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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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wieder zu Wort, da ich nicht wußte, was ich tun sollte. ›Du solltest am besten zu Ende bringen, was du gerade tust‹, sagte er, also brachte ich es zu Ende. Dann sah ich wieder zu dem Ventilator, und vor meinen Augen wurden das Netzhautbild des Big Wheel und der Ventilator eins, da wußte ich, daß der Ventilator die Inkarnation des Big Wheel und gekommen war, um uns zu führen. Ich ging darauf zu, aber er sagte: ›Du solltest lieber erst meinen Stecker ziehen, ich könnte dich genauso töten wie diesen Typen dort. Er war früher mein Priester, doch er war zu unabhängig‹ Also habe ich den Stecker von Little Wheel rausgezogen und es mitgenommen.
    Es sagte: ›Bring mich hier raus. Ich rauche und die Feuerwehrleute werden glauben, daß ich den Alarm ausgelöst habe.‹ Ja, der Feueralarm läutete. Also nahm ich Little Wheel mit und veränderte es so, wie es mir das befahl, und heute sagte es mir, daß ich euer Anführer sein soll. Folgt mir, oder eure Stimmen werden verstummen.«
    Alle hatten ganz gebannt zugehört; als er fertig war, sprangen sie jubelnd und johlend auf. Dex Fresser verbeugte sich lächelnd, dann hörte er einen Befehl und wirbelte herum. Der Ventilator war beinahe vom Fenstersims gekrochen, und Fresser rettete ihn mit einer schwungvollen Handbewegung.
    Mitte des Monats, als die Verwehungen festen grauen Schnees um den Plex herum absackten und zu schmelzen anfingen, waren die Verhandlungen zwischen der Verwaltung und der MegaGewerkschaft festgefahren, und alle B-Männer, Professoren, Seelsorger und Bibliothekare streikten.
    Ich möchte mich nur ungern über die politischen Winkelzüge und Vorgehensweisen auslassen, die dazu führten. Belassen wir es dabei, daß die Gewerkschaft, als die Verhandlungen sechs Monate zuvor begannen, im Namen Gottes, des Todes und der vier apokalyptischen Reiter geschworen hatten, daß alle Gewerkschaftsvertreter gemeinschaftlich Harakiri in Rektor Krupps Schlafzimmer begehen würden, sollten nicht eine ganze Reihe völlig überzogener und enormer Forderungen erfüllt werden. Die Unterhändler der Verwaltung hatten geantwortet, daß sie lieber Benzin trinken, ihre Enkelkinder in aktive Vulkane werfen und die Uni in eine Nudelfabrik umwandeln und nach Spokane verlegen würden, als sich dem Verhandlungstisch auch nur auf eine Meile zu nähern.
    Das alles war nichts Ungewöhnliches; alle gingen davon aus, daß sie von diesen Positionen ausgehend Kompromisse finden würden. Das heißt, alle außer den B-Männern. Nach einigen geringfügigen Kompromissen auf beiden Seiten faßte der kroatobaltoslowenische Block, der zahlenmäßig stark genug war, daß er die Gewerkschaft kontrollieren konnte, offenbar den Entschluß, auf seinen Positionen zu beharren. Die Uhr hatte sich dem vereinbarten Termin bis auf dreißig Minuten genähert, aber die Leute von der Verwaltung starrten sie nur an, während die anderen Vertreter der MegaGewerkschaft mit verschwitztem, irrem Grinsen darauf warteten, daß die B-Männer zur Vernunft kommen würden. Aber nein.
    Krupp sagte in der Glotze, daß die amerikanische Megaversität sich ihre Gewerkschaft nicht leisten könne und es keine andere Wahl gebe, als den Streik fortdauern zu lassen. Auf den Fluren wurde ein paar Stunden gejohlt und getanzt und der Streik ging weiter.
    Im Lauf des zweiten Semesters fiel mir auf, daß meine Freunde in zunehmendem Maß zu den unmöglichsten Zeiten in meiner Suite hereinschneiten, dabei betonten, daß sie mich nicht stören wollten, und dann herumsaßen, alte Zeitschriften lasen, meine Pflanzen bewunderten, Kochbücher durchblätterten, und so weiter. Meine Suite war nicht gerade Omas Häuschen, aber für sie offenbar so etwas wie ein Zuhause. Als der Streik begann, kamen sie noch öfter. Das Leben im Plex war erträglich, wenn man sich mit den Vorlesungen beschäftigen und vergegenwärtigen konnte, daß man nur ein Student war, aber eine starke Belastungsprüfung, wenn der einzige Lebenszweck darin bestand, auf den Mai zu warten.
    Ich gab eine Streikparty für sie. Sarah, Casimir, Hyacinth, Virgil und Ephraim standen auf der Gästeliste, Fred Fine kam zufällig vorbei, damit er sich die Wiederholung einer Folge von Dr. Who in meinem Fernseher anschauen konnte. Wir wußten alle, daß Fred Fine einen an der Waffel hatte, aber wie sehr, das wußte zu dem Zeitpunkt nur Virgil. Nur Virgil wußte, daß ein S&S-Spieler während eines von Fred Fines Spielen in der Kanalisation ums Leben gekommen war und der junge

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