Billigflieger
fahren - dann tue ich das einfach. Nichts wird mich daran hindern können, weder ein Angstgefühl noch eine Meeresströmung, kein widriger Wind und erst recht kein Heiratsversprechen!
Ich pflüge stundenlang durch die Wellen und entferne mich dabei bestimmt einen oder sogar zwei Kilometer vom Ufer. Ich spüre richtig, wie der Wind und die Wellen den Restalkohol der vergangenen Nacht aus meinem Körper herausspülen (war nach dem Besuch in Katies Hotel natürlich noch in der Schinkenstraße. Logisch, oder?). Fühle mich also so langsam in Form, wieder von vorne anzufangen. Mit dem Alkohol. Und mit allem anderen auch, was zu einem gelungenen Tag auf Malle gehört.
34. Löschfunktion
Das Schöne auf Malle ist, dass der Abend schon am Mittag anfängt. Darum ist der Ballermann auch das ideale Urlaubsziel für Typen wie mich. Weil man hier zu den einfachen Wahrheiten des Lebens zurückfindet. Und den ganzen Ballast seines stressigen Alltags einfach hinter sich lassen kann. So richtig abschalten, alles vergessen, zur Ruhe kommen.
Nach dem Surfen kommt das Saufen. Okay, erst liege ich eine Weile glücklich und erschöpft mit den Jungs am Strand. Aber dann wird es höchste Zeit für das erste Bier des Tages.
Wir gehen ins Hotel zurück, um uns auf unseren Zimmern umzuziehen. Doch Hacki winkt uns noch einmal zurück, als wir schon vor dem Fahrstuhl stehen.
»Also, Leute. Wir treffen uns in einer halben Stunde an der Bar. Ich schlage nämlich vor, wir trinken hier schon mal etwas. Bevor wir losgehen.«
»Wo gehen wir eigentlich hin?«, fragt Benni.
»Etwas trinken.«
»Und dann?«
»Na ja, dann könnten wir etwas trinken gehen«, schlägt Schröder vor.
»Kein schlechter Vorschlag. Aber wir könnten auch einfach mal was trinken«, werfe ich ein. »Oder hat jemand einen besseren Vorschlag?«
»Ich bin dafür, dass wir das besprechen, während wir etwas trinken«, erwidert Hacki grinsend.
Alle sind einverstanden. Und ich denke, dass ich diese Jungs einfach liebe. Weil sie genauso sind wie ich. Und darum lieben wir alle Malle.
Übrigens verfolgen wir dann für den Rest des Tages und die gesamte folgende Nacht unsere altbewährte Happy-Hour-Strategie . Ich denke, jeder, der schon einmal am Ballermann war, weiß, wovon ich rede. Aber für die, die diese wunderbare Erfahrung noch nicht gemacht haben, will ich es gerne erklären.
Wie ihr wisst, ist der Begriff Happy Hour ursprünglich von amerikanischen Barbesitzern erfunden worden, die festgestellt haben, dass ihre Lokale zwischen fünf Uhr nachmittags und acht Uhr abends verdächtig leer sind. Weil normale Menschen um diese Uhrzeit brav bei ihren Familien sitzen, zu Abend essen, danach ihre Kinder ins Bett bringen, ihre Frauen küssen und die Tagesschau ansehen - und sich erst danach sinnlos besaufen. Darum haben diese Geschäftsleute beschlossen, ihre Getränke während der entsprechenden Zeit billiger zu machen, damit überhaupt jemand kommt und sie wenigstens etwas Geld verdienen.
Wie alle Ideen aus Amerika, deren Grundgedanke nicht schlecht ist, war auch diese verbesserungswürdig. Und so ist es auch hier gewesen.
Auf dem Ballermann hat Happy Hour darum eine etwas andere Bedeutung. Hier kosten die Getränke dann nicht die Hälfte, sondern genauso viel wie immer. Aber man bekommt für das gleiche Geld die doppelte Menge. Und es ist auch nicht um acht oder neun Uhr Schluss damit, sondern im Prinzip gilt die Glückliche Stunde gleich die ganze Nacht hindurch.
Nur eben nicht überall und nicht gleichzeitig. Darum haben wir Jungs unsere sogenannte Happy-Hour-Tour entwickelt, was wirklich eine strategische Meisterleistung ist, mit der wir eines Tages garantiert bei »Wetten, dass …« auftreten werden. (»Wetten, dass Hacki, Benni, Schröder und Jo in der gleichen Zeit mehr Alkohol für weniger Geld konsumieren, als vier beliebige deutsche Jugendliche unter 16 an einem ganz normalen Schultag?«)
Das Ganze funktioniert so, dass wir uns mit Hilfe eines logistisch ausgetüftelten Plans so zwischen Bierkönig , Megapark und Walter’s Bierstube hin und her bewegen, dass wir ein Lokal immer dann verlassen, wenn dort die Bierpreise anziehen, und wir genau in dem Moment in der nächsten Kneipe auflaufen, wenn dort gerade alles um die Hälfte billiger wird.
Das betreiben wir, wie gesagt, mehrere Stunden lang, weswegen schon vor Mitternacht unsere Stimmung großartig und unsere körperliche Verfassung miserabel ist. Gegen halb drei am Morgen ist es also entschieden
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