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Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit

Titel: Bilderbuch Aus Meiner Knabenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justinus Kerner
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er Gesandter in der Schweiz. Er privatisierte dann in Hamburg, wo er im August 1838 starb.
     
    2 Beide nachher berühmte Künstler:
Danneker
Bildhauer,
Koch
Maler.
     
     
Freundschaftliches Verhältnis meines Bruders mit Adam Lux
    Unter diejenigen seiner Freunde in dieser Schreckenszeit zu Paris, deren Ermordung er am tiefsten betrauerte, gehörte neben dem Straßburger Maire
Dieterich
besonders auch
Adam Lux
aus Mainz, ein junger Mann, der wie er, nur von Gesinnungen für reine bürgerliche Freiheit beseelt, sich mit Abscheu von dem Terrorismus eines
Marat
und anderer Volkstyrannen abwandte, und als mutiger Verteidiger der heldenmütigen
Charlotte Corday
auf dem Schafotte fiel, wie auch ihm, in Verteidigung seines Freundes, des Maire
Dieterich,
fast das gleiche Schicksal geworden wäre.
    In Briefen, die er im Jahre 1795 in der Monatsschrift für die französische Zeitgeschichte »der
Clio«
abdrucken ließ, widmete er seinem edlen Freunde
Lux
einige Gedächtnisblätter, die er damals im Manuskripte in die Heimat sandte und die ich in späteren Jahren, obgleich noch ein Knabe, mit Teilnahme las. Ich hörte ihn oftmals behaupten: es hätten diese seine Blätter über
Lux Jean Paul
zur Basis seines bekannten herrlichen Aufsatzes über
Lux
und
Charlotte Gorday
gedient. In diesen Briefen schrieb er also: »
Adam Lux
ist aus der Gegend von Mainz, lebte daselbst im Zirkel seiner Gattin und seiner Kinder als begüterter Landmann und als kenntnisreicher Philosoph. Sein vorzüglichstes Vergnügen war das Studium der Alten. Ein reifer Verstand, eine für alles Erhabene empfängliche Seele, ein fester und gesunder Körperbau waren die unschätzbaren Eigenschaften, die er, was so selten ist, vereinigt besaß. Die Geschichte der griechischen und römischen Republiken fesselte ihn mit Allmacht, und
Catos
Seele schien in die seinige überzufließen. Als die fränkischen Fahnen auf den Wällen von Mainz wehten, als sich in Mainz die Abgeordneten der eroberten Rheingegenden einfanden und die rheinischdeutsche Konvention formierten, da trat auch
Lux
als Mitglied in diese Versammlung, von der er, als sie für die Vereinigung mit Frankreich votierte, nebst
Potocky
und dem berühmten für die Freiheit und die Wissenschaften zu früh dahingeschiedenen
Forster
nach Paris an den National-Konvent abgeschickt wurde. Die Mainzer Deputation kam gerade in einer Epoche an, wo der Kampf zwischen der Girondistenpartei und der Bergpartei schon so weit gekommen war, daß die konspirierende Pariser Munizipalität mit Hülfe einiger Häupter der letztern die erstere Partei mit einer beispiellosen Wut bekämpfte. Man kann sich leicht denken, an welchen der beiden Teile
Lux'
Wünsche sich anschlossen.
    In sich selbst verschlossen, entfernt von der Gesellschaft, kehrte er meistens nur abends bei Eröffnung des Schauspiels in dieselbe zurück, den übrigen Tag brachte er auf einsamen Spaziergängen, besonders in dem Gehölze von Boulogne zu, wo er, unter dem erquickenden Schirme einer Eiche, bald in den Briefen des Brutus an den Cicero, bald in andern alten Schriftstellern sich mit den großen Republikanern des Altertums vertraut machte, und von ihren heiligen Schatten umringt, in tiefe Betrachtungen versunken, die Größe der Vorzeit, die schimpfliche Lage seines Vaterlandes und den damaligen Stand der Dinge in Frankreich berechnete. Ich traf ihn mehrmals auf seinen Spaziergängen. Seine Stirne war faltenlos, seine Stimme ruhig wie die eines denkenden Mannes: der ernste Blick seines Auges schien mitten in einer Art von glänzender Heiterkeit, dem Gepräge seiner Seelenruhe zu schwimmen. Die Revolution vom 31. Mai erschien, und die Erfüllung aller der furchtbaren Ahnungen, gegen die er sich bisher zu waffnen suchte, – begann. Einige seiner Freunde trugen die Trümmer der Republik mit sich in das Gefängnis, andere irrten mit denselben in den Departements umher und suchten Männermut, republikanische Tugenden und Hülfe gegen den siegenden Despotismus. Schon waffnete sich der Mittag und in dem Westen schien das Gewitter in eben dem Augenblick auf das Haupt der Verbrecher herabstürzen zu wollen – als die Verräterei, sinnreicher als die Tugend, den drohenden Blitz von sich abwenden und auf das Haupt derer zurückfallen machte, die ihn der Freiheit und der Republik zu Gunsten hervorgerufen hatten.
    Mitten unter den Zurüstungen der Departements entschloß sich ein Mädchen, die zu Boden getretene Freiheit zu rächen – zwischen ihrem Entschlusse und

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