Bilder von dir: Roman (German Edition)
aus wendiger, denn sie saß bereits auf dem roten Sofa, das vom Staub rosa war. Bert nahm in einem sehr steif wirkenden Lederstuhl ihrem Gast gegenüber Platz, und beide Frauen schauten sich um und verfolgten, wie er vorankam. Er stieß einen Stapel Illustrierte um, und Bert schnalzte mit der Zunge.
»Tut mir leid«, sagte er. Er setzte sich neben Oneida, die auf ihrem Ende des Polsters auf und ab wippte.
»Keine Ursache. Nur zur Information, Mr. Rook, ich hätte Sie nie hier hereingelassen, wenn Sie nicht in Begleitung dieser jungen Dame gekommen wären. Ich mag Sie nicht und traue Ihnen nicht, und ich möchte, dass Sie Bescheid wissen, wo genau Sie stehen.«
Dann hatte dieses Abendessen – mit der Tierärztin und dem Werklehrer und dieser alten Frau – tatsächlich stattgefunden. Arthur versuchte noch immer die Erinnerung an die vergangenen vier Wochen zu sortieren und zu unterscheiden, was echte Begebenheiten waren und was nicht. Zu ihrer Zeit hatten sie sich alle real angefühlt, aber das war mit Träumen nicht anders, wenn man noch im Traum steckte. Die einzigen Erinnerungen, denen er traute, waren die an Mona: Mona, die mit ihm über Amy redete. Mona, die ihm beibrachte, Fondant zu kneten. Mona auf der Hochzeit. Und Mona auf der Veranda, die versuchte, ihn mit einem Kuss aufzuwecken.
»Das ist nur fair«, sagte Arthur. »Ich habe mich unverschämt und beschissen benommen.«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das Fluchen unterließen. Aber ja, unverschämt waren Sie.«
»Eigentlich – Bert. Weshalb ich herkam, es geht um …« – Oneidas Stimme schwankte –, »es geht um das, was Sie damals beim Abendessen gesagt haben.«
»Ich hätte es wissen sollen, dass du hier nicht auf einen Plausch und eine Tasse Tee vorbeikommst.« Sie verschränkte ihre knotigen Hände über dem Griff ihres Stocks. »Was willst du wissen?«
Oneida rückte ihre Brille zurecht. »Sie wissen unheimlich viel über dieses Haus. Und die Menschen darin. Sie sagten, sie wüssten – alles.«
»Ich weiß auch alles.« Ein Fernseher in einem anderen Raum
brachte plötzlich Werbung, und die Lautstärke schwoll an. »Ich weiß, dass die Geschiedene diesem Einfaltspinsel, der an deiner Schule unterrichtet, das Herz brechen wird, und ich weiß, dass Sie« – sie deutete auf Arthur –, » Sie genauso schnell wieder verschwinden werden, wie Sie gekommen sind.«
Oneida runzelte die Stirn und wandte sich an Arthur, der dies nicht von sich gewusst hatte, bis Bert es aussprach – es nicht gewusst hatte, jetzt aber erfasste. Es entsprach absolut der Wahrheit. Er würde weggehen müssen: plötzlich und bald. Dies hier war nicht sein Leben, es war nicht seine Welt, und er träumte auch nicht mehr und war nicht mehr im Urlaub. An seinem Herzen leckte Einsamkeit.
»Bert – was wissen Sie über – meine Mom?« Oneidas Stimme war so leise, dass Arthur sie kaum verstand. Bert hatte sie definitiv nicht verstanden, denn sie schimpfte weiter.
»Ich weiß auch, dass du, Fräulein, weggehen wirst und außer zu Weihnachten und vielleicht zum Geburtstag deiner Mutter nicht mehr zurückkommen wirst, und das bricht ihr das Herz. Ich weiß, dass Roger Beers am dritten Pfosten des Zauns an der Nordostecke dieses Anwesens Marihuana angebaut hat. Und ich weiß sogar, warum sich das arme Mädchen in der Besenkammer ertränkt hat. Hat deine Mutter dir von ihr erzählt?«
Oneida schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass es passiert ist, Bert …«
»Diese Frau erzählt dir wohl nie etwas, oder?« Bert bemerkte es wieder nicht, aber Arthur sah, wie Oneidas Wangen rot wurden. »Es war Mrs. William Fitchburg Jones. Brachte sich selbst um – tauchte ihren Kopf in ein Becken und drückte ihren Kopf runter – weil sie einfach nicht mehr weiterleben konnte. Und warum glaubst du, war das so? Genau, man hat sie angelogen. Jahrelang. Und sie erfuhr die Wahrheit und konnte mit dieser Lüge nicht weiterleben. Was meinst du wohl, was das für eine Lüge war und wer sie ihr erzählt hat?«
Oneida hielt ihren Kopf schief.
»Ihr Ehemann. Mr. William Fitchburg-Jones, dem du deinen Nachnamen verdankst, der dieses Haus gebaut hat – er log sie an, solange er mit ihr verheiratet war. Und die Lüge, die er ihr auftischte, war die, sie zu lieben.«
»Bert …« Oneida versuchte sie zu unterbrechen, aber Bert hatte ihr ganzes Leben lang darauf gewartet, sein Geheimnis zu erzählen. Und diese Gelegenheit ließ ihr Gesicht um zwanzig Jahre jünger
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