Big Wheel mit der Stimme des Befehlshabers der Außerirdischen meines Lieblingsvideospiels. ›Geh lieber pinkeln, bevor was in die Hose geht‹, sagte er. Also ging ich pinkeln. Als ich so pinkelnd in der Toilette der Waschräume stand, sah ich noch das Netzhautbild des Big Wheel vor mir, das sich an der Wand über dem Pissoir drehte.
    Ich hörte ein Geräusch und sah zu den Duschen. Dort lag ein nackter Mann, aus dessen Kopf Blut floß. Er zappelte im Wasser herum. Alles war voller Dampf, aber der ›Go Big Red‹-Ventilator blies den Dampf weg, kroch auf ihn zu und stieß Rauch und Funken der Macht aus. Der Befehlshaber der Außerirdischen meldete sich

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