Bilder aus der Anderwelt
die Anstrengung, die es sie kostete, so weit zu gehen. Sie fuhr mit den Fingerspitzen den Schwung meiner Lippen nach – näher wür den wir einem Kuss nie kommen. Suzie Shooter, Flintensuzie, die sich von keinem etwas gefallen ließ, von mir, von Gottheiten ode r irgendjemanden in der Nightsi de, war gänzlich hilflos ihren ei genen Dämonen ausgeliefert.
Ich hätte ihren Bruder getötet, der ihr all das angetan hatte, wenn sie es nicht schon Jahre zuvor selbst getan hätte.
„Ich liebe dich, Suzie", sagte ich. „Wenn du auch an sonst nichts glauben kannst, glaub an das."
„Ich liebe dich, John. So gut ich das eben kann."
„Das ist das einzige, worauf es ankommt. Das einzige." „Nein!"
Sie zwang sich, mich zu umarmen, mich eng im Arm zu halten. Ihre Sammlung von Gurten und Ketten presste gegen meine Brust. Sie keuchte von der Anstrengung, die sie das kostete. Ihr Körper war steif und angespannt. Ich wusste nicht, ob ich meine Arme um sie legen sollte oder nicht, und so hielt ich sie so sanft wie möglich.
„Liebe dich, John", sagte sie, ihr Kinn auf meiner Schulter. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. „Würde für dich sterben. Würde für dich töten. Liebe dich bis ans Ende der Welt."
„Ich weiß", sagte ich. „Es ist in Ordnung. Wirklich." Doch wir beide wussten, dass es nicht so war.
Reporter-
D ämonenmädchen
Es gibt Tage, an denen bekommt man nicht die kleinste Gelegenheit, wieder zu Atem zu kommen. Suzie und ich kamen gerade aus dem Vergnügungspark, als mein Mobiltelefon klingelte. (Der Klingelton ist die Titelmelodie von „Geschichten aus der Gruft". Wenn mir eine Anspielung gefällt, behalte ich sie.) Eine aalglatte Stimme murmelte mir ins Ohr.
„Sie haben einen Anruf und eine wichtige Mitteilung. Was würden Sie gern zuerst hören?"
„Den Anruf', antwortete ich.
„Tut mir leid", sagte die Stimme. „Ich fürchte, ich bin dafür
bezahlt worden, darauf zu bestehen, dass Sie die Mitteilung zuerst aufrufen. Haben Sie je an die Wichtigkeit einer guten Versicherung für das Jenseits gedacht?"
Ich ächzte, drückte auf den Exorzismusknopf auf dem Telefon und hörte mit äußerster Befriedigung ein Schmerzensgeheul, als die Stimme aus meinem Handy gebannt wurde. Werbe-SMS ... man wird mich nie davon überzeugen, dass dies kein geheimes Komplott von Dämonen aus der Hölle ist, um uns das Leben zu vermiesen. Nachdem die Werbe-SMS verbannt war, kam ich endlich zu meinem Anruf. Es war meine gerade volljährig gewordene Sekretärin Cathy, die mich vom Büro aus anrief. (Ich hatte sie vor einem Haus gerettet, das Menschen fraß, und daraufhin hatte sie mich adoptiert. Ich hatte keinerlei Mitspracherecht in dieser An gelegenheit gehabt. Ich ließ sie im Büro schalten und walten, um sie nicht dauernd im Kreuz zu haben. Besorgniserregenderweise machte sie das viel besser, als ich es jemals fertiggebracht hatte.)
„Hab 'nen Fall für dich, Boss", sagte sie fröhlich.
„Ich habe gerade zwei gelöst und brauche jetzt dringend etwas Freizeit mit einem schönen heißen Bad und meinem Gummientchen. Gummientchen ist mein Freund!"
„Oh, diesen wirst du übernehmen wollen", meinte Cathy. „Das Büro des einen und einzigartigen Unnatural Inquirers hat angerufen. Sie brauchen verzweifelt und nicht zu vergessen äußerst dringend deine Hilfe."
„Für was bei allen Höllen braucht dieses Schmierbl att meine Hilfe? Oder haben sie sich endlich dazu entschlossen, jemanden anzuheuern, der ihre lange abhanden gekommene Ethik und den guten Geschmack wiederfindet?"
„Das wage ich zu bezweifeln. Sie haben über die offene Leitung keine Details rausgelassen, aber sie klangen verdammt verärgert, und das gebotene Geld ist wirklich gut."
„Wie gut?", fragte ich wie aus der Pistole geschossen.
„Wirklich ordentlich hübsch hoch gut", sagte Cathy. „Was bedeutet, dass sie nicht nur verzweifelt genug sind, um sich in die Hose zu machen, sondern dass in der Sache auch ein höllisch großer Wurm drin sein muss. Los, Boss, übernimm den Fall. Ich will wissen, was beim Inquirer vor sich geht. Die haben immer die besten Storys; ich verpasse keine Ausgabe."
„Der Unnatural Inquirer ist ein schäbiges, widerwärtiges Stück Schmierenjournalismus", sagte ich streng. „Die Wahrheit drucken die nicht."
„Wen kümmert die Wahrheit, solange man den letzten Klatsch erfährt und peinliche Promifotos bekommt? Oh bittebittebitte …..
Ich schielte zu Suzie hinüber. „Brauchst du mich, um ...?"
Weitere Kostenlose Bücher