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Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe

Titel: Bille und Zottel 16 - Pusztaferien und Ponybriefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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drüben zeigt eine perfekte Levade!“ Simon wies begeistert auf einen Hengst, der die Vorderhand angehoben hatte und sekundenlang auf der Hinterhand dicht über dem Boden verharrte wie ein Denkmal. In den Pilaren, zwei Holzstangen, die in der Mitte der Halle standen, um Pferden und Ausbildern als Hilfe bei der Vervollkommnung schwieriger Lektionen zu dienen, stand jetzt ein jüngerer Hengst. Sein Ausbilder versuchte mit viel Geduld, ihn zum Piaffieren im gleichmäßigen Takt zu bewegen. Aufmerksam spielten die Ohren des schönen Tieres, es schien eifrig bemüht, seinen Meister zufriedenzustellen und wurde, wenn es seine Sache gut gemacht hatte, überschwenglich gelobt oder auch mit einem Leckerbissen belohnt. Das alles ging so ruhig vor sich, daß - obwohl die Halle mit Reitern fast überfüllt war - keiner den anderen in seiner konzentrierten Arbeit störte.
    Bille und Simon machten sich flüsternd auf die einzelnen Figuren aufmerksam. Der dort drehte sich in einer meisterhaften Pirouette. Ein anderer übte an einer langen Longe die Capriole, wobei er sich aus der Piaffe blitzartig in einem gewaltigen Sprung in die Luft schwang. Bille hatte diese schwierige Lektion schon öfter auf Fotos gesehen, aber sich nie vorstellen können, wie sich der Bewegungsablauf in der Praxis vollzog. Jetzt kniff sie Simon vor Aufregung in den Arm. Es war einfach phantastisch!
    Sie blieben bis zuletzt. Und auch dann noch hätten sie stundenlang weiter zusehen können, wenn nicht die Reiter inzwischen die Bahn verlassen hätten.
    Ihr neuer Freund erwartete sie wie verabredet vor den Stallungen. Er zeigte ihnen den, wie er sagte, schönsten Arkadenhof Wiens, den aus der Zeit der Renaissance stammenden Hof der Stallburg. Im untersten Geschoß wohnten die Lipizzaner in geräumigen Ständen oder Boxen mit marmornen Krippen. Fürstlich sah das alles aus, bis hin zur Sattelkammer, in der in mehreren Reihen übereinander die Sättel hingen: die prächtigen Schulsättel, die nur zu den sonntäglichen Vorführungen verwendet wurden, ganz oben, von wo sie bei Bedarf mit einer eigens zu diesem Zweck konstruierten Sattelgabel hinuntergehoben wurden. Jede Halterung war mit einem Pferdekopf verziert.
    „Nobel, nobel“, sagte Bille, „da kann man ja Minderwertigkeitskomplexe kriegen! Redet ihr eigentlich eure Hengste mit Königliche Hoheit an?“
    „Gar so schlimm ist’s nun auch wieder nicht“, meinte Bernd lachend. „Ihr solltet uns mal sehen, wenn im Oktober oder November die Junghengste kommen, so acht bis zehn jedes Jahr. Mit denen müssen wir uns ganz schön zusammenraufen. Aber jetzt hab ich Hunger. Macht ihr mir die Freude, mit mir zu essen? Ich lade euch ein. Ich hab mir extra freigenommen für euch.“
    „Sehr gern! Ich finde es super, daß du Zeit hast für uns“, sagte Bille begeistert. „Ich möchte dich noch so vieles fragen, über die Zucht, über eure Arbeit, und wie man als Bereiter in die Spanische Hofreitschule kommt.“
    „Und ich möchte euch über eure Reiterei ausfragen. Aber das tun wir, wenn unsere Mägen nicht mehr so laut knurren.“
    „Einverstanden!“ sagte Simon lachend. „Mir ist schon ganz schwach in den Knien, unser Frühstück war mehr als bescheiden. Und was das Reiten betrifft. . . da bekommt man offensichtlich auch vom Zusehen Hunger.“ Bernd führte sie in ein einfaches, aber urgemütliches Wirtshaus, dessen Pächter - wie Bernd selbst - aus Tirol stammte und sich auf Tiroler Spezialitäten verstand. Flüsternd verhandelte Bernd mit dem Wirt, und kurze Zeit darauf wurden eine Schüssel Salat und zwei schwere Eisenpfannen auf den Tisch gestellt; die eine enthielt, wie Bernd erklärte, Kas’spatzn, - Käsespätzle verdolmetschte er das unverständliche Wort -, die andere Tiroler Gröst’l, ein Gericht aus gebratenen Kartoffeln und Schinkenspeck.
    „Ah!“ stöhnte Bille begeistert. „Ich sehe, du hast mir bis auf den tiefsten Grund meiner Seele geblickt!“
    „Ich würde eher sagen, bis auf den tiefsten Grund deines Magens“, berichtigte Simon. „Kinder, welch ein Fest! He, Wein auch noch? Am hellen Tag?“
    „Ich trinke sonst selten etwas“, meinte Bernd, „aber so eine neue Freundschaft muß begossen werden. Zum Wohl, Bille! Prost, Simon! Und wißt ihr, was wir nachher machen? Wir fahren zum Schloß Schönbrunn hinaus. Da zeige ich euch, wo wir im Sommer bei festlichen Anlässen unsere Vorstellungen geben. Zum Beispiel bei Staatsbesuchen.“
    Bille hatte schon davon gehört, daß die

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