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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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König der Knallköpfe das einfach nicht beachtet hatte. Der verstorbene Steven Wilson galt, soweit es die Behörden betraf, immer noch als vermißt.
    Auf seine Weise war Ephraim Klein genau so verschroben. Wir wußten, daß sein verhaßter Ex-Zimmergenosse in der Nacht der »großen Spülung« an einem merkwürdigen Herzanfall gestorben war, aber wir wußten nicht, daß Ephraim etwas damit zu tun hatte. Seine absonderliche Persönlichkeit beunruhigte uns nicht, weil sie bei Partys ausgesprochen nützlich war – er ließ einfach nicht zu, daß ein Gespräch ins Stocken kam oder ganz verstummte.
    Virgil saß in einer Ecke, trank mit verklärter Miene Jack Daniels und starrte durch den Fußboden. Casimir blieb in der Nähe von Sarah, die in der Nähe von Hyacinth blieb. Von Zeit zu Zeit schneiten andere Leute herein, aber die habe ich in der nachfolgenden Mitschrift unberücksichtigt gelassen – die ohnehin ein wenig umgeschrieben und aus dem Gedächtnis ergänzt wurde.
    HYACINTH: Der Streik wird Krupp das Genick brechen. Danach wird alles gut.
    EPHRAIM: Wie kannst du das sagen! Glaubst du, das einzige Problem mit dieser Uni ist S. S. Krupp?
    BUD: Sarah, wie geht es eigentlich mit deinem Wald voran?
    EPHRAIM: Wo man auch hinschaut sieht man den Verfall der Gesellschaft. Wie kannst du daran allein S.
    S. Krupp die Schuld geben? SARAH: In letzter Zeit habe ich nichts mehr daran getan. Es ist einfach nur hübsch, ihn zu haben. CASIMIR: Glaubst du wirklich, daß es hier immer schlimmer wird? Ich glaube jetzt, wo die Vorlesungen ausfallen, nimmt man alles nur deutlicher wahr. HYACINTH: Du warst während des Zwischenfalls mit dem Klavier in Professor Sharons Büro, nicht? FRED FINE: Was sollen wir deiner Meinung nach
    tun, Ephraim?
    EPHRAIM: Alles in die Luft jagen.
    CASIMIR: Ja, ich war dabei.
    HYACINTH: Für dich war diese Uni demnach von
    Anfang an schrecklich. Du hast eine andere Perspektive. SARAH: Ephraim! Was meinst du damit? Was würde es nützen, die Big U in die Luft zu sprengen? EPHRAIM: Ich sagte nicht, daß das etwas nützen
    würde, ich sagte, es würde einen weiteren Niedergang und Verfall verhindern.
    SARAH: Was könnte verfallener sein als ein gesprengter Plex?
    EPHRAIM: Nichts! Kapiert?
    SARAH: Da ist was dran. Das Gebäude und die Bürokratie hier können Leute wahnsinnig machen – sie von der Wirklichkeit abtrennen, so daß sie nicht mehr wissen, was sie tun. Irgendwie muß der Plex weg. Aber ich glaube nicht, daß man ihn in die Luft sprengen sollte.
    FRED FINE: Hast du je die Sprengkraft berechnet, die erforderlich wäre, um den Plex zu destabilisieren?
    EPHRAIM: Natürlich nicht!
    CASIMIR: Er redet mit mir. Nein, habe ich nicht.
    HYACINTH: Ist dieser Torfkopf so verknallt in dich, wie es aussieht?
    SARAH: Äh … du meinst Fred Fine?
    HYACINTH: Ja.
    SARAH: Ich glaube ja. Bitte, das ist so widerlich.
    HYACINTH: Ohne Scheiß.
    FRED FINE: Ich habe berechnet, wo man die Sprengsätze anbringen müßte.
    CASIMIR: Das wäre eine höchst komplizierte Anordnung, nicht? Jede Menge zeitlich genau abgestimmte Detonationen?
    BUD: (betrunken) Glaubt ihr demnach, daß der Verfall der Gesellschaft in das Gebäude selbst eingebaut ist?
    SARAH: Er mag mich, weil er weiß, daß ich eine Waffe bei mir trage. Er hat sie in der Mensa gesehen.
    EPHRAIM: Natürlich! Wie sonst sollte man das alles erklären? Alles ist zu groß und zu einheitlich. Jedes Zimmer, jeder Flügel ist genau wie die anderen. Wir haben es mit einem gigantischen Experiment in Sachen Entzug von sinnlicher Wahrnehmung zu tun.
    HYACINTH: Eine Menge dieser Science-Fiction-Typen haben große sexuelle Probleme. Schon mal ein Science-Fiction-Magazin gesehen? Nur Frauen mit Messing-BHs und Peitschen und Ketten und so – Dominas. Aber die Männer, die das Zeug lesen, wissen es nicht einmal.
    EPHRAIM: Habt ihr gewußt, daß der gesamte Flügel vibriert, wenn ich etwas in der Tonart C spiele?
    FRED FINE: Hier sind die Einzelheiten anhand der Baupläne ausgearbeitet. Man muß nur die tragenden Fundamente suchen und ein paar einfache Berechnungen anstellen.
    EPHRAIM: He! Casimir!
    CASIMIR: Ja?
    SARAH: Das wirklich Beängstigende ist, daß diese ganzen verkorksten Leute mit ihren Problemen, von denen sie selbst keine Ahnung haben, irgendwann da rausgehen und dreißigtausend Dollar im Jahr verdienen und wichtig sind. Wir werden alle nur Tippsen.
    EPHRAIM: Du studierst doch Physik. Wie ist die Frequenz des tiefen C? Zum Beispiel in einer zwanzig Meter hohen

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