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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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wirklich, Ehrenwort. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Er sich übrigens auch nicht. Ist als Letzter angekommen.“
    „Das, meine liebe Hélène, kümmert mich einen Dreck. Sie können dem Burschen sehr gut auf die Rennbahn folgen, ohne selbst zu spielen.“
    „Ist das Ihre Ansicht?“
    „Meine gesicherte Überzeugung.“
    „Nun... er hat gewonnen.“
    „Die Nestors gewinnen immer... Oh, aber das ändert alles. Fünfzig Prozent für die Agentur.“
    Sie zeigte mir eine lange Nase und ging laut lachend hinaus. „Scherz beiseite“, sagte jetzt ich.
    Ich schnappte mir das Telefon und rief Faroux an:
    „Ich habe mich in die Gunst von Mademoiselle Levasseur eingeschlichen.“
    „Ach! Und?“
    „Sie ist nicht von Ihren Spitzeln belästigt worden, sondern von einer Art Gigolo, der die Nase voll hatte von zähem, leicht verdorbenem Fleisch und mal ganz gerne in frisches beißen würde. Da seine sexuelle Anziehungskraft nicht unwiderstehlich ist, drohte er unserem hübschen Käfer damit, überall herumzuerzählen, daß sie Larpents Mörderin ist.“
    „Und weiter?“
    „Und nichts weiter. Ich habe den Kerl rausgeschmissen. Mit dem Mädchen stehe ich bestens. Ich stehe sogar mit dem Kerl recht gut. Er ist nicht nachtragend.“
    „Vielleicht müssen wir dem nachgehen.“
    „Wem?“
    „Wir werden ihre Alibis noch einmal überprüfen.“
    „Wenn Sie nichts Besseres zu tun haben... Aber wenn sie schuldig wäre, hätte sie mich nicht zur Hilfe gerufen. Es wäre für sie leichter gewesen, dem Gigolo nachzugeben.“
    „Es gibt so viele Verrückte „Wie Sie wünschen
    Ich legte lachend auf. Diese Hornochsen bildeten sich ein, Geneviève Levasseur hätte ihren Liebhaber umgelegt! Verflixt nochmal! Was sollte ohne den lieben Nestor aus dieser ganzen Bande werden, was sollte bloß aus ihnen werden?
     
    ***
     
    Als ich in dem Hotel in der Rue de Valois ankam, stand Albert hinter seiner Theke, schweigend wie Baptiste, den Finger in einer Rennzeitung auf den Pferden, die am nächsten Tag wahrscheinlich an den Start gingen, lahme Gäule, die ihm sein Heu wegfressen würden. Er war allein, wie immer. Dies war ein ruhiges Hotel, provinziell, ohne das Hin- und Hergelaufe, das Staub auf gewirbelt hätte, unter dem die grünen Topfpflanzen allmählich grau wurden.
    Als der Junge mich sah, runzelte er die Stirn.
    „Salut“, sagte ich.
    „’n Abend, M’sieur. Haben Sie... Nachrichten von M’sieur Lheureux?
    „Ja.“
    „Gute?“
    „Ja.“
    „Gott sei Dank, M’sieur.“
    „Ta. Ich möchte mit Ihnen reden.“
    „Bitte.“
    „An einem ruhigen Ort.“
    „Wie nennen Sie denn das hier?“
    „Wir könnten gestört werden. Ich würde gerne mit Ihnen reden, ohne befürchten zu müssen, daß uns jemand stört.“
    „Was ist passiert?“
    „Nichts. Soll etwas passieren?“
    „Weiß nicht. Sie sehen so komisch aus.“
    „Ich habe beim Pferderennen verloren.“
    „Sind nicht der einzige.“
    „Ja, aber ich, ich habe kein Geld dafür.“
    „Niemand hat’s, und alle verlieren sie.“
    „Stecken Sie sich Ihre Philosophie an den Hut. Also los, wo ist der ruhige Ort?“
    Er stand auf, sah mich verstohlen an, zuckte mit den Achseln, kam hinter seiner Theke vor und schob mich in einen kleinen Salon, der seit dem Besuch von Alphonse III. nicht mehr gelüftet worden war.
    „Machen Sie“, sagte er. „Hab nicht viel Zeit.“
    „Es wird nicht lange dauern. Du hast Lheureux was geklaut, nicht wahr, Kleiner?“
    Er muckte träge auf:
    „Hören Sie mal...“
    „Ich hab’s eilig..
    Ich packte ihn im Nacken und schüttelte ihn:
    „...Komm mit aufs Revier. Es ist nicht weit, gleich da hinten.“
    „Sie würden das tun, M’sieur...“
    „Ich werde mich schämen.“
    „Hören Sie, M’sieur... Scheiße! Schütteln Sie mich nicht so. Ich hab grad gegessen.“
    Ich ließ ihn los.
    „Raus mit der Sprache.“
    Er senkte die Stimme:
    „Also gut, ja, ich hab Geld genommen, hab’s ihm weggenommen... An meiner Stelle hätten Sie es genauso gemacht... Er hat vor Geld gestunken. So ein Stinker, knickrig wie kein zweiter, ganz genau abgezähltes Trinkgeld, ein Jammer, wieviel Moos der hatte... verdammt! In seinem Kaff ist er ein dicker Pfeffersack, der Kerl... Was macht er den ganzen Tag? Hier trägt er sich als Privatier ein
    „Kümmer dich nicht darum, was er macht. Erzähl! Erzähl mir alle Einzelheiten.“
    „Ach, Sie! Wollen alles ganz genau wissen!“
    „Kümmer dich nicht drum, sag ich dir.“
    „Gut. Als er von der

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