Bilder bluten nicht
lassen. Ich hoffe auch, daß sie sich nicht selbst überlassen ist?“
„Seien Sie unbesorgt. Sie wird unauffällig überwacht. Ich kann über sie nicht gründlich recherchieren. Ich würde beginnen und es nicht zu Ende führen können. Und es wäre Mittag, bis daß ich es wieder eingerenkt hätte, vor allem, wenn sie in die Sache verwickelt ist. Aus diesem Grunde sehe ich es lieber, wenn Sie das Steuer in der Hand haben. Sie werden die Aufgabe der Inspektoren übernehmen, die damit beschäftigt sind. Und Sie werden sich weiter vorwagen als diese. Mir wäre es lieb, wenn es schnell ginge, weil sie am Ende noch etwas merkt. Ich dachte, ich hätte mich verständlich ausgedrückt.“
„Ich habe sehr gut verstanden.“
„Gut. Nun? Birikos?“
„Nick Birikos ist mir bis zu meinem Büro gefolgt. Das war vormittags. Ich habe ihn bemerkt und wollte ihm nun hinterhergehen, aber das war nicht möglich. War übrigens nicht schlimm, weil er aus eigenem Antrieb am Nachmittag zu mir kam.“
„Warum?“
„Um mir langatmige Reden zu halten...“
Ich gab den Inhalt wieder.
„...Und dann ist er gegangen. Ich habe ihn nicht mehr wiedergesehen.“
„Sie werden ihn gleich sehen.“
„Ist er immer noch bei mir?“
„Im Augenblick ist er wohl im Leichenschauhaus. Haben Sie sich von dem Mann ein Bild gemacht?“
„Ein seltsames Bild... wenn er nicht sogar Larpents Komplize ist. Er kannte Larpent vielleicht besser, als er zugegeben hat. Er wohnte im selben Hotel.“
„Unseren Ermittlungen zufolge war dieser Birikos nicht vorbestraft. Aber das will nichts heißen. Haben Sie daran gedacht?“
„Nein.“
„Woran dann?“
„Für mich ist das einer von diesen oft zitierten skrupellosen Kunstsammlern, von denen es mehr gibt, als man glaubt. Er hat mich für einen Komplizen von Larpent gehalten.“
„Erzählen Sie.“
„Nehmen wir mal an, er wartet im Transocéan, wo er abgestiegen ist... Wohnte er schon lange da?“
„Ungefähr zehn Tage.“
„Gut. Nehmen wir also an, er wartet darauf, daß man ihm das gestohlene Bild aushändigt. Er kennt weder den Dieb noch die Person, die mit der Übergabe betraut ist. Und wenn er Larpent kennt, dann nur oberflächlich, weil sie in demselben Hotel wohnen; aber dessen Funktion, wenn ich so sagen darf, kennt er nicht. Als er von Larpents Tod erfährt und hört, daß dieser Larpent was mit dem begehrten Meisterwerk zu tun hat, weil er doch eine Kopie davon mit sich herumschleppte, konzentriert sich sein Interesse auf den Verstorbenen. Trauernd. Nicht um den Verstorbenen, sondern um das Bild. Er weiß, daß Mademoiselle Levasseur die Geliebte von Larpent war. Er hört, wie ich nach ihr frage. Er sieht sofort, daß ich kein Polyp bin. Instinktiv folgt er mir. Und als er meinen Beruf herausfindet…“
„...sagt er sich,“ ergänzte Faroux lachend, „ein Privatdetektiv kann nur der Komplize eines Bilderdiebs sein...“
„Ja, so ungefähr. Privatdetektive haben bei allen möglichen Geschäften ihre Hände im Spiel. Ich kenne welche, die sind sogar so verkommen, daß sie Spezialaufgaben für die Polente übernehmen.“
„Jetzt reicht’s. Erzählen Sie weiter von Birikos.“
„Er schöpft wieder Hoffnung. Er besucht mich in der Absicht, mir die Würmer aus der Nase zu ziehen. Ich enttäusche seine Erwartungen. Das ändert nichts daran, er ist davon überzeugt, daß ich das Gemälde besitze. Weil ich seine Anspielungen nicht verstehen will, greift er zum äußersten Mittel. Er kommt in der Nacht zurück und durchsucht meine Büro räume...“
„Einverstanden“, sagte Faroux. „Und er findet das Bild. Das nimmt eine schlimme Wendung für Sie, das Ganze, Burma.“
„Nix findet er. Wenn das Bild in meinem Besitz gewesen wäre - ich frage mich nur, durch welchen Umstand -, hätte ich es Ihnen schon gestern gegeben, um die drei Millionen Prämie zu kassieren.“
„Oho! Das Bild ist mehrere hundert wert. Man kann einen verrückten Sammler finden, der... sagen wir... die Hälfte bietet. Die Hälfte von mehreren hundert Millionen, das sind immer noch mehrere hundert.“
„Er findet nix, sage ich Ihnen.“
„Gut. Er findet nix. Und dann, vor Wut, Zorn und Enttäuschung,“ höhnte Florimond Faroux mit plumper Ironie, „bringt er sich um. Oder vielmehr, er versucht es. Sein Komplize will ihn daran hindern. Vergessen wir nicht, es hat einen Kampf gegeben. Im Laufe dieses Kampfes gelingt Birikos trotzdem sein Akt der Selbstzerstörung. Er jagt sich eine blaue Bohne ins
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