Billigflieger
sie wieder geküsst? Und du warst danach sogar in ihrem Hotel? Und hast es trotzdem wieder nicht getan? Du hast sie nicht vernascht?«
Hacki sieht mich an, als hätte er gerade einen akuten BSE-Anfall. Seine Augen rotieren in ihren Höhlen, und Schweißperlen tropfen von seiner Stirn. Dann sackt er in sich zusammen, atmet lautstark aus, schüttelt den Kopf und sagt: » DU WASCHLAPPEN.«
Zumindest dieser Vorwurf trifft mich nicht sonderlich. Mir war noch nie so recht klar, was die Leute damit eigentlich meinen. Ich persönlich habe nie einen Waschlappen gehabt, und ich finde es albern, Männer mit einem harmlosen Stück Stoff zu vergleichen.
Trotzdem war es wohl ein Fehler, dass ich den Jungs doch von meinem Ausflug mit Katie und dem Abend in ihrem Hotel erzählt habe.
»Hört zu, Leute«, sage ich. »Mir ist einfach einiges klargeworden. Zum Beispiel, wo ich hingehöre. Nämlich zu Nina. Und außerdem ist Katie sowieso nicht meine Kragenweite. Sie ist reich, hat Stil, und sie ist ein Leben gewöhnt, das ich ihr nicht einmal für einen Tag bieten könnte. Es ist besser, dass ich die Finger von ihr lasse. Außerdem gibt es hier genug andere Mädchen, bei denen ich mich austoben kann.«
»Mann, Jo. Du sollst ihr kein Leben bieten, sondern lediglich einen guten Fick. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?«
»Habe ich euch eigentlich schon mal gesagt, wie ordinär ihr seid?«
»Klar, ständig. Darum sind wir ja auch deine Freunde.«
Natürlich weiß ich, dass die Jungs Recht haben. Mein Verhalten ist wirklich kein Ruhmesblatt für den männlichen Teil der Menschheit. Schließlich ist das Ganze ungefähr so, als würde man als Jäger stundenlang auf der Pirsch liegen, und wenn dann ein kapitaler Zwölfender erscheint, würde man seine Flinte sinken lassen und sagen: »Nein, der ist einfach eine Nummer zu groß für mich.«
Von daher bin ich vermutlich wirklich ein Waschlappen. Anstatt dass ich auf eine scharfe, aber nicht weiter bedeutungsvolle Nacht mit Katie zurückblicke, hocke ich hier am Hotelpool und mache mir allerlei völlig überflüssige Gedanken. Wirklich erbärmlich.
Selbst Männer wie Hacki, Benni und Schröder spüren es übrigens, wenn einer ihrer Freunde ein wenig Trost nötig hat. So wie ich im Moment.
Hacki macht den ersten Schritt. Er legt mir seine klebrige Pranke auf die Schulter. (In den zurückliegenden zwei Stunden hat er mindestens fünf Magnum-Eis verputzt, und die Hälfte der Schokoladenhüllen klebt an seinen Händen und an anderen Stellen seines Körpers.) Er sieht mir in die Augen und sagt mit einfühlsamer Stimme:
»Im Übrigen glaube ich, dass es genau umgekehrt ist. Nicht sie ist eine Nummer zu groß für dich. Sondern DU bist einfach nicht ihre Kragenweite!«
»Wie bitte?«
»Sieh es doch mal so, Jo. Diese Katie hat dir ihr Mallorca gezeigt, und du bist nicht damit klargekommen. Kein Wunder nach allem, was du so erzählt hast. Aber statt jetzt klein beizugeben, solltest du einfach zurückschlagen. Es ist höchste Zeit, dass du den Spieß umdrehst. Zeig ihr dein Malle - und dann wollen wir doch mal sehen, ob sie sich geschickter anstellt, als du es getan hast.«
»Ihr meint, ich soll …?«
»Das meinen wir nicht nur, das fordern wir von dir. Also los, Tiger, geh raus aus deiner Höhle und zeig es ihr. Denn eines solltest du nicht vergessen: Es ist deine letzte Chance.«
37. Flipper
Keine zwei Stunden nach diesem Gespräch sitze ich wieder in dem roten Spider und bin mit Katie auf dem Weg nach Cala Ratjada. Diesmal steuere ich übrigens selbst, und Katie sitzt auf dem Beifahrersitz. Schließlich bestimme heute ich, wo es langgeht.
Cala Ratjada erscheint mir genau die richtige Wahl für diesen Tag zu sein. Weil der kleine Ort an der Westküste zwar im Prinzip genau wie Arenal ist, aber nicht ganz so groß und nicht ganz so hemmungslos. Schließlich will ich Katie nicht gleich überfordern. Sie ist ja eine Anfängerin, was mein Malle angeht.
Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir erst einmal die gesamte Insel durchqueren, denn Arenal und Cala Ratjada liegen gute achtzig Kilometer voneinander entfernt.
Wir folgen der C 715, auf der die mallorquinischen Fahrer ihre übliche Rallye austragen - und ich gebe mir alle Mühe, einen der vorderen Plätze zu belegen. Katie lehnt sich entspannt in ihrem Sitz zurück und genießt die vorbeiziehende Landschaft.
Das Landesinnere von Mallorca sieht ungefähr so aus wie in Mexiko (also wie die Landschaft in diversen
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