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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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zurückgelassen.
    Ich machte so etwas Ähnliches wie Ordnung und rief einen befreundeten Medizinmann an, der auf der anderen Straßenseite wohnt. Er schimpfte, bemühte sich aber zu mir. Ich bat ihn, mir ein starkes Medikament zu verabreichen, damit ich nach ein paar Stunden Schlaf nicht zuviel von meiner bewegten Nacht spüren würde. Er tat es, ohne Fragen zu stellen. Dann ging er wieder schlafen.
    Ich schlief ebenfalls ein. Ein Schlafmittel brauchte ich nicht.
     

8
    Kundschaft für Nestor
     
    Ein Läuten weckte mich.
    Ich kroch aus dem Bett und stellte mich aufrecht hin. Der Kopf drehte sich mir nicht mehr. Ich fühlte mich sogar recht gut in Form. Ich hatte wohl eine Beule am Hinterkopf - vielleicht auch zwei -, aber sie wurden von meinen Haaren verdeckt. Ich zog meinen Morgenmantel über und sah auf den Wecker. Zehn Uhr. Nicht er läutete. Auch nicht das Telefon. Das Läuten kam von der Haustür. Jemand klemmte mit seinem Finger oder einem Nagel die Klingel ein. Um mir nichts anmerken zu lassen, nahm ich mir ein Pfeifchen aus dem Pfeifenständer und ging zur Tür, nachdem ich die Vorhänge zurückgezogen und Tageslicht in mein Zimmer gelassen hatte. Florimond Faroux trat mit müdem Gesicht ein, ohne sich die Mühe zu machen, seine Schuhe auf der Matte abzuputzen.
    „Ich bin mit dem Fall beauftragt“, sagte er ohne weitere Einleitung.
    „Dafür werden Sie bezahlt“, sagte ich. „Mit welchem Fall?“
    „Sie sehen, daß ich alleine gekommen bin. Ich will Sie nicht hinterrücks überfallen.“
    „Das nennen Sie ,nicht hinterrücks überfallen’? Wenn ich gerade von Martine Carol träume?“
    „Lassen Sie Martine Carol in Ruhe.“
    „Muß ich wohl“, seufzte ich. „Dort hinein.“
    „Großer Gott? Wie das stinkt!“ rief er aus.
    „Medikamente. Ich war schlecht auf dem Damm. Darum bin ich so spät noch im Bett. Wird wohl ’ne Grippe.“
    „Ja... Sagen Sie mal, ist Ihre Agentur auch schlecht zurecht?“
    „Warum?“
    „Ihre Angestellten kommen nicht rechtzeitig zur Arbeit.“
    „Sie haben woanders zu tun.“
    „Aha!“ lachte er. „Vielleicht suchen sie am anderen Ende der Welt die Leichen zusammen, die für das Wohlergehen der Agentur Fiat Lux unbedingt nötig sind. Welch ein Riecher? Gut. Wollte Ihnen nur sagen, daß Nachbarn die Sache bemerkt haben.“
    „Welche Sache?“
    Seine Zigarette war ausgegangen. Er zündete sie wieder an: „Bei Ihnen ist eingebrochen worden.“
    „Eingebr... Daß ich nicht lache.“
    „Ziehen Sie sich was an! Wir wollen ein wenig miteinander plaudern... und weil es vielleicht länger dauern könnte, setz ich mich...“ Gesagt, getan. „...Danach kommen Sie mit. Sie müssen den Schaden feststellen.“
    „Nein, aber... Im Ernst?“
    „Ernster als Sie glauben. Äh... Birikos, sagt Ihnen der Name ’was?“
    „Larpent, sagt Ihnen der Name ’was? Birikos, sagt Ihnen der Name ’was? Sie haben Nullachtfuffzehnfragen, wenn ich das mal so sagen darf.“
    „Antworten Sie, anstatt den Hanswurst zu spielen.“
    „Ja, der Name sagt mir ’was. Birikos ist ein Grieche. Hat mich gestern besucht.“
    „Wo?“
    „In der Agentur.“
    „Wann?“
    „Am Nachmittag.“
    „Es muß ihm bei Ihnen gefallen. Er ist in der Nacht in Ihr Büro zurückgekommen und hat sich dort häuslich niedergelassen...“
    Er erstattete seinen kleinen Bericht und illustrierte ihn mit Fotos, die von den Künstlern des Erkennungsdienstes am Tatort aufgenommen worden waren. Er leierte ihn mit monotoner Stimme herunter. Ich übernahm die Interpunktion, indem ich an den richtigen Stellen „oh!“ und „ach!“ sagte.
    Ich erfuhr nichts, was ich nicht schon wußte. Die Schlußfolgerungen des Kommissars und des Gerichtsmediziners über das gewaltsame Ende von Birikos stimmten mit meinen überein.
    Der Grieche war im Laufe eines Kampfes — sozusagen durch eigene Hand - von seiner Kanone getötet worden. Die Nachbarn hatten nichts gehört, da mein Büro schalldicht isoliert ist.
    „...Was bedeutet das?“ fragte Faroux.
    Ich hob ratlos die Schultern.
    „...Jetzt sind Sie an der Reihe, Burma.“
    „Was soll ich Ihnen sagen?“
    „Alles, was Sie von Birikos wissen.“
    „Nicht viel. Er lungerte in der Eingangshalle des Transocéan herum, als ich dort war, um mich um Geneviève Levasseur zu kümmern...“
    „Moment! Haben Sie Kontakt mit ihr aufgenommen?“
    „Ich habe getan, was ich konnte, um sie zu treffen, aber sie war nie da. Ich hoffe, ich habe heute mehr Glück...wenn Sie mir Zeit dazu

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