Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
Vom Netzwerk:
ich. Als wir dann zusammen über den Parkplatz gingen, war ich natürlich gespannt, was der wohl für ein Auto fährt. Da standen eine Menge schicker Wagen herum. Er sah dann auf die Uhr und meinte, sein Chauffeur müsste jeden Moment vorfahren. Wow, dachte ich, das ist ja ein toller Typ. War leider ein Irrtum. Das merkte ich, als der Nachtbus um die Ecke bog und er dann sagte: ›Siehst du, da kommt er schon!‹«
    Nina sah mich stirnrunzelnd an, und ihr Gesichtsausdruck war angeekelt.
    Ich musste dennoch lachen und meinte: »Was hast du denn? Der Typ hatte Humor. Also ich finde den Spruch witzig.«
    »Ich auch. So witzig, dass ich ihm spontan eine gescheuert habe.«
    Wir schwiegen eine Weile und sahen hinaus auf den Waldsee, an dessen Ufer wir es uns bequem gemacht hatten.
    »Schön hier, nicht?«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Diese Ruhe ist einfach toll.«
    »Ich hör nichts.«
    »Und die frische Luft …«
    Sie sah mich forschend an, hüstelte und sagte dann: »Sag mal, du bist nicht verklemmt oder so?«
    »Was? Nein, also bisher nicht. Wieso?«
    »Oder magst du Blonde etwa nicht?«
    »Doch, sehr sogar.«
    Sie legte sich die Hand vor den Mund, atmete hauchend rein und schnüffelte ihrem eigenen Atem nach. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Komisch, daran liegt es auch nicht.«
    »Was ist denn los? Ich verstehe nicht …«
    »Mensch, Joachim. Ich dachte, wir sind hier, um rumzumachen.«
    Der Nachmittag wurde wirklich schön. Wir küssten uns erst lange und intensiv und dann zogen wir uns nach und nach aus.
    »Du kannst total toll streicheln«, sagte sie irgendwann mit gurrender Stimme. Sie lag neben mir und hatte die Augen geschlossen. Ich gebe zu, ich hörte es gerne. Dann zündete ich mir eine Zigarette an und fragte sie, ob sie auch eine wolle. Sie öffnete die Augen, starrte auf meine Hände, zog die Stirn in Falten und sprang wie von der Tarantel gestochen auf und schrie herum: »Igitt, Ameisen! Uhh, ich will sofort nach Hause.«
     
    Jedenfalls waren wir nach diesem Tag ein Paar. Wir trafen uns ziemlich oft, schliefen miteinander, und auf ihr Drängen hin gab ich den Citroën, den ich gerade erst gekauft hatte, zurück und nahm dafür den Audi TT, den ich immer noch abbezahle.
    Wir haben auch ziemlich schnell damit angefangen, uns zu streiten. Meistens ging es dabei um Dinge, die sie an mir gestört haben.
    »Jo! Kannst du nicht einfach mal einen einzigen Abend nichts trinken?«
    »Aber gestern und vorgestern habe ich doch nichts getrunken.«
    »Ach ja?«
    »Ja, bloß fünf Bier. Und ein paar Korn.«
    Nina ist nicht unbedingt eine Frau, die viel lacht oder Witzen was abgewinnen könnte. Aber das ist in Ordnung. Wenn ich mit den Jungs zusammensitze, lachen wir die ganze Zeit. Da kann es zu Hause etwas ruhiger zugehen, das stört mich nicht.
    Obwohl, so ruhig ist es gar nicht. Weil wir uns, wie gesagt, des Öfteren mal in die Haare bekommen. Neben dem Trinken - zugegebenermaßen treffe ich einfach gerne die Jungs und gehe mit ihnen einen heben - störte sie noch eine Menge anderer Kram an mir:
    - meine Auffassung von Ordnung (»Ich dachte, Jungs hören mit zwölf oder dreizehn damit auf, ihre Sachen einfach unters Bett zu schieben.«),
    - meine Auffassung von Mode (»Natürlich bist du keine Führungskraft, aber deswegen musst du doch nicht mit Jeans und Sweatshirt ins Büro gehen.«) und
    - meine Auffassung von anspruchsvoller TV-Unterhaltung (»Du kannst doch nicht im Ernst bis drei Uhr morgens Pokern gucken! Und wenn ich noch einmal auf deiner Telefonrechnung die Neun-Live -Verbindung entdecke, nur weil du aus dem Wort ›Plüschgiraffe‹ fünf weitere Tiernamen bilden kannst, kündige ich eigenhändig deinen Kabelanschluss.«).
    Mein Trost besteht darin, dass Nina in gewisser Weise mit all diesen Dingen ausdrückt, dass sie mich liebt. Sonst würde sie sich schließlich nicht so viel Mühe mit mir geben. Erst neulich hat sie es mal wieder bestätigt: »Irgendwann, Jo, wird aus dir nochmal der Mann, den ich mir immer gewünscht habe. Und ich weiß, dass wir dann eine wunderschöne Zeit miteinander haben werden.«
    Rührend, so etwas, oder?

8. Airbags am Strand
    Höchste Zeit, auf andere Gedanken zu kommen. Ich taste suchend neben mich und werde auch gleich fündig: meine Diesel-Sonnenbrille, Modell 0003. Ein Geschenk von Nina zu meinem letzten Geburtstag. Die Brille muss mir von der Nase gerutscht sein, während ich am Strand eingeschlafen bin.
    Ich setze sie auf und öffne die Augen. Die dunklen

Weitere Kostenlose Bücher