Billigflieger
in sie hinein, als wäre sie ein Fernrohr. »Oh, wie schade. Schon leer, das Dings. Ich meine- hicks - die Dose.«
»Außerdem kann ich dich gar nicht mehr betrunken machen, Katie. Bist du nämlich schon.«
»Das stimmts nich, Jo. Das stimmts überhaupt gar nisch. Ich bin nie bedrunken, hörsu? Nie.«
Ich lege meinen Arm um sie, und sie schmiegt sich an meine Seite. »Und selbst wenn. Ich finde dich auch so ganz wunderbar.«
»Wirglisch?«
»Wirklich.«
»Dann darfst du mich jetzt güssen.«
Katie schließt die Augen, spitzt die Lippen und dreht sich erwartungsvoll in meine Richtung.
Und ich? Ich tue es - nicht.
Ich weiß auch nicht genau, warum ich so zurückhaltend bin. Vielleicht, weil mir eine leise Stimme tief in mir drin sagt, dass es besser ist, die Finger von Katie zu lassen. (Und die gleiche Stimme sagt mir auch, dass es einen Grund dafür gibt. Zum Beispiel den, dass ich in - ich rechne kurz nach - genau drei Tagen heiraten werde.)
Katie bleibt fast eine ganze Minute regungslos so neben mir sitzen. Dann aber öffnet sie sehr abrupt die Augen, legt die Stirn in Falten und sieht mich böse an.
»Was ist - hicks - los, Jo?«
»Nichts, Katie.«
»Du magst misch - hicks - in Wirklichkeit gar nicht, odda?«
»Und ob ich das tue.«
Sie seufzt aus tiefstem Herzen, greift dann nach der zweiten Bierdose, reißt sie auf und trinkt. »Ja, ich weiß - hicks«, meint sie dann, »das sagen sie immer alle. Und dun dann doch das Gegen - hicks - teil.«
Ich nehme ihr das Bier ab und trinke selber einen Schluck: »Ich schlage vor, dass wir dich jetzt irgendwo in ein Bett verfrachten, damit du dich ordentlich ausschlafen kannst.«
»Nur, wenns du mitkommst. Ins Bett. Mit mir.«
Ich muss lachen. Ihr Akzent, den sie ungefähr nach dem zehnten von insgesamt etwa zwanzig Bier, die sie im Lauf des Tages getrunken hat, angenommen hat, ist herzerweichend.
»Das geht nicht, Katie. Das weißt du genau.«
»Dann gehe ich nischt ins Bett. Niemals. Dann gehen wir jetzt … tanzen.«
»Und du meinst, das kannst du noch in deinem Zustand?«
»Klar kann ich. Willsu sehn?«
Sie steht auf und beginnt, sich hin- und herzuwiegen, wobei sie sich dabei ziemlich gefährlich dem Rand der Mole nähert. Das Wasser im Hafen ist zwar nicht tief, aber angesichts ihres Zustands tief genug, um sich darin zu ertränken.
Ich springe auf die Beine, was in meiner Verfassung auch nicht ganz einfach ist, und fasse sie an den Händen. »Vorsicht, Katie. Sonst fällst du noch rein.«
»Genau. Ich falle immer rein. Auf Männer. Weil es immer die falschen sind.«
»Das glaube ich dir nicht, Katie. Dafür bist du viel zu … toll.«
»Hicks.«
»Und viel zu schön.«
»Hicks.«
»Und viel zu …«
»Was?«
»Nichts. Lass uns gehen. Ich versuche, ein Hotelzimmer für dich aufzutreiben. Fahren kann jetzt sowieso keiner mehr von uns.«
»Neinneinnein«, sagt Katie entschieden und schüttelt dabei den Kopf wie ein kleines Kind. »Ich gehe jetzt tanzen. Hicks. Obsu mitgommst oder nicht.«
»Also schön. Ganz wie du willst.«
»Will ich. Und weißu, was ich dann mache? Dann mache ich dich auch bedrunken. Dann sin wir beide bedrunken. Un das is viel besser.«
40. Wellness
Wir Männer stehen ja heutzutage vor ganz anderen Herausforderungen als früher. Wenn ich mir allein mal meinen Vater ansehe. Der musste eigentlich nur eines, um meine Mutter zufriedenzustellen: Geld heranschaffen. Ansonsten konnte er in aller Ruhe alt, grummelig und übergewichtig werden.
Wir Kerle von heute dagegen müssen nicht nur Erfolg haben und gut verdienen, wir müssen uns außerdem noch mit Dingen wie Männermode beschäftigen, müssen ins Fitnessstudio gehen und uns Gedanken über Kosmetik machen.
Und warum? Weil die Frauen sich neuerdings um uns Männer kümmern . Ich bin das beste Beispiel. Nina hatte mir zu meinem letzten Geburtstag einen Gutschein für ein Wellness-Wochenende in einem Kurhotel in der Lüneburger Heide geschenkt. Als ich mir das Kleingedruckte durchlas, dachte ich, das Ganze wäre ein Scherz. Neben zwei Übernachtungen in der Luxussuite hatte ich Anspruch auf eine Talasso-Anwendung, eine Ayurveda-Massage, eine Yin & Yang-Heißer-Stein-Behandlung und zwei Personal-Lessons in Tai-Chi.
»Muss ich das machen? Kann ich nicht einfach im Zimmer bleiben und Fernsehen gucken?«, fragte ich Nina.
»Na hör mal, freust du dich etwa nicht? Außerdem mache ich doch mit. Das Ganze ist schließlich für zwei Personen.«
In diesem Moment wurde es mir
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