Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet

Vom Netzwerk:

Sie sich noch verständlicher ausgedrückt.“
    Ich nahm ebenfalls einen Schluck.
    „Ein Mann namens Birikos und ein Unbekannter“, sagte ich, „wahrscheinlich Komplizen des lieben Larpent, dessen Ableben Ihnen wohl einigen Kummer bereitet hat, eher Monsieur...“
    „Zugegeben“, sagte Corbigny. „Ich kannte diesen Menschen nicht, aber ich begriff, daß sein Tod das Unternehmen erschweren würde.“
    „Ein Mann namens Birikos also hat mich wegen meines Berufs, der als etwas Besonderes gilt, für den Mittelsmann zwischen Dieb und Käufer gehalten. Er hat versucht, mir die Würmer aus der Nase zu ziehen, aber ohne Erfolg. Und das aus gutem Grund. Also hat er in der Nacht bei mir herumgeschnüffelt, zusammen mit einem Komplizen. Der hat in meinen Akten einen Bericht von Monsieur Zavatter gefunden, den dieser auf ein Blatt Ihres Briefpapiers geschrieben hat, auf dem oben links die Silhouette eines so hübschen Schiffes abgebildet ist. Dieser Mann wußte nichts über den etwaigen Käufer des Bildes, weder Namen noch Aussehen noch Beruf, außer vielleicht einigen Details: daß er eine kleine Privatflotte besitzt und daß er nicht in Paris wohnt. Der Bericht kam von einem Leibwächter. Er hat kombiniert: Schwerreicher Mann kommt nach Paris genau zu der Zeit, als der Käufer erwartet wird; er reist zu Wasser, besitzt also eine Jacht (wie der Käufer); wird von einem Leibwächter begleitet, bestimmt weil er eine sehr große Geldsumme bei sich hat (wie der Käufer).“ Corbigny steckte sich eine Zigarre an.
    „Aber wie kommt es, daß dieser Mann mich noch nicht besucht hat?“
    Er schien es zu bedauern.
    „Weil Sie sich an Bord der ,Sonnenblume’ befinden und weil das benutzte Briefpapier von der ,Roten Blume’ stammt. Unser Mann ist sicherlich künstlerisch nicht gebildet genug, daß ihn diese Namen auf die richtige Spur führen. Das ist ein Ganove, ein einfacher Ganove.“
    „Er kann von Schiff zu Schiff gehen und nach Monsieur Corbigny fragen.“
    „Nein, denn Monsieur Zavatter hat nur von ,dem Kunden’ gesprochen, ohne den Namen zu nennen. Eine Vorsichtsmaßnahme. Normalerweise hätte er nicht einmal Ihr Briefpapier benutzen dürfen...“
    Zavatter kratzte sich das Kinn.
    „...Aber in diesem Fall will ich ihm den Fehler nicht zum Vorwurf machen.“
    „Aber ich werfe ihm vor, meinen Namen nicht ausdrücklich erwähnt zu haben!“ kreischte Corbigny „Meinen Namen, mein Alter, meine Taillenweite und die Tage, an denen ich Besuch empfange. Der Mann wäre schon da.“
    „Das liegt nicht in Ihrem Interesse“, sagte ich.
    Er blickte mich durchdringend an:
    „Hören Sie, Burma. Wenn ich die Absicht habe, dieses Bild zu kaufen, dann werden Sie mich nicht davon abhalten. Sie sind kein richtiger Flic. Wenn dieser Mann das Bild besitzt...“
    „Dieser Mann besitzt das Bild nicht. Ich weiß, was ich weiß. Larpent hatte Komplizen, hielt aber die Fäden alleine in der Hand. Seine Komplizen kannten weder den Käufer noch den Mittelsmann. Unser Mann hat das Bild nicht, aber Sie, Monsieur Corbigny, Sie haben in Ihrer Reichweite beachtlich viele Millionen in bar. Das wird seine Geldgier wecken, und da es auf eine Leiche mehr oder weniger nicht mehr ankommt, wird er Sie um so leichter umbringen, je schwerer das Paket mit den Scheinen ist.“
    Corbigny fühlte sich immer unbehaglicher.
    „Sie... Sie glauben, daß..
    „Ja.“
    „Glücklicherweise ist Monsieur Zavatter da.“
    „Monsieur Zavatter ist nicht verpflichtet, Sie weiterhin zu beschützen. Kommen Sie, Monsieur, schreiben Sie das Bild in den Wind. Verstehen Sie mich richtig: Ihr Leben ist in Gefahr. Der Kerl sucht Sie, und er wird Sie finden...“
    Jetzt, da Corbigny gewarnt war, war das nicht mehr sicher; aber es war besser, ihm das weiszumachen.
    „...Wenn Zavatter nicht mehr da ist, sind Sie reif. Ich dagegen will das Bild wiederfinden. Der Mittelsmann kann mich vielleicht auf eine Spur führen...“
    „Der Mittelsmann ist genauso ratlos wie ich“, sagte Corbigny. „Na ja, er war es...“
    „Haben Sie ihn gesehen?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Gestern.“
    „Palais-Royal, hm?“
    Er antwortete nicht.
    „Sein Name?“
    „Das geht Sie nichts an, Burma.“
    „Sehr gut. Zavatter kennt den Laden. Er wird ihn mir zeigen. Meinen Angestellten nehme ich nämlich mit. Und wenn Sie ihn Wiedersehen möchten, dann müssen Sie schon gute Augen haben. Los, Zavatter, wir hauen ab.“
    „He, Sie!“ schrie Corbigny. „Gehen Sie nicht einfach so weg. Wenn dieser