Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
keinen Pfifferling ein! Ihre Haupteinnahmequelle ist der Handel mit gestohlenen Objekten, mit Bildern, zum Beispiel, und anderem Firlefanz. Sie sind ein ehrenwerter Antiquitätenhändler, auf gutem Fuß mit ehrenwerten Sammlern und ehrenwerten Ganoven.“
    „Ich glaube, ich werde jetzt die Polizei rufen“, sagte er frostig.
    “Das ist eine Idee. Warum ist sie mir nicht vor Ihnen gekommen? Ja, das ist sogar eine gute Idee. Rufen Sie die Polizei, und ich werde ihr erzählen, daß Sie von Larpent beauftragt waren... Ich weiß nicht, ob dieser Name Sie an etwas erinnert... von Larpent... oder vielmehr, nein, ich muß anders anfangen
    „Sie erfinden erst noch den Anfang?“ lachte Miret säuerlich.
    „Genau. Wollen Sie nicht die Polizei rufen? Rufen Sie sie. Bevor sie kommt, werde ich mir eine hübsche Geschichte zurechtlegen. Etwa so: Ein reicher Sammler, ein Besessener namens Pierre Corbigny, zur Zeit an Bord seiner Jacht Sonnenblume’ im Port du Louvre... immer dieser Louvre... sagt eines schönen Tages zu Monsieur Miret, der ihm wohl schon in der Vergangenheit Kunstgegenstände von abenteuerlicher Herkunft verkauft hat:
    ,Es gibt da einen Raffael, der gut in meine Sammlung passen würde.’ Dieser Monsieur Miret, der alle möglichen Artikel führt, begrüßt diesen Wunsch. Das ist ein Coup von mehreren hundert Millionen. Für ihn als Mittelsmann werden ein paar davon abfallen. Denn dieser Monsieur Miret ist nur Mittelsmann. Er gibt nur den Auftrag weiter und liefert die Ware. Er wendet sich also an Larpent, der den Coup vorbereitet. Ich glaube nicht, daß Larpent selbst das Bildchen geklaut hat. Er hat es wohl von einem andern klauen lassen, einem Fachmann. Aber das ist unwichtig.“
    „Sie wissen viel, Monsieur Burma!“ knirschte Miret. „Nicht übermäßig“, sagte ich bescheiden, „nicht übermäßig.“
    „Was fehlt Ihnen denn noch?“
    „Das Bild.“
    „Wie bitte?“
    „Mir fehlt das Bild.“
    „Sie wissen nicht, wo es ist?“
    „Im Augenblick nicht. In ein paar Tagen werd ich’s wissen, aber ich bin ungeduldig. Ich könnte es sofort erfahren, wenn ich den Flics etwas erzähle, was ich denen verschwiegen habe. Das paßt mir aber nicht. Außerdem wäre ich vielleicht der Lackierte. Ich würde es lieber selbst finden und es diesen Herren auf einem Tablett servieren. Das wäre günstiger. Für die Prämie. Es gibt nämlich eine Prämie. Verstehen Sie? Eine Frage der Eitelkeit und gleichzeitig des Sinns für Realitäten, klar? Also habe ich mir gesagt, Sie könnten mir vielleicht dabei helfen...“
    „Hören Sie, eher Monsieur,“ brachte er hervor, „wir vergeuden beide unsere Zeit. Es ist so, wie Sie gesagt haben. Einverstanden. Ich will keinen Ärger mit Ihnen. Aber Sie müssen mir glauben, ich weiß nicht, wo dieses verdammte Bild ist!... und ich bedaure es ebenso tief wie Sie.“
    „Wirklich? Ich...“
    Ich hielt inne und machte einen Satz nach vorn. Im Hinterzimmer hatte ich ein verdächtiges Geräusch gehört. Ich stieß den Krieger aus dem Mittelalter um. Er flog der Länge nach hin, wie bei einem Turnier in der guten alten Zeit. Ich zog den Vorhang ganz zur Seite und drang in eine wahre Rumpelkammer ein. Das Zimmer war nicht beleuchtet, aber von dem Geschäft fiel Licht hinein, so daß man genug sehen konnte: Ein Mann wollte gerade über eine Treppe verduften, ich weiß nicht wohin. Ich fiel über ihn her. Entweder war er behindert oder ein Waschlappen. Jedenfalls konnte ich ihn mühelos packen. Aber er machte sich los und stieß mich mit Händen und Füßen zurück. Ich setzte mich unsanft auf einen antiken Stuhl, der das Gewicht eines Bürgers des 20. Jahrhunderts nicht aushielt. Ich dachte, der Kerl würde seinen Vorteil nutzen, um endgültig zu fliehen. Er tat nichts dergleichen. Unbeweglich stand er an der Treppe und sah mir ins Gesicht.
    „Messieurs, Messieurs“, jammerte Miret. „Ich bitte Sie, nicht hier, man kann miteinander reden, man kann sich einigen...“
    Er machte Licht. Der Mann, den ich überrascht hatte, hielt mich mit einer dicken Kanone in Schach.
    „Hoch damit“, sagte er.
    „Ach du lieber Gott!“ rief ich aus. „Unser lieber Gigolo-Romeo, die alte Schwuchtel Chassard.“
    „Halt die Schnauze und heb sie hoch!“ knurrte er.
    Ich gehorchte. Inzwischen hatte ich mich aus den Trümmern des Stilmöbels befreit.
    „Schon gut, Zuckerpuppe. Ich will dich nicht in Rage bringen. Je schneller du das Schießeisen da wegsteckst, desto besser. Du hältst das Ding wie

Weitere Kostenlose Bücher