Bille und Zottel 09 - Im Sattel durch den Sommer
helfen?“ fragte Bille.
„Wäre schön, wenn ihr mithelfen könntet. Um so eher sind wir fertig, und ihr könnt die Halle wieder benutzen. Wer weiß, wie lange das Regenwetter noch anhält!“
Die Reithalle hatte während des Umbaus den Stuten mit ihren Fohlen als Notquartier gedient. Die Männer hatten einen provisorischen Holzboden über der Reitbahn verlegt, der gegen Zug und Feuchtigkeit isolierte, und mit Brettern und Stangen geräumige Boxen abgeteilt. Es war ein behagliches Sommerhaus für die Pferdemütter und ihre Kinder gewesen. Jetzt mußte alles wieder abgebaut und in seinen früheren Zustand versetzt werden. Stuten und Fohlen waren in den alten Stall zurückgebracht worden, denn der Umbau des Dachgeschosses war beendet, zumindest was die lärmerzeugenden Arbeiten betraf, das Mauern, Hämmern und Bohren.
Zottel und Moischele hatten einen arbeitsreichen Tag. Wieder und wieder wurde der Wagen mit Stroh, Holzteilen und’ Schutt beladen und am Müllplatz wieder abgeladen. Zum Glück hatte der Regen nachgelassen, und gegen Mittag kam sogar ein schüchterner Sonnenstrahl durch.
Begeistert waren Bille, Bettina und Florian nicht über die Arbeit, auch wenn zwei Männer vom Hof kräftige Hilfe leisteten und mit Hämmern und Stemmeisen die Boxen in ihre Einzelteile zerlegten. Aber was half es — wenn man die Halle wieder benutzen wollte, mußte sie leergeräumt werden! Je eher man es hinter sich brachte, desto besser war es.
„Verdammt anstrengender Tag“, ächzte Bille und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. „Menschenskind, freue ich mich auf die Badewanne heute abend ! Aber irgendwie ist es auch schön, daß nun alles wieder seine richtige Ordnung hat und jeder an seinem gewohnten Platz steht. Die Halle muß tipptopp aussehen, wenn Daddy zurückkommt. Der wird Augen machen!“
„Ich habe auch schon daran gedacht, wie wir ihr noch ein bißchen mehr Pep verleihen könnten“, meinte Bettina und rieb sich ihr schmerzendes Kreuz. „Wie wär’s, wenn wir die Cavaletti und Hindernisse neu streichen würden?“
„Keine schlechte Idee. Jetzt, wo der Pferdestall so schön renoviert ist, kommt einem die Halle ganz schäbig vor.“
„Da lassen wir uns schon was einfallen. Und wenn alles fix und fertig ist, die Wohnung oben, das Gutshaus, die neuen Schulställe hinter dem Park, dann wird ein großes Fest gefeiert!“
„Logisch. Aber bis dahin können wir noch ganz schön schuften!“ Bille seufzte tief. „Wie heißt’s schon bei Goethe: ,Saure Wochen, frohe Feste‘. Na, so sauer wie heute ist mir schon lange kein Tag mehr geworden. Aber was hilft’s. Machen wir weiter.“
Der neue Pferdebursche
Sie machten nur eine kurze Mittagspause. Frau Engelke, Herrn Tiedjens Haushälterin, versorgte sie mit einem Topf Hühnersuppe und herrlich nach Vanille duftenden und mit viel Marmelade gefüllten Pfannkuchen zum Nachtisch, dann ging es wieder an die Arbeit.
Die Männer hatten bereits sämtliche Boxen in ihre Einzelteile zerlegt und begannen den Fußboden abzumontieren. Bille, Bettina und Florian hatten alle Hände voll zu tun, das Zeug nach draußen zu schaffen und auf den Wagen zu laden.
„Das geht nicht schnell genug“, stöhnte Bille. „Die Männer können nicht Weiterarbeiten, wenn der ganze Boden voller Trümmer liegt. Weißt du was, Flori , wir werden es jetzt anders machen: Während du allein mit dem Wagen zum Müllplatz fährst und ablädst, schaffen Bettina und ich weiter das Zeug aus der Halle. Das Aufladen eilt ja nicht so.“
„Einverstanden. Abladen kann ich auch allein, ich brauche den Kram ja nur runterzuschmeißen. Bin gespannt, wann Helmut kommt, den könnten wir jetzt wirklich gebrauchen!“
„Vielleicht hat es doch nicht geklappt, daß er einen Ersatzmann für seinen anderen Job gefunden hat.“
„Das wäre wirklich zu blöd!“
Bille und Bettina warfen noch ein paar zerbrochene Bretter auf den Wagen, dann nahm Florian die Zügel auf und verschwand hinter einem Vorhang hoch aufspritzenden Pfützenwassers zwischen den Bäumen.
„Ferkel!“ schimpfte Bille hinter ihm her. „Kannst du nicht langsamer fahren? Du verlierst höchstens die halbe Ladung.“
Aber Florian hörte sie nicht mehr.
Bille und Bettina wollten sich gerade wieder der Halle zuwenden, als ein fremder Wagen in den Hof einfuhr und vor dem Pferdestall hielt. Ein schmalschultriger Junge sprang heraus und legte grüßend zwei Finger an die Schirmmütze, dann fuhr der Wagen wieder davon. Der Junge sah sich
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