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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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»Und es kann mir auch gar nicht auffallen, weil es nicht stimmt. Wir sind so gegensätzlich wie zwei Menschen überhaupt nur sein können.«
    Katie lässt sich von meinen Worten nicht beeindrucken. »Du betrachtest halt nur das Äußere«, sagt sie. »In Wahrheit aber habe ich doch Recht. Wir finden uns nämlich beide nicht mit dem ab, was unsere Umgebung von uns erwartet. Oder was unsere Eltern uns vorgelebt haben. Wir sind so etwas wie Rebellen.«
    Ich muss lachen, als sie das sagt. Rebellen! Bei mir könnte das ja noch angehen. Aber bei ihr, einem Mädchen, das einen Alfa Spider fährt und nicht einfach nur reich ist, sondern so richtig fett Kohle hat? Die tickt doch nicht richtig, oder?
    Aber selbst wenn sie Recht hätte, so träfe es doch nur für die Vergangenheit zu. Katies Rebellion hat, wenn überhaupt, dann gerade erst angefangen, als sie sich von ihrem Gerd getrennt hat. Meine dagegen geht in genau fünf Tagen zu Ende, nämlich am Sonntag, wenn ich mit Nina das Standesamt betrete. Der Rebell setzt sich also bald zur Ruhe. Nicht Rebellion, sondern Rente ist der nächste große Schritt in meinem Leben.
    »Und mit dem, was du über Liebesgeschichten gesagt hast, liegst du übrigens auch daneben«, fährt Katie fort. »Es ist Unsinn, dass es echte Liebesgeschichten für Menschen wie dich nicht geben soll. Die gibt es nämlich für jeden. Und im Übrigen kann man sehr wohl für sein Glück kämpfen. Muss man sogar. Weil es sonst niemand tut. Glaub mir.«
    »Fertig mit deinem Vortrag?«, frage ich sie trotzig. »Dann lass dir eines gesagt sein: Die Dinge, von denen ich da spreche, kann ein Mädchen wie du einfach nicht verstehen.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil du immer nur ein Leben geführt hast, das in Watte gepackt war.«
    Klar, das ist jetzt nicht gerade zartfühlend. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich ihr mal einen Dämpfer verpassen muss. Kann bei einer Frau ja nie schaden.
    Dumm nur, dass es nicht die geringste Wirkung auf Katie hat. Sie sieht mich an und lacht mich einfach aus. Ja, sie lacht! Ich beleidige sie mehr oder weniger, und sie quittiert es mit guter Laune!
    »Soll ich lieber gehen?«, frage ich. »Nicht, dass du vor lauter Gackern keine Luft mehr bekommst.«
    »Ach, Jo«, sagt sie daraufhin mit milder Stimme. »Du hast Glück, dass ich viel zu erschöpft bin, um mich noch einmal mit dir zu streiten. Dabei fängt es mir so allmählich an, Spaß zu machen.«
    Auch mir bereitet unsere Unterhaltung zunehmend Vergnügen. Ihr Selbstbewusstsein beeindruckt mich einfach. Außerdem sieht sie mich aus so müden Augen an, dass ihr Anblick in mir so etwas wie Vatergefühle wachruft. Ich könnte mich also gar nicht mehr an ihr vergreifen. Vielmehr sollte ich sie jetzt ins Bett bringen und von hier verschwinden.
    Ich beuge mich zu ihr herüber und drücke ihr erneut einen Kuss auf den Mund - rein freundschaftlich natürlich. Sie beantwortet es mit einem wohligen Gurren.
    »Es war ein schöner Tag, Jo. Trotz allem «, sagt sie.
    »Das war er wirklich. Trotz allem «, bestätige ich.
    Ich streiche ihr noch einmal über die Haare. Dann werfe ich ihr einen letzten Blick zu und verlasse das Hotel.

33. Die Krone der Schöpfung
    Den nächsten Vormittag verbringe ich auf dem Wasser. Ich miete mir ein Surfboard, und dann geht es hinaus auf die Wellen. Der Wind ist genau richtig: nicht zu schwach, so dass ich ordentlich Fahrt machen kann, aber auch nicht zu stark, dass ich mit dem Segel kämpfen müsste. Einfach perfekt. Ich und mein Board werden eins, und ich schieße über den Ozean, so als hätte ich mein ganzes Leben nie etwas anderes getan.
    Ich sage euch, Leute, Surfen ist die großartigste Sache der Welt. Hinter mir liegt der Strand von Arenal, vor mir das endlose Meer, und über mir strahlt die spanische Augustsonne. Ich könnte schreien vor Lebenslust und Freude. Ja, das hier ist das reinste Paradies. Eben Mallorca.
    Und dann tue ich es wirklich: Ich schreie. So laut ich nur kann. So wie Tarzan im Urwald. Oder James Brown auf der Bühne. Oder Olli Kahn zwischen seinen Pfosten. Weil mich hier draußen sowieso niemand hört. Außer ein paar Möwen. Und die tun dasselbe wie ich, die schreien auch. Blöde Viecher.
    Ich bin frei und ungebunden, so wie die Natur mich erschaffen hat. Ich bin ein Mann, ein echter Kerl, die Krone der Schöpfung. Ich kann tun und lassen, was mir gefällt. Und wenn ich beschließe, einfach nicht zum Strand zurückzukehren, sondern immer weiter hinaus aufs offene Meer zu

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