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Billigflieger

Titel: Billigflieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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klar. Es ging gar nicht um mich, sondern nur um sie. Ich hatte daher sowieso keine Wahl. Also schön, Augen zu und durch.
    Die Talasso-Anwendung war sogar noch ganz in Ordnung - abgesehen davon, dass ich mir vorkam wie eine Miesmuschel bei der Befruchtung. Bei der Ayurveda-Massage fühlte ich mich dann wie ein Kopfsalat, allerdings wurde ich nur mit Öl beträufelt, nicht auch noch mit Essig. (Außerdem war die kleine Inderin ein Schmuckstück, leider war sie selbst nicht Teil der Behandlung.) Die heißen Steine, die ein medizinischer Bademeister auf mir ausbreitete, waren auch in Ordnung: So ein paar Verbrennungen dritten Grades sind garantiert gesundheitsfördernd.
    Nur beim Tai-Chi, da war meine Geduld am Ende. Vor mir schwuchtelte ein ungefähr ein Meter sechzig großer Chinese herum, kraulte sich seinen Ziegenbart und erzählte mir etwas über »kosmische Lebensenergie«.
    »Du musst dein inneres Zentrum spüren, weil du dadurch nicht nur gesund, sondern auch unbesiegbar wirst. So wie die Meister im alten China«, erzählte er mir mit gesalbter Stimme.
    Ich habe ihm eine reingehauen. Es sollte nur ein Test sein, von wegen Unbesiegbarkeit. War er nicht, so viel kann ich sagen. Sein Pech, dass ihn niemand darüber informiert hat, dass ich in einer Kleinstadt im Ruhrgebiet aufgewachsen bin und vielleicht keine kosmische Energie habe, aber dafür einen gesunden rechten Schwinger.
    Nina war natürlich entsetzt darüber, weil unser Wellness-Wochenende noch am selben Abend zu Ende war: Die Hotelleitung schmiss uns raus.
    »Du bist ja so ein grober Klotz, Jo«, warf sie mir vor.
    »Aber ich fühl mich jetzt besser. Und das war doch das Ziel des Wochenendes. Wellness halt.«
    Ich dachte, Nina hätte danach kapiert, dass sie mich mit ihrem neumodischen Gesundheitskram in Frieden lassen sollte. Meine Kuranwendungen kommen nun mal aus dem Bierfass, vom Grillrost und aus der Tabakplantage. Das machen Männer seit Jahrtausenden so. Es kann nicht verkehrt sein.
    Ich weiß auch nicht, warum mir diese Geschichte gerade jetzt einfällt. Vermutlich weil mir mal wieder klarwird, dass es der Mann von heute einfach nicht richtig machen kann. Ist unmöglich. Egal, was du tust, es ist garantiert falsch.
    Ich bin das beste Beispiel dafür. Es ist zwar schon öfter mal vorgekommen, dass ich aufgewacht bin und nicht sicher war, wer neben mir liegt. Diesmal aber ist es schlimmer. Ich bin mir nämlich sicher, wer neben mir liegt, und ich weiß auch, dass etwas zwischen uns passiert ist, was niemals hätte passieren dürfen.
    Um es mit Hackis Worten auszudrücken: Ich habe an der letzten Tankstelle vor der Autobahn gehalten und ich habe vollgetankt. Soll heißen, ich habe Katie klargemacht . Ich habe sie rangenommen (und sie mich). Ich habe mit ihr geschlafen. Und um beim Tankstellenbild zu bleiben: Es war nicht einfach nur Benzin und nicht Super , es war so etwas wie Shell V-Power . Die vollen hundert Oktan. Der Tiger im Tank. Mannomann, wenn etwas den Namen Sex verdient, dann das, was wir hinter uns haben.
    Jedenfalls soweit ich mich daran erinnern kann - der viele Alkohol schmälert ein wenig meine Erinnerung. Aber das wiederum ist bei solchen Erfahrungen auf Malle auch ganz normal. (Ich weiß, es gibt verschiedene Meinungen darüber, ob Sex mit Alkohol oder ohne Alkohol besser ist. Aber seien wir doch mal ehrlich: Eine Nacht, wie ich sie gerade erlebt habe, würde man ohne Promille im Blut überhaupt nicht erleben. Insofern stellt sich die Frage gar nicht.)
    Katie schläft übrigens noch. Und sie macht Geräusche dabei. Das wollte ich nur mal kurz erwähnen, schließlich meinen die Leute immer, es seien nur Männer, die seltsame Laute von sich geben. Stimmt aber nicht. Katie zum Beispiel schmatzt, gurgelt und schnarcht.
    In diesem Moment dreht sie sich auf die Seite, patscht mit ihrem Arm in meine Richtung und murmelt im Halbschlaf: »Jo? Bissu da?«
    Sie ist immer noch betrunken. Schnell schiebe ich den Strohballen, den ich in der Nacht als Kopfkissen benutzt habe, zu ihr hin, und ihr Arm sinkt zufrieden darauf nieder.
    »Schön. Da bissu ja.« Sie seufzt, grummelt etwas und versinkt wieder in ihrem komatösen, alkoholseligen Schlaf.
    Höchste Zeit, mich zu orientieren. Ich richte mich also auf und werfe einen Blick in die Umgebung. Wenn ich alles richtig deute, dann liegen wir in einem Olivenhain. Und wenn ich mir sehr viel Mühe gebe, dann fällt mir vielleicht sogar wieder ein, wie wir hierhergekommen sind.
    Die Erinnerung an die

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