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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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jemandem gesagt.
    »Ich werde Ihnen von jenem Sommer erzählen«, sagte sie. »Ich möchte es Ihnen erzählen. Und warum, verdammt, glauben Sie, dass das so ist, Arthur?«
    Arthur lachte nervös.
    »Ihr Zusammenbruch ist womöglich ansteckend«, sagte Mona. Arthur sah sie unverwandt und schweigend an. Er hatte dunkle Ränder unter seinen Augen, war noch immer erschöpft, hatte Schmerzen. Er hatte nicht die Kraft, noch mal wegzulaufen.
    »Versprechen Sie mir«, sagte er, »dass Sie mich rausschmeißen, wenn ich zu lange bleibe.«
    »Ich schwör’s bei meinem kleinen Finger. Der heiligste Schwur, den es gibt.«
    Sie verhakte ihren kleinen Finger mit dem von Arthur Rook, und sie lächelten einander an. Mona fühlte sich ein wenig benebelt – benebelt, aber in seltsamer Hochstimmung – und auf eine Weise wach, die nichts mit ihrem Morgenkaffee zu tun hatte. Möglichkeiten, etwas Neues – das waren Dinge, ohne die zu leben sie gelernt hatte. Sie hatte allerdings nicht gewusst, wie hartnäckig sie sich an diese klammern würde, hatte ihre eigene Verzweiflung nicht gekannt.
    Mach nie ein Foto von mir, Arthur , sagte sie sich. Ich würde dich blenden .

10 Was würde X tun?
     
    Was, überlegte Eugene, würde Robert Plant machen?
    »Er würde in hautengen Hosen herumtanzen«, sagte er zu seinem leeren Schlafzimmer. In Anbetracht seiner momentanen Situation war das kein besonders toller Rat. Er zweifelte daran, dass er sein niederschmetterndes Versagen bei Oneida – was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, sie in seinen Bau zu locken? – wiedergutmachen konnte, indem er in unbequem engen Jeans herumzappelte.
    Was würde David Byrne tun? »In einem übergroßen Puppenkostüm herumtanzen«, sagte er und seufzte. Er musste neue Helden finden, Helden, die außer Tanzen noch etwas anderes machten.
    »Beeil dich, Gene!« Klopf, klopf, klopf, klopfklopf, klopf, klopf. Seine Mutter schlug mit ihren Trommelstöcken an seine Schlafzimmertür. »Du verpasst sonst den Bus, und du willst doch wohl nicht deine Schwester aufwecken, damit sie dich mitnimmt.«
    Eugene starrte auf das über seinem Bett hängende Poster, das sich an einer Ecke gelöst hatte, und wünschte sich zum millionsten Mal in den drei Tagen, die seit Sonntag vergangen waren, dass er mit der Landschaft von Dalís Uhren verschmelzen könnte. Er spürte bereits, wie seine Glieder weich und warm wurden und sich über die Matratze ergossen wie die Wachsstifte, die er einmal auf dem Ofen vergessen hatte. Er war voller Selbsthass, dass er ihr derart Angst gemacht hatte, die Wahrheit ausgesprochen hatte, hasste die Wahrheit dafür – so eine hirnlose Kraftmeierei. Jetzt sah Oneida in ihm bestimmt nur einen weiteren geilen Teenager. Vielleicht war er das ja auch.
    »Nein«, sagte er, setzte sich auf und ballte seine Fäuste. Eugene Wendell war vieles, aber bestimmt kein durchschnittliches Teenagerarschloch. Er war ein Künstler, ein Surrealist, ein Anarchist. Er war er selbst, einzigartig, und er war besser als der Rest. Und er hatte sich Oneida auserwählt, nicht bloß weil sie ein Mädchen war, sondern weil sie ein schräges Mädchen, ein ganz besonderes Mädchen war. Sie musste einfach erfahren, dass sie erwählt war. Er musste es ihr sagen, nicht allein aus dem Grund, dass sie ihre Einstellung zu ihm änderte oder ihm noch eine zweite Chance gab, sondern um sie wissen zu lassen, dass sie falschlag, wenn sie in ihm nur ein weiteres Arschloch sah, das von einem Schwanz beherrscht wurde, der alles andere als wählerisch war. Ihm wurde übel bei dem Gedanken, dass Oneida Jones an diesem Tag panisch und in der irrigen Meinung nach Hause gelaufen war, sein Schwanz habe sich willkürlich für sie entschieden (was nicht der Fall war – sein Schwanz war verdammt noch mal ein Mädchen-Sommelier, wenn dieser Vergleich erlaubt war). Und wenn sie tatsächlich ihre Meinung änderte, ihm eine zweite Chance gab – dann war dieser Gedanke einfach viel zu geil, um ihn sich auszumalen. Sie hatte wie Limonade geschmeckt.
    Er schnappte sich das sauberste T-Shirt vom Fußboden und zog es sich über den Kopf. Fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Schaute in den schlierigen Spiegel über seiner Kommode. Eugene ärgerte sich über den Pickel, der über Nacht aufgeblüht war (an seinem Kinn, hellrot – wie verdammt noch mal konnte das passieren?), und anstatt seine übliche finstere Morgenmiene aufzusetzen, grinste er. Es war ein wenig beängstigend, ein wenig wölfisch. Er

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