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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Zeitung durch und verzog das Gesicht, als die billige Druckerschwärze an meinen Fingern klebte.
    Offensichtlich hatte man die Kirche des Heiligen Strontium aus der Straße der Götter delogiert, nachdem man entdeckt hatte, dass die Kirche eine radioaktive Halbwertszeit von zwei Millionen Jahren hatte. „Ein Haufen Weicheier", beschwerte sich St. Strontium. Er hatte noch mehr zu sagen, aber irgendwie wollte keiner der Reporter lange genug bleiben, um herauszufinden, was ... Es gab einige verstörende Vorher-nachher-Bilder von Jacqueline Hyde, der armen Seele. Jacqueline und Hyde waren ineinander verliebt, aber dazu verdammt, sich immer nur für einige wenige Sekundenbruchteile zu begegnen ... eine andere Story behauptete, der Mond bestehe in Wahrheit aus Schimmelkäse und die großen schwarzen Monolithen seien in Wahrheit nur außerirdische Cracker ... und dann, ganz unten auf Seite eins, in äußerst kleinem Druck: Die großen Alten schaffen es erneut nicht, sich zu erheben.
    Der Rest der Seiten war großteils mit aufgeblasenen Storys über diverse Nightsidepromis angefüllt, von denen ich entweder noch nie gehört hatte oder die mir ziemlich am Arsch vorbeigingen, darunter zwei Seiten, die nur mit Bildern junger Damen gepflastert waren, die gerade dabei waren, aus Limousinen oder Taxis zu steigen. Die Paparazzi hatten Fotos von der Unterwäsche oder dem Mangel daran gemacht. Wenn es um den Unnatural Inquirer ging, war Geschmack etwas, das man nur in Restaurantführern fand.
    Ich überflog die Kleinanzeigen und Inserate auf den letzten Seiten; hier bekam man einen Einblick in alle Facetten des menschlichen Lebens - und noch mehr.
    Seelentausch-Partys; einfach auftauchen und den Karmaschlüssel in den Kreis werfen. Körper zu vermieten. Ambulante Geschlechtsumwandlung. Tiefseetauchen in der versunkenen Stadt R'lyeh; Unruhestifter unerwünscht. Eine Armada von Pyramidenspielen, manche sogar mit echten Pyramiden. Direktübertragungen aus den Schlafzimmern und Toiletten der Reichen und Schönen; mit besonderen Highlights auf VHS oder DVD. Teilzeitwohnprogramme mit echten Zeitreisen (auch wenn Väterchen Chronos diese für gewöhnlich sehr schnell beendete, besonders wenn es sich nicht um Betrügereien handelte) und natürlich Millionen unterschiedlichster Drogen aus den diversesten Dimensionen; Käufer handeln auf eigene Verantwortung. Die Zeitung fühlte sich berufen, hier ihren eigenen Warnhinweis einzufügen; offensichtlich hatte eine intelligente Pflanzenzivilisation versucht, heimlich unsere Welt zu unterwandern, indem sie die eigenen Samen und Setzlinge als Drogen verkaufte. Fast wie eine Invasion mit trojanischen Pferden ...
    Ganz am Schluss natürlich noch die persönlichen Botschaften... Lassie, komm heim, oder das Kind wird verdroschen. Boopsie liebt Moopsie; liebt Moopsie Boopsie? (Au weh, ich konnte förmlich sehen, wie sich da Tränen noch vor der Gitterbettsperre abzeichneten ...) Dagon wird sich erheben! Spenden erwünscht. Elvira verzweifelt gesucht ... Verrückter Wissenschaftler, der Gräber plündert, Leichen stiehlt und die Teile zusammennäht, um den Übermenschen zu schaffen, sucht Gleichgesinnte ...
    Der Unnatural Inquirer hat die einzigen Kreuzworträtsel, die einen beschimpfen, wenn man zu lange braucht - ein Kreuz mit den Rätseln. Sie hatten das Kakuro eingestellt, da bei den Zahlen immer 666 herauskam.
    Ich ließ die Zeitung wieder auf den Tisch fallen und wischte meine vor Druckerschwärze starrenden Finger an meinem Mantel ab, nur um mich zu spät daran zu erinnern, dass das keine gute Idee ist, wenn man einen weißen Trenchcoat trägt. Ich fischte ein Taschentuch heraus und rieb an meinen Fingern. Mir war bis dahin nicht bewusst gewesen, wie viel ich über diese Zeitung wusste. Sie hatte sich so weit in die Nightside geschleimt, dass so ziemlich alles, was man sah oder woran man dachte, einen an einen Artikel im Unnatural Inquirer erinnerte. Für eine Weile kursierte sogar das Gerücht, dass in der Mannschaft des Blattes ein Präkognitiver arbeitete, der weit genug in die Zukunft sehen konnte, .um die nächste Ausgabe der Night Times zu lesen, damit der Unnatural Inquirer die besten Storys bereits früher bringen konnte. Ich glaubte das nicht. Erstens kannte ich den Chefredakteur der Night Times , der niemals einfach nur zugesehen hätte, wenn das wirklich der Fall gewesen wäre, und zweitens hatte sich der Unnatural Inquirer noch nie für echte Nachrichten interessiert. Nicht, wenn es

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