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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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für Priester, oder?«, forschte Jerrica.
    Ziemlich vorlaut , dachte Alexander. »So etwas Ähnliches. Wir wollen jetzt ein Rehabilitationszentrum daraus machen.« Alexander wusste, was geredet wurde. In letzter Zeit bekamen die Katholiken ganz schön einen auf den Deckel. Viele Priester wurden des Kindesmissbrauchs, der Drogenabhängigkeit, der Spielsucht bezichtigt. Die Zeitungen waren heutzutage voll davon, und zweifellos hatte Jerrica, die ja selbst Journalistin war, eine Verbindung hergestellt. Jesus, sie würden wahrscheinlich sogar St. Luke’s in Suitland dichtmachen müssen, so schlimm war das Gerede. Die Einheimischen demonstrierten dagegen, sagten, sie fürchteten um die Sicherheit ihrer Kinder, falls einmal ein kranker Priester ausbrechen sollte.
    »Ich wäre der Letzte, der es leugnen würde«, gestand er. »Die katholische Kirche sucht nach abgelegenen Gegenden, in denen sie ihre Rehazentren ansiedeln kann. Priester sind auch nur Menschen: Manchmal werden sie krank. Doch früher war Wroxeter Abbey kein Rehabilitationszentrum, sondern ein Hospiz für sterbende Priester. Das ist lange her, Mitte der 70er. Ein paar Missionsschwestern leiteten das Hospiz. Sie waren gerade aus Afrika zurückgekommen und hatten nichts zu tun, also hat der Papst sie hierher geschickt.« Alexander entdeckte den Schildkrötenpanzer auf dem Tisch und steckte sich eine Zigarette an. »Krebs, Alzheimer oder einfach nur hohes Alter ...«
    »AIDS auch, oder?«, forderte Jerrica ihn heraus.
    Er ließ sich nicht beirren. »Vielleicht, bevor AIDS offiziell diagnostiziert werden konnte. Manchmal kommen Priester vom Weg ab, die Kirche hat das nie geleugnet. Aber für das Endstadium ihrer Krankheiten brauchten wir einen Ort, wo wir sie unterbringen konnten und der weniger kostete als ein Krankenhaus. Also errichteten wir Hospize und so eins war auch Wroxeter.«
    »Aber es wurde geschlossen, nicht wahr?«, fragte Charity.
    »Ja. Das Hospiz war nie sehr belegt und der Papst brauchte die Nonnen, um sie wieder nach Afrika zu schicken, zu einer neuen Hungersnot. Also schlossen sie die Abtei.«
    All dieses Gerede über Nonnen ...
    Nonnen , dachte er, mit einem plötzlichen Geschmack nach saurer Milch im Mund. Der Albtraum ... Alexanders Magen zog sich unwillkürlich zusammen. Dann blickte er auf und sah, wie Charity sich Eistee eingoss; das Geräusch erinnerte ihn noch stärker daran – wie auf ihn uriniert worden war. Was in seiner Psyche konnte einen solchen Traum heraufbeschwören? Hatte er insgeheim Angst davor, Wroxeter wieder herzurichten? Habe ich insgeheim Angst vor Nonnen?, fragte er sich. Doch das konnte es nicht sein; es ergab keinen Sinn.
    Wollen Sie nicht auch gereinigt werden?, hatte die Nonne in seinem Albtraum gefragt ...
    »Pater?«
    Alexander blickte auf. Es war Jerrica, die ihm einen Blick plötzlicher Besorgnis zuwarf.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Oh, ja, tut mir leid. Meine Gedanken waren für einen Moment woanders. Wie auch immer, das war die Geschichte der Abtei.«
    »Aber das ist doch ein ungewöhnlicher Auftrag, den die Kirche Ihnen da erteilt hat, oder?«, fragte Charity. »Was ist denn mit Ihren regulären Aufgaben, Ihrer Gemeinde?«
    Die 64.000-Dollar-Frage . »Ich habe keine Gemeinde«, gestand er seine Hauptseelenpein ein. »Ich bin Psychologe der Diözese Richmond.«
    »Das klingt ja faszinierend«, rief Jerrica. »Ein priesterlicher Seelenklempner!«
    »Ich würde es nicht gerade faszinierend nennen, aber es ist auf jeden Fall besser, als bei Burger King Fritten zu verkaufen.« Mein Gott, sie ist schön , dachte er bei sich. Tatsächlich waren beide Frauen schön, wobei Charity wesentlich dezenter, sittsamer wirkte. Aber an Jerrica war etwas äußerst Vitales, etwas Provokatives. Der verblüffende Kontrast zwischen ihrer sonnengebräunten Haut und ihrem weißblonden Haar, Augen so blau wie Edelsteine, eine schlanke, aber kurvenreiche Figur. Da würde sogar ein Bischof eine Latte bekommen, dachte er. Wie gut, dass ich im Zölibat lebe, sonst würde ich über sie herfallen wie eine ausgehungerte Hyäne. Jesus Christus, 20 Jahre ist es her? Nimm dich in acht, Mädchen! Wenigstens konnte er Witze darüber machen; tatsächlich aber hatte sich das Zölibat als einfacher erwiesen, als er befürchtet hatte. Es war sogar erleichternd. Es wandelte seine menschlichen Begierden in produktivere Energie um. Dank des Zölibats konnte er Frauen offen betrachten – ohne fleischliche Lust – und die Schönheit ihrer

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