Billigflieger
Bestandteile zu zerlegen -, als einfach nur zu baggern und gepflegt Drinks zu sich zu nehmen … Ja, so gesehen ist das Trolli’s doch kein so übler Laden.
Als wir etwa eine halbe Stunde später auf der Straße stehen, sind wir zwar pleite, müde und betrunken, aber auch so etwas wie glücklich und zufrieden. Trotz mancher Blessuren, die wir abbekommen haben.
Es hat einfach Spaß gemacht, im Trolli’s ein wenig aufzuräumen. Und dem Personal klarzumachen, dass wir zwar möglicherweise Arenal-Affen sind, aber dass wir trotzdem das Recht haben, in aller Ruhe einen Champagner zu trinken. Genau wie alle anderen Gäste.
19. Die Ehe und andere Katastrophen
Ich liege in meinem Bett im Hotelzimmer und weiß nur eins: Mein Kopf ist da, wo es wehtut.
Was war nochmal gestern? Meine Erinnerung ist wie ein Puzzlespiel. Lauter einzelne Stückchen, die sich nur mit viel Mühe zu einem ganzen Bild fügen. Da war der Morgen am Pool, dann der Ausflug nach Palma und die Suche nach Katie, anschließend die Nacht im Trolli’s und am Ende die Fahrt zurück nach Arenal.
Ach ja, und dann war da noch ein ausgewachsenes Besäufnis an der Hotelbar. Da wir nach dem Erlebnis in der Diskothek ziemlich erledigt waren, verordnete Hacki uns zur Stärkung eine Obstkur. »Ihr braucht jetzt ein paar Vitamine für eure Gesundheit«, erklärte er uns.
Erst gab es Kirschwasser, dann Wodka-Apfelsaft, danach Campari-Orange und schließlich Weizenbier-Banane. Ja, das alles ist wohl eine gute Erklärung für meinen Zustand.
Kennt ihr übrigens dieses Gefühl, dass man etwas unbedingt tun wollte, aber dass man dann doch richtig froh ist, es letztlich nicht getan zu haben?
Zum Beispiel, wenn man mit dem Rauchen aufhören will. In den Zeiten des härtesten Schmachts scheint es nichts Schöneres zu geben, als einfach nur eine Zigarette zu rauchen. Man würde ein Vermögen für eine einzige Kippe ausgeben. Man wäre bereit, seine Frau für eine Fluppe zu verlassen. Oder notfalls einen Kiosk zu überfallen, nur um an eine Packung Zigaretten zu kommen. Und dann, wenn das ärgste Verlangen vorbei ist, ist man doch unendlich erleichtert, dass man all das nicht getan hat.
So ähnlich geht es mir nämlich mit Katie. Klar hätte ich sie gerne wiedergesehen und das Abenteuer, das wir in der Nacht nicht erlebt haben, nachgeholt. Aber andererseits ist es auch nicht schlimm, dass es nicht dazu gekommen ist. Weil mein Leben jetzt nämlich einfach so bleiben kann, wie es ist.
Ich kann ganz friedlich hier im Bett liegen, meinen Kater auskurieren und mich mit meiner überschaubaren Zukunft abfinden.
Okay, angenommen wir hätten Katie gestern Abend gefunden, könnte ich möglicherweise jetzt auf den besten Sex meines Lebens zurückblicken. Und ich wüsste möglicherweise, dass reiche Mädchen Dinge tun, die andere Mädchen sogar für viel Geld nicht tun würden. Und ich hätte Gewissheit darüber, dass Katie auch ohne Kleider so bombig aussieht, wie sie es mit Kleidern tut.
Aber will ich das alles überhaupt wissen? Ist es nicht einfach auch mal schön, im Bett zu liegen und keinen Sex gehabt zu haben? Ist es nicht viel toller, ein ganzes Doppelbett für sich allein zu haben? Und ist es nicht allemal besser, manche Träume ganz einfach Träume sein zu lassen?
Okay, ist es nicht. Ihr müsst es nicht auch noch sagen. Ich weiß auch so, dass ich ein Schwachkopf bin. Um genau zu sein: ein Schwachkopf, der sich inmitten eines ausgewachsenen Panikzustandes befindet, in den alle Männer geraten, die heiraten müssen.
O Gott, warum habe ich mich nur auf all das eingelassen? Und weshalb greife ich nicht einfach zum Telefonhörer, rufe Nina an und sage, dass alles nur ein Spaß war? Und dass sie sich gefälligst einen anderen zum Heiraten suchen soll? Ich hätte nämlich noch eine Menge Dinge zu erledigen. Stichwort Sex. Und das ginge mit anderen Frauen nun einmal besser. (Ihr wisst schon, alles ist besser als zu Hause …)
Schwungvoll drehe ich mich noch einmal zur Seite und versuche zu schlafen. Klappt aber nicht. Muss also aufstehen.
Ich ziehe meine Badehose an und mache mich, immer noch etwas schwankend, auf den Weg zum Pool. Im Schatten einer Palme werde ich meinen Kater garantiert viel besser überwinden. Und wenn ich erst einmal keine Kopfschmerzen mehr habe, dann versöhne ich mich bestimmt auch wieder mit meinem unausweichlichen Schicksal als verheirateter Mann.
20. Olympische Spiele
Auf dem Weg nach unten mache ich meine allmorgendliche Visite bei den
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