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Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde

Titel: Bille und Zottel 02 - Zwei unzertrennliche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Kettenglied.
    „Mensch, hast du Schwein, Bettina!“ sagte Bille laut und zog das Armband aus dem Spalt zwischen zwei Brettern heraus, in den es gerutscht war. Wäre der Nagel nicht gewesen, wäre es unten im dichten Gehölz verschwunden und vielleicht nicht wiederzufinden gewesen. „Ich sag’s ja, den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf!“
    Befriedigt ließ Bille das Armband in ihre Jackentasche fallen und stopfte das Taschentuch darüber, um das kostbare Stück nicht noch auf dem Rückweg zu verlieren. Sie rutschte auf die schmale Bank zurück, um sich vor dem Heimweg noch ein wenig auszuruhen. Die Arme schlang sie rückwärts um die Äste, so konnte man sich einigermaßen sicher fühlen. Bille schloß die Augen und horchte auf das Getöse um sich herum.
    Wie auf der Schiffsschaukel, nur Fliegen ist schöner, dachte sie. So müssen sich Matrosen im Mastkorb gefühlt haben.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen riß sie aus ihren Träumen. Wo eben noch die Stangen des Geländers vor ihr aufgeragt waren, war jetzt nichts mehr — gähnende Leere! Der Sturm hatte die Leiter weggerissen. Zwischen sich und der Erde hatte sie noch zwei oder drei Äste und etwa vier Meter glatten Stamm. Der Hochsitz hing wie ein Nest in den Zweigen.
    Passieren konnte ihr hier oben nicht viel, wenn der Sturm nicht noch stärker wurde und den ganzen Baum entwurzelte. Aber wie sollte sie je hinunterkommen? Ein schöner Mist! Bille sah wütend auf die Leiter am Boden.
    „Konntest du mit dem Umfallen nicht noch zehn Minuten warten, du blödes Luder! Was soll ich denn jetzt machen!“ Nur gut, daß sie nicht gerade auf der Leiter gestanden hatte, als sie sich entschloß, den Widerstand gegen den Sturm aufzugeben. Jetzt blieb nur die Hoffnung, daß Bettina möglichst bald merkte, daß etwas nicht stimmte.

    Bettina war bereits seit längerer Zeit von einer bohrenden Unruhe erfüllt gewesen, es war ihr unmöglich, sich auf die Mathe-Aufgaben zu konzentrieren. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zu Bille hinaus. Nie hätte ich sie gehen lassen dürfen! dachte sie verzweifelt. Wie konnte ich mich bloß darauf einlassen! Warum habe ich sie nicht abgehalten — hätte ich doch bloß nichts von dem Armband gesagt.
    Bei jedem Krachen und Scheppern draußen zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen, im Geiste sah sie Bille unter einem umgestürzten Baum liegen — und schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie konnte die Freundin dort draußen nicht im Stich lassen!
    Blitzschnell war sie in ihre Stiefel und ihren Anorak geschlüpft und schlich sich aus dem Haus und über den Hof. Zum Glück war niemand im Stall, Bettina streifte Zottel in Windeseile das Zaumzeug über und führte ihn hinaus.
    „Leise, mein Dicker, damit uns niemand bemerkt. Wir müssen Bille holen, schnell!“
    Bettina sprang in den Sattel und trieb Zottel zum Hof hinaus und querfeldein zum Wald hinüber. Das Pony stampfte schwer gegen die Sturmböen an, und Bettina legte sich flach auf seinen Hals, um ihm die Arbeit zu erleichtern. Vergessen waren alle Angst, aller Trotz, mit dem sie sich einzureden versucht hatte, Pferde und Reiten seien ihr ein Greuel .
    Zottel schien zu wissen, worum es ging. Immer wieder flüsterte Bettina ihm zu: „Brav, mein Dicker, Zottelchen , alter Junge, komm, wir müssen Bille suchen, gleich haben wir’s geschafft!“ Sie preßte ihr glühendes Gesicht auf sein nasses Fell und redete ihm und sich selbst Mut zu. Und Zottel stapfte unverdrossen vorwärts.
    Bille sah die beiden als schwachen Umriß am Horizont auftauchen. Zuerst dachte sie, es sei Florian, den Bettina um Hilfe gebeten hätte. Als sie erkannte, daß Bettina selbst angeritten kam, machte ihr Herz einen doppelten Salto vor Freude.
    „Mädchen, jetzt sind wir über den Berg!“ seufzte sie und meinte nicht nur sich damit, sondern auch die Freundin.
    „Hierher! Bettina, hier bin ich! Hier oben! Hilf mir runter!“
    Bettina sah die umgestürzte Leiter und erstarrte. Sie wagte kaum hinzusehen in der Erwartung, Bille darunter zerschmettert zu finden.
    „He, hier oben bin ich! Tarzans Gefangene! Hier oben im Baum!“ Der Sturm trug ihre Worte weg, aber endlich hörte Bettina sie doch.
    Vergeblich versuchte sie, die Leiter wieder aufzurichten. Sie war so schwer, daß sie es nicht einmal zu zweit geschafft hätten!
    „Wir müssen es anders versuchen!“ Bille machte Bettina ein Zeichen, daß sie den Abstieg bis zum untersten Ast versuchen würde.
    Bettina führte Zottel dicht an den Baum

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