Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
Vom Netzwerk:
behandelt.«
    Max wandte sich an Sherman.
    »Ich bin Werklehrer«, sagte Sherman. »Auf der Highschool. Verzeihung – Unterricht in Verfahrenskunde .«
    »Oh, dann werden Sie Amy sicherlich gekannt haben.«
    Arthur hätte ihn umbringen können. Hätte seine Gabel von ihrem Weg in seinen Mund umlenken und direkt in Max’ Brust stecken können. Er hatte Max von Oneida erzählt, aber dabei nicht daran gedacht, ihm zu vermitteln, dass seine Verbindung zu Ruby Falls für alle anderen bis auf Mona noch ein Geheimnis war – aber mal im Ernst, wozu sollte das jetzt noch gut sein? Oneida wusste es. Es gab niemanden mehr, der geschützt werden musste.
    Shermans buschige Brauen gingen verwundert nach oben, und Max stellte klar: »Amy? Arthurs Frau? Ich weiß nicht, wie sie hieß, bevor sie Rook wurde.«
    »Sie hieß Henderson. Amy Henderson«, sagte Mona. Sowohl Anna als auch Sherman erstarrten mitten im Kauen.
    »Sie muss eine ganz erstaunliche Schülerin gewesen sein. Ich habe einiges von dem fantastischen Zeug zu sehen bekommen, das sie baute, dieses eine Mal – erinnerst du dich noch, Rook, als wir aufs Set kamen, um Fotos zu machen? Und sie dieses violette Meeresungeheuer mit all diesen Tentakeln kontrollierte?«
    »Ich habe seit Jahren nicht mehr an sie gedacht«, sagte Sherman. »Nicht, seit ihr beiden wie zwei Scherzkekse abgehauen seid.« Er sah Mona mit gerunzelter Stirn an.
    »Und Sie sind mit Monas Amy verheiratet ?« Annas Gesicht begann zu leuchten wie ein Flipperautomat. Lachend wandte sie sich an Mona. »Wie konntest du ein so großes Geheimnis so lange für dich behalten?«, sagte sie. »Ich hätte nie gedacht, dass du das kannst.«
    Mona lächelte mit zusammengepressten Lippen.
    »So erzählen Sie uns doch von der geheimnisvollen Amy, Arthur«, forderte Anna ihn auf. »Was ist aus ihr geworden?«
    Arthur sah Mona an, die erschöpft die Schultern fallen ließ, dann sah er Bert an, die strahlte und sich vor Freude nicht mehr einkriegte, dass er vor dem Altar der Wahrheit in die Knie ging. Und zum ersten Mal seit dem Tag, als Amy starb und Arthur nach Los Angeles floh, seit er ins Darby-Jones gekommen war, in einem Traum versank und dann die Treppe hinunterfiel, seit Mona Jones ihn unter ihre Fittiche und zu einer Hochzeit mitgenommen hatte, seit er die Wahrheit über Amy herausgefunden hatte, eine schreckliche Wahrheit, die er nicht hatte für sich behalten können, wollte Arthur Amys Geschichte erzählen, wie er sie sah.
    »Sie ging nach Hollywood«, sagte er. »Sie baute Monster. Sie lernte mich kennen. Und sie starb.«
    Seine Stimme zitterte nicht. Seine Kehle schnürte sich nicht zu.
    »Sie starb«, sagte er noch mal und schüttelte den Kopf, weil es kaum glauben konnte, wie gut es sich anfühlte, die Worte auszusprechen – die Worte auszusprechen und die Worte zu verstehen und zu wissen, dass dennoch alles weitergehen konnte. Von hier aus weitergehen konnte.
    »Bravo«, sagte Bert und klatschte leise, wobei ihre verhutzelten Hände sich anhörten wie das Schlagen von Vogelschwingen. »Bravo, Mr. Rook.«
    Arthur Rook, der sich leichter fühlte als ein Ballon, hörte nicht, dass Anna sagte: Das tut mir leid zu hören, und dass Sherman schroff hustete, was vermutlich seine Art der Beileidsbekundung war. Er hörte auch Max nicht flüstern: Hätte ich sie lieber nicht erwähnen sollen? Und hörte auch nicht den durch die Küche galoppierenden Ray Harryhausen, dessen Krallen auf den Fliesen ins Schlittern kamen, als er eine Ecke zu nehmen versuchte. Arthur Rook öffnete die Augen und sah wieder die Welt. Die ganze Welt. Und er sah die Leute darin so, wie sie wirklich waren: Anna, müde, ein wenig einsam, die sich wünschte, Sherman wäre ein wenig freundlicher, ein wenig interessanter oder, davon abgesehen, ein wenig geneigter, um ihre Hand anzuhalten. Er sah Shermans verängstigtes altes Herz, verängstigt, dass Anna ihn verlassen könnte und er für den Rest seines Lebens nichts weiter als ein paar schiefe Gewürzregale und Küchenrollenhalter vorzuweisen hätte, die er nicht einmal in seine eigene Küche hängen konnte. Er sah Bert, die in ihrer Jugend einmal eine Schönheit gewesen sein musste – wunderschön – und die wütend auf sich war, weil sie diese Stadt nie verlassen und nie ein eigenes Zuhause gefunden hatte. Er sah Max im Profil, der neben ihm saß, und sah, dass Max für ihn schwärmte: eine sehnsüchtige, zum Scheitern verurteilte Schwärmerei, und Max wusste das, und als Max Arthur

Weitere Kostenlose Bücher