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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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schlurfte mit mir im Schlepptau den Hauptgang hinab, und alle ignorierten mich demonstrativ. Hier in den inneren Büroräumen herrschte eine gewisse Bunkeratmosphäre; wahrscheinlich, weil die meisten Leute von außerhalb tatsächlich aus dem ein oder anderen Grund hinter den hier versammelten her waren. Die emsigen Herren und Damen des Unnatural Inquirers rauchten und tranken, als sei dies ihr letzter Tag auf Gottes Erdboden, weil die Chancen gar nicht so schlecht standen, dass er das tatsächlich war. Die Leser mochten sie lieben, aber niemand sonst. Für die Belegschaft gab es nur ein ewiges Wir gegen Die, und jeder und wirklich alles war Freiwild. Es gab immer irgendwelche Prozesse, aber der Chefredakteur und Herausgeber konnte sich die besten Anwälte leisten und war besonders stolz darauf, die Verfahren vor Gericht bis zum Sankt Nimmerleinstag zu verzögern. Die Zeitung mag zwar noch nie ein Verfahren gewonnen haben, aber sie hatte auch noch nie eines verloren, vor allem, weil das Blatt meist länger am Leben blieb und die besseren Finanzen hatte als die Kläger. Der Unnatural Inquirer hatte sich noch nie entschuldigt, einen Widerruf gedruckt oder auch nur einen Penny an Wiedergutmachung bezahlt, und das Blatt war stolz darauf. Deshalb musste sich die Belegschaft auch in einem Bunker verstecken und besondere Versicherungen gegen Meuchelmordversuche abschließen.
    An prominenter Stelle an einer Wand prangte ein Schild. MAN MUSS NICHT GEMEIN, KLEINLICH UND BÖSARTIG SEIN, UM HIER ZU ARBEITEN; ABER ES HILFT . Überall sonst wäre das ein Scherz gewesen.
    Jimmy der Kopier junge brachte mich zum Büro des Korrektors, klopfte an, als wolle er den drohenden Einfall einer Barbarenhor de ankündigen, . und stieß die Tür auf, ohne auf eine Antwort zu warten. Ich folgte ihm, schloss die Tür sorgsam hinter mir, und Schnaufer Mall oy erhob sich hinter seinem riesigen Schreibtisch, um mich zu begrüßen. Er war eine kleine, plumpe Gestalt mit traurigem Ges icht und einem vorzeitig kahlen Schädel, der einen Pullover mit der auf der Brust aufgestickten Aufschrift LÄCHEL N SIE, WENN SIE DAS ZU MIR SAGEN trug . Er schüt tete eine Handvoll kleiner, zart lila Pillen aus einem Plastikfläsch chen, sc hluckte sie auf einen Sitz ohne Wasser und kam dann hinter dem Schreibtisch hervor, um mir einen verweichlichten, fast schon bedauernden Handschlag zu geben. Ich schüttelte seine Hand vorsichtig. Einerseits, weil ich mich daran erinnerte, woher sein Spitzname stammte, andererseits, weil es sich anfühlte, als kön nte ich ihm jederzeit den Arm ausreißen.
    E r s tarrte den Kopierjungen missvergnügt an. „Was machst du noc h hier? Gibt's da nicht einen wichtigen Tee, den du irgendje m andem bringen solltest?"
    „Faschist!", fauchte Jimmy und schlug auf dem Weg nach draußen die Tür hinter sich zu. Dann öffnete er sie noch einmal, brüllte: „Ich bin Neunzehn! Neunzehn!", und verschwand abermals.
    Schaufler Malloy seufzte tief, setzte sich in seinen Stuhl hinter dem Schreibtisch und wies auf den Besuchersessel. Der wenig überraschend hart und unbequem war, wie Besuchersessel es im m er sind. Ich denke, sie sollen einfach dem Besucher deutlich machen, dass er bestenfalls geduldet ist.
    „Die Pubertät ist eine schreckliche Sache", meinte Schaufler. „Vor allem für die Umwelt. Ich würde ihn ja feuern, wenn er nicht der Neffe von irgendwem wäre ... ich wünschte nur, ich könnte mich erinnern, von wem ... willkommen in der Salzmine, Mr. Taylor. Ich bedauere es, dass wir sie hierherschleppen mussten, aber Sie sehen ja selbst, wie das ist. Der Preis der Pressefreiheit ist ewige Wachsamkeit und ständige Verfügbarkeit von schweren Waffen.“
    „Man hat mir zu verstehen gegeben, die Angelegenheit sei dringend”, warf ich ein, „und die Bezahlung außerordentlich gut."
    „In der Tat", antwortete Schaufler. „In der Tat." Er sah mich nachdenklich an. „Wie ich hörte, haben Sie schon für Julien Advent von der Night Times gearbeitet."
    „Hie und da", sagte ich. „Ich mag Julien."
    Schaufler feixte. „Ich könnte Ihnen da ein paar Dinge über ihn erzählen ..."
    „Lassen Sie das", antwortete ich bestimmt. „Erstens würde ich Ihnen nicht glauben; und zweitens, falls Sie meinen Freund Julien Advent beleidigen, sähe ich mich gezwungen, Ihnen heftig eins über Schädel und Schulter zu braten. Wahrscheinlich, bis Ihr Kopf abfällt, und danach würde ich mit dem Schädel in Ihren Büros Fußball spielen."
    „Ich selbst

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