Bille und Zottel 15 - Pferde im Schnee
Gehorsam ging er rückwärts und stand gleich darauf im Hof, ein Falbe mit Aalstrich auf dem Rücken und stehender Mähne, die dunklen Augen blickten wach und neugierig, der Kopf erschien zierlich gegen den kräftigen, stark gewölbten Hals. Im Nu war er von einem Dutzend Internatler umringt.
„Er heißt Gunnar“, erklärte Inger, „und er ist ganz, ganz lieb!“
„Bring ihn in den Paddock, Inger“, schlug Bille vor.
„Da kann er sich ein bißchen austoben, und die vielen Neugierigen können ihn in Ruhe betrachten. Ich zeige deinen Eltern erst einmal alles, die Reithalle, die Ställe und das Gutshaus, einverstanden?“
Den letzten Satz hörte Inger schon nicht mehr, sie hatte Gunnar beim Halfter genommen und führte ihn, von dem gesamten Trupp der Internatler umringt, zum Paddock hinüber.
Bille lud Peer und Karin Björnsson, Ingers Eltern, mit einer höflichen Handbewegung ein, ihr zur Reithalle zu folgen. Sie zeigte den Außenreitplatz, die Koppeln und sämtliche Unterrichtseinrichtungen und schließlich die beiden großen Ställe, in denen die Schulpferde und Privatpferde der Schüler und Lehrer standen. Inger und Mini gesellten sich bald zu ihnen, und nach und nach kamen immer mehr Schüler, die angesichts der großen Gruppe glaubten, hier geschehe etwas ganz Außerordentliches.
Bei den beiden kräftigen Voltigierpferden Luzifer und Theo endete die Vorstellung. Das Ehepaar Björnsson bedankte sich herzlich bei Bille. Die Führung durch das Gutshaus und die Internatsräume würde Inger selbst übernehmen.
Herr Björnsson sah sich noch einmal im Stall um.
„Bei so vielen geeigneten Pferden und dem herrlichen Schnee draußen müßtet ihr eigentlich auch Skikjöring machen“, schlug er vor.
„Meine Idee!“ dröhnte ein wohlbekannter Baß vom Eingang her. Ignaz der Schreckliche trat näher und breitete die Arme aus. „Seid mir gegrüßt, Freunde, alle miteinander! Wünsche gute Ferien gehabt zu haben! Hoffentlich habt ihr nicht zuviel Gewicht zugelegt, damit unsere edlen Rösser nicht in Streik treten wegen unzumutbarer Überlastung. Du brauchst meine Leibesmitte gar nicht so scharf zu fixieren, Caroline, kein Gramm habe ich zugenommen. Höchstens zwei Kilo. Also, zum Thema Skikjöring . . ., gerade hatte ich mir überlegt, daß wir es damit mal versuchen sollten!“
Mit großem Hallo wurde der von allen geliebte — und auch ein bißchen gefürchtete — Lehrer begrüßt.
„Was ist das eigentlich, Skikjöring?“ erkundigte sich Beppo, der gerade aus der Box seiner Stute Sahida trat, mit der er ausgiebig Wiedersehen gefeiert hatte.
„Ganz einfach, du schnallst dir deine Skier unter und läßt dich von deinem Pferd ziehen“, erklärte ihm Sandra.
„Mich ziehen lassen? Das ist immer gut. Ich bin dabei. Wann fangen wir an?“
Ignaz Albert, der gerade Ingers Eltern begrüßte, wandte sich um.
„Ich würde vorschlagen, wenn heute nachmittag alle da sind, alle ausgepackt und sich gestärkt haben, dann checken wir mal ab, war wir an Ausrüstung zusammenbringen. Und wenn’s dann noch nicht stockdunkel ist, können wir gleich mal ausprobieren, wie das funktioniert. Wir werden ein bißchen improvisieren müssen, was die Pferdegeschirre betrifft, aber wir haben ja Phantasie, oder?“
„Klar, Herr Albert!“ kam es im Chor zurück.
„Da könnte doch Zottel auch mitmachen?“ schlug Mini vor. „Wenn du es erlaubst, Bille, meine ich natürlich.“
Bille lachte. „Na logisch! Ich will mein Glück im Skikjöring ja auch versuchen. Wir werden uns abwechseln, Mini.“
„Spitze! Ein Glück, daß ich meine Skier mitgebracht habe. Hätte es zu Hause bei der Abfahrt nicht so geschneit, hätte ich sie bestimmt vergessen.“
„Also dann. . ., macht euch ans Auspacken und Einräumen. Um halb drei treffen wir uns drüben in der Gerätekammer neben der Reithalle, in der die alten Geschirre hängen. Bille kann inzwischen bei Herrn Tiedjen nachfragen, ob er uns für das Unternehmen noch was beisteuern kann“, verabschiedete sich Ignaz der Schreckliche. „Und aktiviert schon mal eure kleinen grauen Zellen, wo wir unsere Versuche starten können. Ein möglichst ebenes Gelände.“
Es war selten vorgekommen, daß man bei der Rückkehr ins Internat von etwas anderem als von den vergangenen Ferien gesprochen hatte. Heute war es der Fall. Das ungewohnte sportliche Vergnügen erheiterte und erhitzte zugleich die Gemüter, denn wo sollte man ausreichend Skier, Skistiefel und Pferdegeschirre mit entsprechend
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