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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Lehmboden lag.
    Er sah mich an: Ich sollte es mir ansehen. Nur der Tote sah nichts und niemand an.
    „In den Hallen findet man aber auch alles“, bemerkte ich. „Wie war noch der Name?“
    „Larpent. Etienne Larpent... Fällt Ihnen jetzt dazu was ein?“
    „Genausowenig wie eben...“
    Der Name sagte mir tatsächlich nichts. Aber diese eine Gesichtshälfte ähnelte stark der linken von Lheureux. Und wenn nicht dieser Unterschied in der Kleidung gewesen wäre... Aber konnte er sich, nachdem er mich als Pfand im Riche-Bourriche zurückgelassen hatte, einen so feinen Zwirn angezogen haben, um ihn hier unter der Erde dann zu den Klängen einer Pistole vorzuführen?...
    „...Ich frage mich nur,“ fuhr ich fort, „woher Sie wissen konnten, daß er so heißt.“
    „Genau weiß ich noch nichts“, sagte Faroux. „Er hat Visitenkarten mit diesem Namen in der Tasche, aber das ist vielleicht nicht sein richtiger. Außer den Karten keinen Sou. Man hat ihm wohl seine Brieftasche mit ’ner Menge Moos geklaut. Der gehörte bestimmt nicht zu den Armen. Keine Kleidung von der Stange, ich weiß nicht, ob Sie’s bemerkt haben. Und möglicherweise hat er im Hotel Transocéan in der Rue de Castiglione gewohnt. Unter den Visitenkarten ist ein Werbekärtchen dieser Nobelherberge. Wir haben mit den Leuten dort telefoniert. Sie haben tatsächlich einen Gast dieses Namens. Er muß nur noch identifiziert werden.“
    „Ja, ja. Was soll ich dazu sagen? Danke für die Vorstellung, Florimond. Ich kenne lustigere, aber trotzdem vielen Dank. Obwohl... hm... ich frage mich, warum Sie mich eigentlich dazu eingeladen haben. Kann ich gehen, weil
    Ich richtete meinen Zeigefinger zur Decke, so wie die Freiheitsstatue der Welt leuchtet:
    „...weil die Spanier da oben versichern, mich nicht in der Gegend herumlungern gesehen oder im Treppenhaus getroffen zu haben, deswegen kann ich doch dürfen, oder?“
    „Ah, haben Sie’s bemerkt?“ grinste Faroux, nicht für zwei Pfennig verlegen.
    „Na, hören Sie mal, mein Lieber. Die Bananen sind zwar süß, aber nicht süß genug, um einen alten Hasen wie mich reinzulegen. Verdammt noch mal, das ist ja herrlich! Was fällt Ihnen eigentlich ein? Glauben Sie, daß ich immer in die Fälle verwickelt bin, mit denen Sie sich gerade befassen?“
    „Nicht in alle Fälle“, verbesserte er. „Nur in die, die dort passieren, wo Sie gerade sind, rein zufällig, auf einem Bummel... Prinzip von mir.“
    „Also gut, dann taugt es eben einmal nicht, Ihr Prinzip.“
    „Möglich. Aber ich darf nichts außer acht lassen. Verstehen Sie, ich weiß noch nichts von dem Burschen, außer daß er vielleicht Etienne Larpent heißt und im Transocéan gewohnt hat, aber ich glaub, hier herrscht ein Riesendurcheinander. So wie der da liegt, hätte er bis zum Mittag liegenbleiben können, ohne daß man ihn gefunden hätte. Aber kaum ist er tot - das war vor einer Stunde, höchstens - da ruft uns jemand aus dem Lokal an und erzählt uns, daß in der Rue Pierre-Lescot im Keller der Nummer soundso soeben ein Mann umgelegt worden ist... Und das so aufrichtig und so überzeugend - das hat jedenfalls der gesagt, der den Anruf angenommen hat -, da sind wir sofort gekommen. Ich sag mir: unser Informant ist ein Kerl, der die Leiche entdeckt hat und nichts damit zu tun haben will. Ein Zeuge, der seine Pflicht gegenüber der Behörde tut, aber dem möglichen Ärger aus dem Weg geht. Das wäre eine Erklärung. Als ich Sie zwischen den Gaffern da oben sah, dachte ich, Sie könnten das gewesen sein...“
    „War ich aber nicht.“
    „Es lag doch ziemlich nahe, Sie in Betracht zu ziehen. Sie konnten mit einem Fall beschäftigt sein, der Tote irgendwie darin verwickelt, Sie konnten nicht alles ausplaudern, aber auch kein Verbrechen vertuschen, usw.“
    „Ich bin mit keinem Fall beschäftigt, und ich habe auch nicht angerufen. Tut mir leid, Sie zu enttäuschen, Florimond.“
    „Schon gut. Es gibt noch eine andere Hypothese.“
    „Welche?“
    „Der Mörder hat selbst angerufen. Er tötet den Mann. Er sucht sich dafür einen Ort aus, wo er in Ruhe vorgehen kann und wohin in den nächsten Stunden niemand den Fuß setzen wird, und nach dem Mord hat er nichts Eiligeres zu tun, als die Polente zu alarmieren. Das ist reichlich idiotisch, aber wenn das stimmt, wenn der Anrufer kein ängstlicher Zeuge ist, der bloß seine Pflicht als Staatsbürger erfüllen will, aber mehr nicht, dann hab ich nette Stunden vor mir. Ein schönes Durcheinander,

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