Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee
bedacht, allen Schaden von Zottel fernzuhalten.
Bald darauf kehrten sie mit ihrem Star in den Stall zurück, und Mini verabschiedete sich hastig, um zu ihrer Voltigier-Gruppe zu kommen. In der Sattelkammer zog sie sich um und lief in die Reithalle hinüber.
Sie war mitten im Training, als Oliver und Antje die Tribüne betraten, um ihr zuzusehen.
„Alles klar!“ meldete Oliver, als Mini einen Augenblick Pause hatte. „Wir haben ihn trockengerieben und gründlich geputzt, jetzt döst er friedlich in seiner Box und ruht sich aus.“
„Super! Danke schön, Oliver. Ich sehe dann nachher noch mal nach ihm.“
Gerda Jensen, die Trainerin, klatschte mahnend in die Hände, und Mini kehrte zu ihrer Gruppe zurück.
Es war um die Zeit der Teepause, als Mini vor der Reithalle in den neuen Schulstall ging. Aus einer leeren Box am Anfang des Ganges klang ihr fröhliches Gelächter entgegen. Eine Gruppe von Mädchen und Jungen aus der fünften Klasse, alle neu in diesem Schuljahr nach Groß-Willmsdorf gekommen, hockten im Kreis beieinander.
„Was ist denn hier los?“ erkundigte sich Mini, die sich den ein Jahr Jüngeren gegenüber sehr überlegen vorkam.
„Kleine interne Julklapp-Feier“, klärte sie ein hellblondes schmales Mädchen auf. „Das war Ingers Idee, du weißt doch, sie kommt aus Schweden. Magst du was? Wir haben Saft und Weihnachtsplätzchen.“
Auffordernd hielt sie Mini einen Plastikbeutel mit Gebäck hin. Mini nahm einen kleinen Mandellebkuchen heraus.
„Danke schön! Hm, lecker!“ Dann fiel ihr Blick auf zwei Gestalten am anderen Ende des Ganges. „He, was macht ihr da! Laßt ja Zottel in Ruhe!“
Die beiden schraken zusammen und kamen mit schuldbewußt eingezogenen Köpfen heran.
„Ist ja schon gut, wir haben überhaupt nichts gemacht!“ beteuerte die größere der beiden und wischte sich ein paar Lebkuchenkrümel von den Fingern. „Wir haben nur mal nach ihm gesehen.“
„Angucken wird ja wohl noch erlaubt sein!“ fügte die andere hinzu und drückte sich an Mini vorbei in die Box zu ihren Klassenkameraden.
„Ihr müßt das verstehen, schließlich habe ich die Verantwortung“, sagte Mini versöhnlich. „Und es sind mit Zottel schon die unglaublichsten Dinge passiert.“
Sie angelte sich schnell noch einen dick mit Schokolade überzogenen Dominostein aus dem ihr dargebotenen Beutel und lief die Stallgasse hinunter zu ihrem Liebling. Der stand, das dicke Hinterteil ihr zugewandt, in einer Ecke und war sehr beschäftigt.
„Zottel! Du kaust doch auf etwas, das sehe ich ganz genau!“
Zottel ließ sich nicht stören, er neigte den Kopf und hob mit spitzen Lippen einen Dominostein aus dem Stroh, genau so einen, wie ihn Mini eben vertilgt hatte. Sie trat näher. Nur ein paar Zuckerkrümel und reichlich Schokoladenspuren verrieten, daß Zottel eben einen üppigen Imbiß genossen hatte.
Mini drehte sich auf dem Absatz um und schoß wie eine Rakete die Stallgasse hinauf.
„Seid ihr völlig bescheuert?“ schrie sie, als sie die Gruppe in der Box erreicht hatte. Ihre Stimme überschlug sich vor Empörung. „Wie könnt ihr Zottel Süßigkeiten zu fressen geben!“
„Ich konnte nichts dafür!“ verteidigte sich das größere der beiden Mädchen. „Ich hielt die Tüte in der Hand und hab mir gerade einen Keks rausgenommen, da hat er sie mir aus der Hand gerissen! Ich wollte sie ihm gerade wieder abnehmen, als du kamst, aber er hat sich weggedreht und sich gleich darüber hergemacht.“
„Es hat noch nicht einmal eine Minute gedauert, da hatte er schon fast alles gefressen“, stand ihr die andere bei. „So schnell kannst du gar nicht gucken!“
„Was denn, alles?“ fragte Mini fassungslos. „Mit der Tüte?“
„Muß er wohl, wenn sie nicht mehr da war. Wahrscheinlich hatte er Angst, wir würden sie ihm wieder wegnehmen.“
Mini wurde blaß.
„Was ist das für eine Tüte gewesen?“
„Na, so eine, wie wir sie alle bekommen haben.“ Das Mädchen hob die Tüte ihrer Nachbarin hoch, sie war noch halb mit Weihnachtsgebäck, Marzipan und Schokolade gefüllt.
„Plastik? Ist das dein Ernst? Du willst mir sagen, daß er eine Plastiktüte gefressen hat? Weißt du, was das ist? Mord! Es wird ihn umbringen! Er kann sterben!“
Mini schossen Tränen der Wut und Verzweiflung in die Augen. Aufgebracht stürzte sie zu Zottel in die Box und hing gleich darauf an seinem Hals.
„Zottel, mein Liebling, mein Kleiner, was hast du wieder angestellt! Wie geht es dir? Fühlst du dich
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