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Bilder aus der Anderwelt

Bilder aus der Anderwelt

Titel: Bilder aus der Anderwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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uns herum. Alex hatte nicht geknausert und das Gesamtpaket gekauft. Die Karte dehnte sich plötzlich aus und hatte schließlich die Größe einer Tür, die sich vor uns öffnete. Zusammen traten Bettie und ich durch die Tür, die hinter uns heftig zuschlug, ins Strangefellows .
    Ich steckte die Karte wieder in die Manteltasche und sah mich um. Die Bar war ungewöhnlich ruhig und mit Ausnahme eines einzigen Betrunkenen, der über einem Tisch zusammengesunken seinen Rausch ausschlief, vollständig leer. Ich kannte ihn flüchtig. Thallassa, ein verschrumpelter alter Zauberer, der behauptete, für den Untergang von Atlantis verantwortlich zu sein. Er gab an zu trinken, um zu vergessen, doch es war erstaunlich, an wie viele Geschichten er sich erinnern konnte, solange irgendjemand dumm genug war, ihn weiter mit Getränken zu versorgen. Der Rest hatte eindeutig beschlossen, es sei eine weise Entscheidung, so schnell wie möglich die Beine in die Hand zu nehmen, da die Kombination aus Donavon, der DVD und mir nur zu schnell eine kritische Masse erreichen konnte. Selbst die Leute, die sich an einem Ort wir dem Strangefellows den Kummer von der Seele soffen, hatten ihre Schmerzgrenze, und die war nur zu oft ich.
    Donavon war einfach auszumachen. Er saß zusammengesunken auf einem Hocker an der Bar. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so armselig, niedergeschlagen und verängstigt aussah. Er blickte sich suchend um, als Bettie und ich nähertraten, und fiel fast vom Barhocker, als er mich erkannte. Er war ein kleiner, normal aussehender Mann, den man auf der Straße wohl keines zweiten Blickes gewürdigt hätte. Ihm war die Sache über den Kopf gewachsen, und er befand sich auf dem besten Weg zu einer ziemlich schlimmen Bruchlandung. Aus der Nähe sah man, in was für einem bejammernswerten Zustand er sich befand. Er zitterte und bebte wie Espenlaub, sein Gesicht war abgehärmt und grau, mit tiefen Ringen unter den Augen, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Höchstwahrscheinlich, weil er sich davor zu sehr fürchtete. Er konnte nicht viel älter als Mitte zwanzig sein, sah aber mindestens doppelt so alt aus. Irgendetwas hatte ihn altern lassen und war dabei nicht eben sanft mit ihm umgesprungen. Er hatte einen langen, versifften Mantel um sich gelegt, als beschütze dieser ihn vor einer Kälte, die nur er verspürte.
    Er sah wie ein Mann aus, der die Hölle gesehen hatte. Oder den Himmel.
    Alex blitzte mich wütend an und wandte sich dann wieder Donavon zu, um ihm mit sanfter Gewalt ein Branntweinglas abzunehmen, um ihm etwas frisch gekochte Suppe vorzusetzen. Donavon sah nicht überzeugt aus. Er starrte mit geweiteten Augen ins Leere, bis Bettie und ich direkt vor ihm standen. Dann seufzte er tief, und ein Teil der Anspannung schien von ihm abzufallen. Er leerte das Glas in einem Zug und verlangte mit einem Wink nach einem neuen. Alex stellte die Terrine ab, schniefte laut und öffnete zögernd eine neue Flasche.
    Alex gehörte das Strangefellows , und er betrieb die Bar a uch. Vielleicht war er aus diesem Grund auf die ganze Welt nicht gut zu sprechen. Er verabscheute seine Ku n den, verachtete Touris ten und gab aus Prinzip nie richtig heraus. Er hatte kurz zuvor sein dreißigsten Geburtstag gehabt, was die Sache nicht besser mach te. Er trug immer Schwarz, da er behauptete, in ständiger Tra uer um sein Liebesleben zu sein. (Elendiglich dahingeschieden, a ber niemals vergessen.) Seine ständige Leich e nbittermiene hatte ei ne tiefe Falte in seine Stirn gemeißelt, direkt über der Designe r sonnenbrille, die sein Markenzeichen war. Er trug ein schick es schwarzes Barett, das weit hinten auf se i nem Kopf thronte, u m die sich fortwährend ausweitende kahle Stelle zu verbergen. I ch kannte krankhaft depressive Leprakranke, die mehr lächelten als Alex Morrisey. Wenigstens musste man sich bei ihm keine Sorgen machen, wenn er nieste. Ich lehnte mich an die Bar und sah ihn kritisch an.
    „Mir hast du noch nie eine heiße Suppe gekocht, Alex."
    Er schnaubte laut. „Meine selbstgemachte Suppe ist voller Dinge, die gut für dich sind. Manche davon sind sogar ernstlich gesund. All das wäre wie Perlen vor die Sä u e geworfen, wenn ich mir deinen ausgemergelten, verlebten Körper so ansehe."
    „Nur weil ich kein Gemüse mag ..."
    „Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der sich beim Anblick von Brokkoli bekreuzigt - und wechsle nicht das Thema! Abermals liegt es an mir, bei einem deiner Fälle hinter dir

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