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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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zusamme. Wat seid ihr für präschtije Burschen! Wartens ihr, da muss isch doch mal ordentlisch Joote Tach sagen.«
    Walter umrundet die Theke und schließt uns nacheinander herzlich in seine Arme. Der Spaß, von dem er redet, bestand in erster Linie aus unendlich viel Alkohol, den wir zusammen getrunken haben. Walter ist nämlich nicht nur ein guter Wirt, sondern gleichzeitig auch sein bester Kunde.
    So oder so haben wir in Walters Lokal einige der schönsten Stunden in allen Urlauben der zurückliegenden Jahre verbracht. In der Regel kehren wir hier immer am frühen Abend zum Aufwärmen ein - um uns sozusagen für die langen Nächte im Oberbayern , im Megapark oder im Bamboleo bereitzumachen.
    Nicht selten aber haben wir den Weg zum Ausgang nicht mehr gefunden und einfach die ganze Nacht hier verbracht. Bereut haben wir es nie. Als echte Jungs aus dem Ruhrgebiet ist uns die rheinische Mentalität zwar total fremd. Aber nach dem zehnten Bier ist das wirklich kein Problem mehr. Da sind doch sowieso alle gleich, oder?
    Nach alter Tradition bestellen wir alle dasselbe zum Frühstück. Holzfällersteak mit Pommes dazu, ohne Salat und ohne Gemüse. Wir lassen es zunächst einmal ganz gemächlich angehen und nehmen während der Mahlzeit höchstens drei oder vier Bier zu uns. Oder fünf. Dazu kommen noch ein Aperitif vor der Vorspeise, ein erster Verteiler vor dem Hauptgang, ein Kurzer zum Nachtisch und ein Digestif zum Abschluss.
    »Und jetzt einen Schnaps«, sagt Hacki nach dem Essen und seufzt dazu aus tiefstem Herzen.
    »Und ein Bier. Ich meine, ein richtiges Bier. Nicht so eins zum Essen. Sondern eins zum Genießen.«
    »Gute Idee.«
    »Aber vor dem Genuss-Bier könnten wir doch erst mal ein Nach-dem-Essen-Bier trinken?«
    »Stimmt. Und einen Nach-dem-Nachtisch-Schnaps.«
    »Hatten wir den nicht schon?«
    »Das war der Nachtisch-Schnaps. Nicht der Nach-dem-Nachtisch-Schnaps-Schnaps.«
    »Mensch, ihr bringt mich ganz durcheinander.«
    »Macht nichts, Benni. Trink einfach.«
    Hacki winkt den Wirt heran. »Walter, bring uns einfach die nächsten anderthalb Stunden Bier. Wäre das möglich?«
    Walter grinst müde, aber nachsichtig. Er kennt uns halt. Und auf seine Art liebt er uns. »Ich lur mal, wat isch für eusch don kann, Jungs. Et jibt auch noch andere Jäste«, sagt er.
    »War ja nur eine Frage«, erwidert Hacki in bester Laune.
    Wir stoßen an und sind mit uns und der Welt zufrieden.

10. Filmreif
    Nein, stimmt nicht. Ich bin nicht mit mir und der Welt zufrieden. Ich wäre es gerne, aber ab und zu sind die Dinge nun einmal nicht so, wie man sie sich wünscht.
    Nachdem wir unser Frühstück verputzt haben und auch die Getränkefrage geklärt wurde, kehren wir ins Hotel zurück und legen uns an den Pool. So vergehen ein paar Stunden, in denen wir mehr oder weniger gar nichts tun.
    Das heißt, einer von uns tut doch etwas. Schröder macht sich offenbar Gedanken über mich. Irgendwann beugt er sich zu mir rüber, sieht mich fragend an und meint: »Was ist eigentlich mit dir los, Jo?«
    »Was soll mit mir los sein?«
    »Das will ich doch gerade von dir wissen.«
    »Nichts ist mit mir los.«
    Unsere kleine Diskussion weckt natürlich sofort die Aufmerksamkeit der anderen. Sie richten sich von ihren Pool-Liegen auf und rücken an uns heran. Und dann sitzen sie auch schon zu dritt um mich herum und betrachten mich wie ratlose Ärzte einen vor ihnen liegenden Komapatienten.
    Ich muss unwillkürlich lachen. Weil ich merke, wie viel mir die drei bedeuten. Und wie wichtig sie für mich sind - gerade in einer schwierigen Phase wie dieser, der Vor-der-Hochzeit-Phase. Und darum weiß ich auch, dass sie mich jetzt nicht mehr so ohne weiteres davonkommen lassen. Ich bin ihnen eine Erklärung schuldig. Und das heißt, dass ich ihnen von der Sache mit Katie erzählen muss. Also schön, sollen sie haben.
    Ich schildere ihnen also in Kurzform meine Begegnung am Strand, und alles in allem bleibe ich dabei bei der Wahrheit. Warum auch nicht? Schließlich ist nichts passiert zwischen Katie und mir. Jedenfalls nichts, was ich verschweigen müsste. (Okay, den Kuss am Ende schildere ich nicht ganz so, wie er wirklich war. Ich muss die Jungs ja nicht wegen so einer Lappalie direkt beunruhigen. War schließlich nur ein Abschiedskuss. Nichts von Bedeutung. Eine harmlose Knutscherei, wie man sie in Arenal jede halbe Stunde erleben kann, wenn man es will.)
    Die Jungs sehen die Sache allerdings anders. Während ich mit beiläufiger Stimme meinen

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