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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Ehemann.“
    „Was ist das denn hier?“
    „Werbung“, sagte sie, plötzlich ernst.
    „Scheiße ist das.“
    „Werde nicht ausfallend.“
    „Was sollen diese Enthüllungen? Ich weiß, daß du sie genehmigt hast. Kein einziges Blatt hat dich in diesen Skandal hineingezogen, sogar die Flics schienen dich aus der Sache rauszuhalten...“
    „Natürlich haben die mich da rausgehalten. Das hätte auch noch gefehlt. Ich habe mit dieser Sache nichts zu tun. Etienne ist der Schuldige. Schuldig woran? Selbst das weiß man nicht. Aber schließlich ist er tot aufgefunden worden, und zufällig war ich die Geliebte des Toten. Nun...“
    „Nun was?“
    „Der Skandal verjüngt.“
    „Was?“
    „Verstehst du denn nicht? Ich fühle, daß...“
    Ihre Gesichtszüge unter dem gekonnten Make-up schienen müde.
    „...Ich fühle, daß ich alt werde. Wenig beachtet... Vergessen... Ich habe nicht mehr denselben Erfolg wie früher. Wie noch vor kurzem. Na ja, gut. Ich dachte, ich könnte von dieser Geschichte profitieren, von dem Aufsehen, das um Etienne gemacht wird. Meine erste Reaktion war, mich an dem Spiel nicht zu beteiligen, aber dann hab ich nachgedacht... Schon zu lange ist in der Presse nicht mehr von mir gesprochen worden. Das war eine unerwartete Gelegenheit...“
    „Wenn ich mir überlege, daß manche bezahlen, damit man schweigt...“
    „Aber wo ich doch nichts zu befürchten habe! Ich bin unschuldig. Der Skandal... das ist nicht mal ein Skandal, das ist pikant... das kann für mich nur vorteilhaft sein.“
    Ich zuckte mit den Schultern:
    „Na ja, mich kümmert’s ’n Dreck...Das kann mich völlig kaltlassen.“
    „Was meinst du, mon Chéri?“
    „Nichts.“
    Sie sah mich kleinlaut an:
    „Vielleicht hab ich was falsch gemacht... Na ja..,“ fügte sie seufzend hinzu, „was geschehen ist, ist geschehen, nicht wahr?“
    „War das eine Idee von Chassard oder von dir? Tu nicht so erstaunt. Ich weiß, daß Chassard mit dem Journalisten verhandelt hat, der das Meisterwerk vollbracht hat.“
    „Ich tu nicht erstaunt. Die Idee stammt von mir, aber Chassard hat sich um alles gekümmert.“
    „Glücklicherweise hab ich ihn nicht aus dem Fenster geschmissen, wie du mir gesagt hast.“
    „Sieh mal, mein Liebling. Maurice ist nicht bösartig. Im ersten Moment hatte ich Angst bekommen vor seinem Erpressungsversuch, aber du weißt doch noch, was ich dir gestern gesagt habe, als du auf meinen Anruf hin gekommen bist... Ich sah keinen Grund mehr zur Sorge…“
    „Du weißt nicht so recht, was du willst, hm? Wirklich, ein richtiges Spatzenhirn. Weißt du wenigstens noch, daß du letzte Nacht mit mir geschlafen hast?“
    Sie wurde wütend und sah mich erbost und traurig an. „Willst du mir das zum Vorwurf machen?“
    „Ich glaubte, du hättest es vergessen. Keinerlei Anspielung auf unsere Hochzeitsnacht in dem Artikel von Marc Covet.“
    „Der ist vorher geschrieben worden. Ich Das Telefon unterbrach sie. Sie ging hin und nahm ab.
    „Es ist für dich“, sagte sie und reichte mir den Hörer. „Eine Frau.“
    „Hallo!“ sagte ich.
    „Guten Tag, Chef“, sagte Hélènes Stimme.
    „Ein richtiger Detektiv“, scherzte ich.
    „Man tut, was man kann. Ich habe Marc Covet angerufen, der mich auf Mademoiselle Levasseur im Hotel Transocéan umgeleitet hat. Hol ich Sie aus dem Bett?“
    „Mir ist nicht zum Lachen zumute.“
    „Faroux auch nicht. Sie sollen sofort zu ihm kommen oder ihn anrufen. Er scheint auf Hundert zu sein.“
    „Gut. Ich ruf ihn vom Büro aus an. Komme sofort.“
    „Lassen Sie sich Zeit, und ziehen Sie sich ordentlich an.“ Ich legte auf.
    „Ich darf über die Eheszenen nicht meine Angelegenheiten vergessen“, sagte ich zu Geneviève. „Ich flitze schnell in mein Büro. Dort wartet Arbeit auf mich.“
    Sie umarmte mich:
    „Auf Wiedersehen, Chéri. Böse?“
    „Nein.“
    „Bis heute abend...vielleicht?“
    „Bestimmt.“
    Wir machten Uhrzeit und Ort des Rendezvous’ aus. Dann verließ ich sie.
    Auf der Place Vendôme erblickte ich Chassard. Er überquerte den Platz vor den parkenden Autos, und ich stand auf dem Bürgersteig. Ich war drauf und dran, ihn anzusprechen, ließ es dann aber sein. Ich begnügte mich damit, ihm zu folgen. Er ging zum Transocéan. Unter den Arkaden blieb er stehen und überwachte von dort aus den Eingang des Hotels. Ich grinste. Vielleicht machte er Fortschritte? Mit einem widerlichen Geschmack im Mund setzte ich meinen Weg zur Agentur fort. Armer, alter Nestor! Man

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