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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Herz.“
    „Reden Sie keinen Quatsch.“
    Streng legte sich seine Stirn in Falten:
    „Wenn sie kein Bild gefunden haben, um das sie sich streiten konnten, dann geben Sie mir eine andere Erklärung für das Gerangel und seinen tragischen Ausgang.“
    „Ich habe genausowenig eine Erklärung, wie ich das Bild habe... Es sei denn...“
    ”J a? “
    „Herrgott nochmal! Dieser Birikos sah doch nicht wie ein Ganove aus.“
    „Typ Hochstapler, mehr nicht. Jedenfalls, ich sage es Ihnen noch mal: keine Vorstrafen. Wenigstens nicht bei uns. In ein paar Tagen haben wir Nachricht aus Athen.“
    „Er war nicht in der Lage, alleine meine Tür aufzubrechen. Er mußte auf die Hilfe eines Ganoven zurückgreifen. Eines richtigen. Und dieser Ganove... Ha! Das ist doch der Gipfel! Man schmeißt bei mir alles durcheinander, man läßt mir eine Leiche da, die Flics schikanieren mich, und ich bin fünfzig Scheine los.“
    „Fünfzig Scheine?“
    „Haben Sie nicht auch herumgeschnüffelt?“
    „Ja.“
    „Kennen Sie Hélènes Büro, hm? In der obersten Schublade, lag da Geld?“
    „Kein Sou lag da, wie gewöhnlich.“
    „Behaupten Sie nichts, was Sie nicht wissen! Und bei Birikos?“
    „Auch kein Sou.“
    „Da haben wir den Grund für das Gerangel. Birikos suchte das Bild, aber sein Komplize wollte mir mein Geld klauen. Birikos war ehrenhaft, in seiner Art. Er wollte den anderen zwingen, die Finger davon zu lassen. Drohte ihm mit dem Revolver, den er sich aus Vorsicht verschafft hatte, eben wegen des Milieus seines Helfers. Gerangel und Tod von Birikos. Der Ganove nimmt mein Geld und das von Birikos, ohne die Kanone zu vergessen.“
    Faroux schwieg, dann:
    „Das ist gut möglich, alles in allem. Hm... fünfzig Scheine, sagen Sie?“
    „Ja.“
    „In der Agentur haben niemals fünfzig Scheine gelegen, das wüßte man.“
    „Gut. Sagen wir dreißig. Ich wollte mogeln... da die Erstattung bestimmt ziemlich lange dauern wird...“
    „Sie verdammter Nestor, Sie! Sie wollten die Gelegenheit nutzen, die Versicherung um zwanzig Scheine zu schröpfen, nicht wahr?“
    Ich machte ein schuldiges, reuevolles Gesicht.
    „Jedenfalls, wenn man mir eines Tages dreißig Scheinchen in die Hand drückte, dann wäre das immer noch mehr, als diese Schublade jemals enthalten hat. Auch wenn sie sich so hochmütig aufplustert, daß sie nicht mehr auf ihren Schienen laufen kann, wenn in ihrem Bauch dreihundertfünfzig Francs liegen.“
    Ich kam aufs Thema zurück:
    „Das ist die einzige Erklärung. Außer der mit dem Bild... Ich warne Sie gleich, Faroux. Wenn Sie weiterhin daran festhalten, daß ich in diese Geschichte mit dem Bild verwickelt bin, dann können Sie es sich abschminken, daß ich für Sie hinter der schönen Geneviève Levasseur herspionieren werde.“
    „Schon gut“, sagte er. „Ich glaube nicht, daß Sie das Bild gehabt haben. Was die Levasseur angeht, darüber habe ich inzwischen nachgedacht. Nach all dem, was Sie mir erzählt haben... Jetzt scheint sie mir doch zu sehr darin verwickelt zu sein, als daß ich sie weiterhin mit Samthandschuhen anfasse. Selbst schuld. Was sein muß, muß sein, komme, was wolle. Dieser Birikos ist Ihnen nur gefolgt, weil Sie nach Mademoiselle Levasseur gefragt haben, und deshalb meinen Sie, daß für ihn sie und Larpent gemeinsame Sache gemacht haben.“
    „Nicht unbedingt, aber na ja, wenn Sie meinen...“
     
    ***
     
    Ich begleitete Faroux in die Agentur, wo der Arm des Gesetzes einen Wachposten hingestellt hatte, einen Flic in Uniform, der es anscheinend lustig fand, daß bei einem Privatdetektiv eingebrochen worden war. Ich stellte den Schaden fest, bestand auf dem Raub der nicht vorhandenen dreißig Scheine, und ab zum Leichenschauhaus, immer noch in Florimonds Begleitung. Ich identifizierte Nick Birikos, als wäre er mein eigenes Kind gewesen, und dann konnte ich gehn. Um vierzehn Uhr kam ich wieder in mein Büro, genau zu der Zeit also, zu der man gewöhnlich ins Büro zurückkommt. Ich rief einen Schlosser in der Nachbarschaft an, der das Schloß reparieren sollte, und inzwischen dachte ich wieder darüber nach, was die Einbrecher wohl angelockt haben konnte. Das Bild vielleicht. Aber das hatte ich ja nie besessen, wie ich wußte. Ganz offensichtlich hatten sie etwas gefunden. Und zwar etwas Wichtiges. Aber das, was sie gefunden hatten, fand ich nicht. Ich gab meine erfolglose Sucherei auf, ließ den Schlosser und mein Büro in der Obhut der Concierge zurück und ging in die Bibliothèque

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