Billigflieger
Bericht abgebe, wachsen ihre Augen auf Tennisballgröße an. Besonders die von Hacki. Und der ist auch derjenige, der als Erster die Sprache wiederfindet.
»Moment mal, Jo. Erst rettest du diese Frau aus dem Meer, und dann trinkst du drei Stunden lang mit ihr Kaffee? Dann küsst ihr euch wie … wie Tiere? Und am Ende nimmst du sie nicht mit aufs Zimmer, um sie zu vernaschen?«
»Genau so ist es.«
Die drei schütteln in einer synchronen Bewegung ihre Köpfe.
»Kein Wunder, dass du heute so seltsam bist«, erklärt Hacki entrüstet.
»Was für eine Verschwendung! Dafür hat Gott dir nicht einen Schwanz gegeben, damit du ihn dann einfach nicht benutzt«, fügt Benni hinzu.
»Normal ist das jedenfalls nicht«, meint Schröder.
»Ich glaube, Jo ist krank«, sagt Hacki.
»Wenn er mit einer Frau, die ihm gefällt, nicht ins Bett geht, muss es was Ernstes sein«, wirft Benni ein.
»Was sehr Ernstes«, pflichtet Schröder bei.
Ich starre die drei an und bin, was selten genug vorkommt, sprachlos. Und ich weiß auch nicht genau, ob ich mich jetzt freuen soll oder nicht. Und überhaupt weiß ich nicht, ob sie nicht vielleicht Recht haben und ich wirklich der größte Idiot der Welt bin, weil letzte Nacht nichts weiter mit Katie gelaufen ist.
Erst einmal beschließe ich, sauer zu sein. Ich sehe Hacki, Schröder und Benni nacheinander an und sage zu ihnen: »Darf ich euch vielleicht daran erinnern, dass ich nächste Woche heirate? Ich kann doch nicht so kurz davor mit einer anderen was anfangen! Das meint ihr doch nicht ernst, oder?«
Die drei sehen mich immer noch an wie Ärzte - allerdings sind sie jetzt anscheinend der Überzeugung, es mit einem absolut hoffnungslosen Fall zu tun zu haben.
»Eben, Jo, eben. Das ist doch der springende Punkt«, sagt Hacki schließlich kopfschüttelnd.
»Was ist der springende Punkt?«
»Du heiratest nächste Woche . Noch bist du also nicht verheiratet. Noch kannst du tun, was du willst. Aber du tust es nicht. Und jetzt hattest du vielleicht zum letzten Mal die Chance, ein bisschen Spaß zu haben. Und was tust du? Nichts! Das soll verstehen, wer will. Ich kann es nicht.«
»Ich auch nicht«, ergänzt Schröder.
»Und ich sowieso nicht«, meint dann auch noch Benni.
11. Jäger und Sammler
Ich sollte an dieser Stelle vielleicht einige grundsätzliche Worte zum Thema »Urlaubsflirts« und »Urlaubsaffären« verlieren. Weil das neben Trinken, Tanzen und Am-Strand-Liegen nun einmal die wichtigste Angelegenheit in Arenal ist. Auch für uns.
Praktischerweise stellen Hacki, Schröder, Benni und ich nämlich so etwas wie die Paradebeispiele der verschiedenen Flirttypen dar, die man hier so trifft.
1. Hacki, der ewige Jäger . Er baggert im Urlaub grundsätzlich jede Frau an, der er begegnet, inklusive der Zimmermädchen im Hotel, der Go-go-Girls im Megapark und der Frau von der TUI, die bei ihm anruft, um mit ihm über die Beschwerden jener Hotelangestellten zu sprechen. Erfolg hat er allerdings nie. Bei keiner einzigen.
Das liegt meiner Meinung nach nicht an seinem Übergewicht. Gerade auf Malle gibt es Frauen, die auf den athletischen Körperbau eines Sumo-Kämpfers stehen. Es liegt eher an Hackis plumper Art, mit der er Frauen anspricht. Noch dazu, wenn Alkohol im Spiel ist.
Nach dem ersten Bier klingt das ungefähr so: »Hey Süße, haste nicht Lust auf einen Spaziergang im Mondlicht? Und mach dir keine Sorgen, ich habe Kondome dabei.«
Nach dem fünften Bier: »Hey, ich würde euch beiden gerne mal mein Hotelzimmer zeigen« (wobei er mit dem Zeigefinger auf die Brüste des Mädchens tippt).
Nach dem zehnten Bier: »Die meisten Typen könnten in meinem Zustand sowieso nicht mehr, aber bei mir geht’s noch, jede Wette. Hältst du dagegen?«
Nach dem zwanzigsten Bier: »Ey, sssuuu mir oder suu dir?«
2. Schröder, der Treue . Bei ihm liegen die Dinge anders. Er redet zwar ständig über Urlaubsflirts und heiße One-Night-Stands, interessiert sich aber in Wahrheit nicht im Geringsten dafür. Weil es nur zwei Dinge gibt, die Schröder mehr liebt als seine Frau Gabriele, nämlich seine beiden Töchter Gabriele-Laura und Gabriele-Gabriela. Mit diesen drei Frauen ist sein Leben voll ausgelastet, und es besteht kein Bedarf nach weiteren weiblichen Wesen. Nicht einmal für eine Hündin oder ein weibliches Meerschweinchen wäre da noch Platz. Und schon gar nicht für ein Mädchen für eine Nacht.
3. Benni, der Schwerenöter. Sein Fall ist am einfachsten zu erklären: Benni
Weitere Kostenlose Bücher